40 Jahre später: THE CLASH - The Clash (LP, CBS, 1977)

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Das CLASH-Debütalbum war eine meiner ersten Punk-Platten überhaupt. Ich habe sie wohl so circa 1981 gekauft, da war das Ding schon drei, vier Jahre alt. Der Weg in die Provinz war eben weit. Aufgenommen wurden die meisten der 14 Songs im CBS Studio 3 im Februar 1977. Die Gesamtkosten der Produktion beliefen sich auf gerade mal 4.000 Pfund. Das Cover gestaltete der polnische Künstler Rosław Szaybo. Das Frontcoverfoto von Kate Simon zeigt seltsamerweise nur drei der vier Mitglieder. Schlagzeuger Terry Chimes (aka Tory Crimes) hatte die Band beim Fototermin schon verlassen und wurde deshalb nicht mit abgelichtet. Das Foto der rennenden Bobbys auf der Rückseite entstand bei den 1976er Unruhen beim Notting Hill Carnival und diente auch als Inspiration für den Song „White riot“.

Der „CLASH-Sound“ war zu der Zeit einzigartig, die beiden kongenialen Gitarristen und Songwriter Mick Jones (er spielte eine Les Paul) und Joe Strummer (Telecaster) kreierten einen Sound für die Ewigkeit: rauh, dreckig, eindringlich und trotzdem eingängig. Von Strummers einzigartiger Stimme ganz zu schweigen. Bassist Paul Simonon, Drummer Terry Chimes und sein Nachfolger Topper Headon würde ich als grundsolide bezeichnen. Die Mischung macht’s.

Die Songtexte sind nicht revolutionär, aber zumindest sehr zeit- und gesellschaftskritisch. Der Opener besingt „Janie Jones“, die in den 1970ern ein Hurenhaus in London führte. „Remote control“, nach der „Anarchy“-Tour mit den SEX PISTOLS geschrieben, hat Zensur und Konzertverbote zum Thema. „I’m so bored with the USA“ prangert die zunehmende Amerikanisierung Großbritanniens an, „White riot“, zugleich die Debütsingle, handelt vom Klassenkampf. „Career opportunities“ beschreibt die katastrophale wirtschaftliche Lage in England, mit wenig erfüllenden, schlecht bezahlten Jobs. In „Protex blue“, gesungen von Mick Jones, geht es um eine Kondommarke der Siebziger. „Police & thieves“ ist ein Coversong von Lee Perry, und „Garageland“ eine humoristische Ohrfeige für einen Kritiker, der die Band in ihre „Probegarage“ zurückschicken wollte.

Die US-Version, seltsamerweise in den Staaten erst ein Jahr nach dem zweiten Album „Give ’Em Enough Rope“ im Jahr 1979 veröffentlicht, enthält eine andere Tracklist, da die CBS mehr „Radiofreundlichkeit“ einforderte. Es fehlen „Deny“, „Cheat“, „Protex blue“, „48 hours“ und „White riot“ in der Originalversion. Dafür drauf sind „Clash city rockers“, „Complete control“, „White riot“ (re-recorded), „(White man) In Hammersmith Palais“, „I fought the law“ und „Jail guitar doors“. Hierbei kamen neben Lee „Scratch“ Perry noch drei weitere Produzenten zum Einsatz.