50 Jahre später: THE VELVET UNDERGROUND & NICO - s/t (LP, Verve, 1967)

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Die berühmteste Banane der Welt findet sich auf dem Cover des Albums, das THE VELVET UNDERGROUND 1966 zusammen mit der deutschen Schauspielerin und Sängerin Nico (bürgerlich Christa Päffgen) aufgenommen haben. Nico galt in den Fünfziger Jahren als erste deutsches „Supermodel“ und pflegte Beziehungen zu Alain Delon, Brian Jones, Jimi Hendrix und Leonard Cohen.

In New York lernte sie Andy Warhol kennen, der nach einem Streit mit seiner Muse Edie Sedgwick Nico zu seiner neuen Inspirationsquelle erkor, sfür sie eine passende Band suchte und diese in THE VELVET UNDERGROUND fand. Andy Warhol gestaltete das Cover und produzierte dieses Album auch. Für das Label Verve Records war die Anwesenheit von Nico ausschlaggebend, damit die Band überhaupt einen Vertrag bekam, sehr zum Missfallen von Sänger und Songschreiber Lou Reed, so dass Nico letztlich nur bei drei Songs singt: „Femme fatale“, „All tomorrow’s parties“ und „I’ll be your mirror“.

Das Cover der limitierten Originalauflage bestand aus einem Siebdruck mit einer schälbaren Banane und dem Hinweis „Peel slowly and see“. In seinen Songs beleuchtete Lou Reed relativ trocken und lakonisch die Schattenseiten New Yorks und Themen aus der Grauzone der Gesellschaft wie etwa Sadomasochismus. So entstand der Titel „Venus in furs“ in Anlehnung an den Roman „Venus im Pelz“ von Leopold Sacher-Masoch. „Femme fatale“ hingegen ist eine Hommage an die wunderbare Edie Sedgwick, eine trinkfreudige Stilikone der Sechziger Jahre aus der besseren Gesellschaft, die sich perfekt in die schrille Selbstdarsteller-Community um Andy Warhol und seine Factory einfügte (auch THE CULT widmeten ihr 1989 einen Song).

Nicht überraschend ist, dass sich auch das Thema Drogenkonsum auf diesem Album findet, in den Songs „Heroin“ und „I’m waiting for the man“, schließlich hatten die Protagonisten der Band reichlich eigene Erfahrungen damit gemacht. Die düstere und experimentelle Musik bildet eine perfekte Symbiose mit der Eindringlichkeit des Gesangs von Lou Reed und Nico.

Der damals noch unbekannte David Bowie erhielt 1966 – also noch vor Erscheinen seines Debütalbums – über seinen Manager Kenneth Pitt eine Testpressung dieses noch unveröffentlichten VU-Albums und war grenzenlos begeistert. Es hatte einen enormen Einfluss auf ihn. So resümierte er 2002: „Alles, was ich wirklich über Rockmusik wissen musste, erschloss sich mir plötzlich durch eine einzige unveröffentlichte Platte. Mit dem Spaß war es nun offensichtlich vorbei.“ Und „Spaß“ ist auf dem Debütalbum von THE VELVET UNDERGROUND nun wirklich nicht die prägende Kernkompetenz.