KREATOR

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Seitan is real

Thrash feiert seit einer Weile schon ein Revival, Bands wie MUNICIPAL WASTE, IRON REAGAN oder INSANITY ALERT zitieren sich durch das, was in den Achtzigern revolutionär war. Parallel dazu sind die Helden von damals wie SLAYER und METALLICA immer noch aktiv. Doch während diese auch immer mal längere Pausen einlegten, waren KREATOR aus Essen, die Helden des „Teutonen-Thrash“, immer aktiv und schaffen seit Mitte des letzten Jahrzehnts das Kunststück, sich nicht – wie andere – letztlich nur selbst zu zitieren, sondern mit jedem Album seit „Enemy Of God“ (2005) – es folgten „Hordes Of Chaos“ (2009), Phantom Antichrist“ (2012) und aktuell „Gods Of Violence“ – immer noch einen draufzusetzen, auch live. Ich traf mich mit Gitarrist und Sänger Mille in einem Essener Café zu Soja Latte und Interview.

Mille, Seitan ist also real? Du hast dich für Seitan und nicht für Tofu entschieden?

Ich bin Seitan-Fan, auf Tofu stehe ich nicht so, davon bekomme ich Magenprobleme. Aber du spielst auf den Song „Satan is real“ an, nehme ich an.

Ach, das heißt „Satan“? Als Veganer leide ich bei einer Band, deren Sänger auch vegan lebt, wohl unter selektiver Wahrnehmung und habe natürlich „Seitan“ verstanden ...

Hahaha, klar. Nein, also der Titel ist natürlich ein Stein des Anstoßes, da wurde ich in vielen Interviews darauf angesprochen, was das denn soll.

Was soll es denn? Wenn alle Welt von „Gott“ redet und den für echt hält, muss nach dieser Denke ja auch Satan real sein.

Wenn man sich mal diese ganzen alten Bands wie VENOM, SLAYER oder POSSESSED gibt, wenn man wie wir seit den Achtzigern entsprechende Texte macht, dann denkt man doch, dass die Leute irgendwann vielleicht checken, was Religion für ein Quatsch ist. Und dann stellt man fest, dass 2016 das Gegenteil der Fall ist: Eine neue Generation von Extremisten ist herangewachsen, Zwanzigjährige sprengen sich in die Luft, weil sie denken, dass sie dann an einen Ort kommen, der besser ist als der, an dem sie sich befinden. Dabei sind das für mich ja von jeher alles Fantasiegestalten, ob nun Satan oder Jesus und wie sie alle heißen. Ich hatte eigentlich nicht vor, 2017 noch so was zu singen, dachte, das wäre obsolet. Leider sind wir an einem Punkt der Geschichte angelangt, wo das Thema Religion immer realer wird – daher der Titel.

Die Schönheit der Aussage liegt für mich darin, dass du angesichts der Offenkundigkeit, dass eine Gestalt wie Satan ein interessantes Produkt menschlicher Fantasie ist, einfach hingehst und „Satan is real“ singst. Das macht die Absurdität noch klarer – du bezeichnest etwas, das nicht existiert, als real.

Genau darum geht es mir! Und im Text heißt es: „There will come a day when all cults demise“ – ich habe die Hoffnung nicht verloren, dass man eines Tages nicht mehr über das Thema Religion reden muss. Dass es eine Welt gibt, in der man bei Null anfängt. Dass man erkennt, dass die Menschen in der Vergangenheit es einfach nicht besser wussten und sich deshalb so die Welt erklärten. Dass die Menschheit einen Punkt erreicht, an dem sie das alles weiß und den nächsten Schritt gehen kann. Das ist zumindest meine Hoffnung.

Und die ist durchaus berechtigt. Ich las kürzlich eine Statistik, aus der klar hervorging, dass die Zahl der religiösen Menschen in Deutschland seit Jahrzehnten zurückgeht und die der Atheisten wächst. Trotzdem hat man den Eindruck, Religion würde immer wichtiger.

Wahrscheinlich gibt es sogar noch mehr Atheisten, als man denkt, nur würden diese Menschen sich nie so bezeichnen. Meine Eltern etwa, die waren nie religiös, die gingen nur aus Tradition in die Kirche. Die haben nie an Gott geglaubt, und wenn die mit uns als Kinder gebetet haben, dann nur, weil die das so gewohnt waren. Und ja, die Atheisten werden mehr, aber in der Wahrnehmung der Menschen wird die Welt immer religiöser und gefährlicher. Die Medien haben daran ihren Anteil, aber auch die sozialen Medien, in denen alle möglichen „Wahrheiten“ verbreitet werden. Ich bin dazu übergegangen, bestimmte Facebook-Profile zu blockieren, die für meinen Geschmack zu reißerisch berichten. Sogar der Spiegel, den ich eigentlich schätze. Doch online sind die mir einfach manchmal zu ... wow! Bei dem Amoklauf in München etwa hatte ich das Gefühl, dass alle Medien darauf aus waren, dass das ein Terroranschlag ist. Von den sozialen Medien fühle ich mich von der Wirklichkeit abgelenkt – und ich möchte nicht ein Teil dieser Panikmache sein. Ich möchte nicht mein schönes Leben damit verdunkeln, dass ich jedes Mal, wenn ich aus dem Haus gehe, Angst habe, dass irgendwo eine Bombe explodiert.

Um so kritisch zu sein, muss man sich selbst ständig hinterfragen.

Ja, man kann immer auf etwas hereinfallen. Aber man muss sich ständig überlegen, was für das eigene Wohlbefinden wichtig ist. Mit diesem Album bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich immer noch politisch informiert sein möchte, aber mich nicht ständig über alles ärgern will. Ich will mehr Zeit haben für unsere Untergrundkultur, Musik, Bücher, Filme. Ich verschließe nicht meine Augen vor der Realität, sondern sehe sie als Inspiration für Texte an. Ich versuche, auf Distanz zu bleiben und mich nicht vereinnahmen zu lassen. Außerdem habe ich ja auch nicht auf alles eine Antwort.

Was von dir bei all den Interviews zum neuen Album aber oft erwartet wird. Brauchen wir wirklich Metal-Sänger, die uns die Welt erklären?

Darum geht es nicht. Reflektierte Menschen, die mit mir sprechen, wollen einfach nur eine andere Meinung hören. Eine, die vielleicht ähnlich ist wie ihre, aber aus einer anderen Perspektive. Das ist wie, wenn ich was von diesen Journalisten lese. Dann möchte ich deren Meinung erfahren, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich darüber ärgere. Es ist ein Austausch. Problematisch finde ich, wenn man nach Dingen gefragt wird, die man einfach nicht erklären kann. Bei Musik geht es um etwas, das mit Worten nicht leicht beschrieben werden kann. Du hörst das Album und findest das toll oder nicht, aber genau erklären, warum das so ist, das kannst du nicht ohne Weiteres, denn es geht um Gefühle. Besser finde ich es, als Musiker nichts zu erklären zu seiner Musik. Doch auf die Art und Weise, wie man nach außen wirkt, wird man doch immer wieder zu bestimmten Themen befragt, etwa Politik. Mit Politik beschäftige ich mich aber nur am Rande, ich weiß oft nicht mal, wer welches Amt hat – trotzdem werde ich über Politik ausgefragt. Ich kann damit leben, aber ich weiß zu dem Thema nicht mehr als alle anderen. Ich möchte aber bei so einer Gelegenheit auch nicht einfach irgendwas abspulen, sondern die Gelegenheit nutzen, was Gutes zu sagen. Dann ist aber die Zeit knapp, man hat nur eine halbe Stunde, und hinterher liest man das Interview und denkt sich: „Ach, so habe ich das doch gar nicht gemeint“, da werden Sachen aus dem Kontext gerissen. Oder wenn ich Interviews lese, die ich in den USA gebe ... da gelte ich als Kommunist. Dabei bin ich weder Kommunist noch sonst was, gerade derzeit kann ich mich gar nicht so genau orientieren. Die Zeiten sind komplizierter, als sie mal waren. Klar, bestimmte Dinge gehen gar nicht, bei anderen möchte ich aber erst mal überlegen dürfen und nicht pauschal urteilen. Ein Schwarz-Weiß-Denken schränkt ein, auch wenn man für sich die vermeintlich richtige Position eingenommen hat.

Es wäre also schön, nur sein Album veröffentlichen zu können, die Musik, die Texte, das Artwork wirken zu lassen und nichts zu erklären? Man weiß ja auch nicht, was Picasso oder Dalí über ihre Bilder zu sagen hatten.

Dazu weiß man in der Regel das, was man bei einer Museumsführung erklärt bekommt. Da bekommt man dann eine Vorstellung davon, in welchem Kontext ein Bild entstanden ist. Aber was ist wichtiger? Dass ein Bild auf dich wirkt, ohne dass du es erklärt bekommst? Oder dass es erst wirkt, wenn man es erklärt bekommt? Das ist wie bei „Satan is real“, da muss ich mir anhören, das sei doch klischeehaft. Doch wenn man sich nur eine Sekunde mit der Band beschäftigt, ist sofort klar, dass das keinen Klischee-Inhalt hat. Und so kommt es, dass ich so einen Text erkläre, auch wenn ich am liebsten nichts erklären würde. Oder erst in zwei Jahren. Und manchmal, da bin ich ehrlich, denkt man sich bei einem Text auch gar nicht so viel, wie später da reininterpretiert wird. Das soll abgehen, das soll brutal sein, eine katharsisartige Explosion von Emotionen.

Also einfach auf die Kacke hauen, weil es Spaß macht, ohne viel nachzudenken?

Absolut! Genauso funktioniert die Musik bei mir auch. Das sind zwei Seiten: entweder du nimmst dir die Texte, liest sie mit, interessierst dich für die Details – oder du stehst bei einem Festival vor der Bühne und grölst einfach die Slogans mit.

Siehst du dich mehr zum Erklären genötigt, seit du vor ein paar Jahren angefangen hast, verstärkt Interviews jenseits der klassischen Metal- und Musikpresse zu geben? Das ist ja nicht das „typische“ Bild eines Thrash-Band-Sängers, das kennt man eher von so „Diskurs-Bands“.

Im Metal werden oft Dinge besungen, die Fantasiegeschichten sind, mit denen ich mich als Zuhörer beschäftigen kann oder auch nicht. So wie man sich auf einen Fantasyfilm einlässt oder eben nicht. Und dann gibt es Bands, mit denen ich oft in Verbindung gebracht werde, deren Texte okay sind, aber auch eher einfach gestrickt. Und da war ich froh, als Ausnahme angesehen zu werden, und dass sich auch mal jemand meine Texte durchliest und erkennt, dass da noch eine andere Ebene vorhanden ist. Das hatte zur Folge, dass ich „feuilletonisiert“ wurde. Das hat Vor- und Nachteile. Fühle ich mich in der Rolle wohl? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sind die Interviews dadurch vielschichtiger geworden, so dass man sich über Fragen jenseits der klassischen Metal- und Thrash-Metal-Themen unterhält. Ich finde es spannend, die Welt aus der Sicht von jemandem zu deuten, der in der Rock- und Metal-Szene sozialisiert wurde. Damit können sich viele Leute identifizieren. Denn so sehr ich Punkrock und Hardcore liebe, so sehr nervt es mich manchmal, dass immer wieder betont wird, welch großen Einfluss auf Mode und Kultur sie gehabt hätten. Und Metal nicht? Das stimmt nicht! Metal ist viel einflussreicher, als man denkt, da vermischt sich viel mit anderen Stilen. Und smarte Typen wie auch Party-Saufnasen gibt es im Metal genau wie in anderen Szenen.

Aaron Turner von ISIS wird die erste Verwendung des Begriffs „thinking man’s metal“ zugeschrieben.

1992 wurden KREATOR, wurde ich mal vom britischen Metal-Magazin Kerrang! so bezeichnet. Ich fand das ganz gut, war ich damals doch großer Fan der Prog-Rock-Band RUSH, die laut eigener Aussage „thinking man’s rock“ machten, aber andererseits ist „thinking man“ doch kein Attribut. Ja und? Jeder sollte nachdenken! Sind alle anderen Trottel? Um aber auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Ich finde es schön, mit so vielen Journalisten reden zu können, möchte aber auch nicht in eine Sonderrolle gedrängt werden. Ich stelle mich ja auch einfach auf die Bühne und brülle ins Publikum: „Bringt euch alle um!“ Das bin auch ich, und das widerspricht sich nicht. Das sind verschiedene Facetten meiner Person, über die ich gerne Auskunft gebe. Ich möchte mich nicht vor irgendeinen Karren spannen lassen.

Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten Kontakt mit Thrash-Metal? Als Jugendlicher hat man ja einen ganz unreflektierten Zugang zu musikalischen Phänomenen, vor allem in der Zeit, bevor es Internet gab.

Als ich anfing, Metal zu hören, gab es eigentlich nur KISS. Das war totales Theater und meine erste Begegnung mit Rock. Dann kamen IRON MAIDEN, die schon etwas bodenständiger waren. Die hatten zwar dieses Monster, aber die Klamotten, die die auf der Bühne trugen, konnte ich mir auch in dem New-Wave-Punk-Laden in Altenessen kaufen. Und dann kamen METALLICA, die sahen genauso aus, wie wir auch rumliefen. Da machte sich also viel an Äußerlichkeiten fest, aber auch musikalisch hatte man den Eindruck, dass das, was die da machen, gar nicht so schwer ist, dass man sich das auch selbst ausdenken kann. EXODUS, METALLICA, SLAYER, die spielten Riffs, die waren nicht so kompliziert wie das, was IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST machten. Die waren näher dran an uns. Die politischen Themen wiederum kamen über Umwege, etwa bei „Master Of Puppets“, wo das angedeutet wurde. Andererseits hatte ich Freunde in der Punk- und Hardcore-Szene aus der Zeche Carl, aber das waren „die Älteren“. Wir waren die Jüngeren, wir hörten andere Musik, doch zu Bands wie INFERNO, GBH und DEAD KENNEDYS hatten auch wir einen Bezug. Bei „Pleasure To Kill“ hatten wir eigentlich schon alles ausgereizt, was es so an fantastischen Themen gibt, es ist ein total verrücktes Album, das wahrscheinlich deshalb so viele Leute mögen. Es ging darum, verschiedene Arten des Tötens zu beschreiben. Ich war damals 17, 18 ... Dann wollte man sich weiterentwickeln und das Politische kam ins Spiel. Wir schrieben „Toxic trace“, und das ganze „Terrible Certainty“-Album war durchmischt mit politischen Themen. Thrash Metal mochte ich damals wegen seiner – und das sage ich, obwohl ich den Begriff wegen der falschen Assoziationen eigentlich hasse – „Bodenständigkeit“ und Authentizität, wobei auch „authentisch“ so ein ausgereizter Begriff ist. Man hatte einfach einen Bezug dazu. Wir waren Fans dieser Musik! 1985 spielten SLAYER in Holland, wir fuhren hin, waren früh dran – und haben mit Tom Araya zusammen Kaffee getrunken. Genauso war das bei EXODUS. Wir stellten uns als KREATOR vor, die nahmen uns ernst – und über Umwege führte das dazu, dass wir dann auch in Deutschland akzeptiert wurden. Die deutsche Presse hat KREATOR anfangs nicht gemocht. Die standen auf HELLOWEEN – und wir waren an den Instrumenten eben nicht so gut wie die. Angesichts dessen empfinde ich heute auch eine gewisse Genugtuung.

Eine beeindruckende Inszenierung ist euer Bandfoto, du mit Adlerflügeln, echt over the top. Was hat es damit auf sich?

Wir sehen das als Kommentar zur Dekadenz unserer westlichen Gesellschaft. Ich finde nichts langweiliger als die Normalität. Und wenn man die Chance hat, sich zu inszenieren, dann muss hinterher auch den Mut haben, sich den Reaktionen zu stellen. Ich weiß, dass das Foto polarisiert. Und wenn es nach mir gegangen wäre, wäre auf dem Foto sogar noch mehr passiert, haha.

Ist das nun einfach nur „Boah, geil!“, oder totaler Trash, oder einfach nur sehr schön inszeniert?

Das Vorbild sind unter anderem die Fotos von Robert Mapplethorpe. Wir haben aber Robert Eikelpoth, dem Fotografen, große künstlerische Freiheit gelassen. Robert ist der Sohn eines bekannten Düsseldorfer Fotografen, die haben ein ganz klassisches Studio, und da wurden schon viele berühmte Schauspieler fotografiert, aber auch DIE TOTEN HOSEN. Wir hatten viele Fotos gesammelt, um ihm zu zeigen, in welche Richtung das gehen soll, auch so Sachen aus den Zwanzigern und so. Im Video zu „Gods of violence“ ist diese Ästhetik meiner Meinung nach noch etwas gelungener umgesetzt. Und dass ich da so als Weltenherrscher mit Adlerflügeln dargestellt bin, das ist genauso übertrieben beabsichtigt, es ist eine Überspitzung, eine Inszenierung. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Und diese Ästhetik passt exakt zum Album, das ist genauso opulent und over the top. Damit wollen wir das altbekannte Thrash-Metal-Ding auf ein anderes Level bringen. Ob das nun jedem gefällt, ob man kritisiert, dass das nicht mehr purer Thrash ist, das ist eine andere Sache. Und ich möchte auch nicht mehr ausdrücken als dieses Dekadente unserer Kultur. Wir haben neben diesem Adlerfoto mit Robert Eikelpoth auch noch normale Bandfotos gemacht. Die waren innerhalb einer Stunde fertig, da stehen wir vor einer Wand, sehen hart aus – aber das ist ja auch schon wieder ein Klischee. Wie man’s macht, man kann nur verlieren, haha.

Sobald ich ein Foto von dir sehe, sehe ich eine Inszenierung – privat bist du ganz anders.

Stimmt. Klar, die Person auf der Bühne bin auch ich, aber das ist auch eine Kunstfigur, und die trenne ich von dem normalen Mille. Wäre ich die ganze Zeit dieser Typ von der Bühne, wäre ich ja verrückt. Es muss also auch eine Privatperson geben, doch die kennen eben nur die Leute, die mich privat kennen. Andererseits inszeniere ich für die Bühne nichts, was ich nicht auch bin, das ist ja kein Fake. Ich inszeniere eine übertriebene Version meiner selbst. Ein Schauspieler, der einen Mörder spielt, ist selbst kein Mörder, aber er spielt den ziemlich überzeugend. Man denke nur an Peter Lorre in „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Ich finde, viel zu wenige Musiker nutzen diese Chance, sich zu inszenieren. Täten sie das, könnte das noch viel mehr Facetten einer Person zum Vorschein bringen. Die müssten sich einfach mehr trauen.

Andererseits geht es um Authentizität, um Ehrlichkeit, gerade auch im Punk und Hardcore.

Ja, von ein paar Ausnahmen mal abgesehen, gibt es einen bestimmten Code, wobei diese Street Credibility auch wieder zum inszenierten Klischee werden kann. Also auch da gibt es die Bühnenpersönlichkeit und die private. Ich kenne viele Musiker, und am irritierendsten finde ich immer die, die hinter der Bühne nicht aufhören können, die zu sein, die sie auf der Bühne darstellen.

Mit so Adlerflügeln kommt man doch bei dir im Altbau auch schlecht durchs Treppenhaus.

Lass mich dazu anmerken: das mit den Flügeln war nicht meine Idee, sondern die des Fotografen, haha.