MACSAT

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Das letzte Hemd hat keine Taschen

Die Münsteraner MACSAT singen in dem Song „Das letzte Hemd“ auf ihrem neuen Album „Schnaps & Liebe“ gegen Konsumterror an und plädieren für die Maxime „Weniger ist mehr“. Sänger Claas König, der auch Ring Of Fire Records betreibt, ging für uns noch etwas mehr ins Detail.

Wohin man auch schaut, überall stößt man auf Werbung, ob im Fernsehen, im Internet, auf der Straße und auch in diesem Punkrock-Fanzine. Dabei sind die Inhalte generell sehr unterschiedlich, es gibt beispielsweise Hinweise auf kulturelle Veranstaltungen, Aufrufe zu Spendenaktionen oder – und das sind mit Abstand die meisten – Werbung für Produkte. Die Absicht dahinter ist aber immer die gleiche, die Menschen sollen zu einem bestimmten Handeln bewegt werden. Man wird beeinflusst, bewusst oder auch unbewusst: Dieses Parfüm macht dich unwiderstehlich! Dieser Rasierer macht einen richtigen Kerl aus dir! Ohne diese Versicherung nimmt dein Leben kein gutes Ende! Auf dieser Internetseite findest du alles, wovon du jemals geträumt hast! Gerade heute im digitalen Zeitalter, wo einem das Konsumieren per Mausklick so leicht gemacht wird, wie es nur geht, kann das Kaufen für manche sogar zur Sucht werden. Bezahlt werden kann häufig auch später. Und wenn einem die Ware doch nicht gefällt oder man erstaunlicherweise nicht genug Geld auf dem Konto hat, dann schickt man sie eben einfach wieder zurück. Konsum als schnelle Befriedigung.

Wenn man ganz ehrlich ist, dann hat wahrscheinlich fast jeder von uns ab und zu den Wunsch, bestimmte materielle Dinge zu besitzen, die er oder sie eigentlich gar nicht unbedingt benötigt. Also Gegenstände, die einem einfach nur Freude bringen sollen, wenn man sie betrachtet oder benutzt, und die für die Bewerkstelligung des Alltags nicht vonnöten sind, oder zumindest nicht in dieser Form oder Anzahl.

Bei mir sind das zum Beispiel Schallplatten und Musikinstrumente. Wahrscheinlich besitze ich von beidem überdurchschnittlich viele, aber dennoch freue ich mich über jede weitere LP, die ich mir kaufe, weil sie mich begeistert. Was bei mir nun die Musik ist, das kann bei anderen Menschen eine neue Sportausrüstung sein, und bei wieder anderen schlägt das Herz vielleicht bei Autos höher. Geschmäcker und Vorlieben sind nun einmal unterschiedlich und es ist nicht einfach zu beurteilen, was noch verhältnismäßig ist oder schon verschwenderisch oder gar purer Luxus.

Dass man sich durch den Erwerb materieller Güter den Alltag zwischen Arbeit und Schlaf etwas versüßen will, ist an sich ja auch nicht verwerflich, aber wie bei so vielen Dingen im Leben kommt es auf das richtige Maß und die Beachtung der Auswirkungen an. Wir wissen, die Erde und die Ozeane versinken im Müll. Aktuell hat Unicef bekannt gegeben, dass allein in Afrika momentan 1,4 Millionen Kinder vom Hungertod bedroht sind. Und was machen wir? Wir kaufen uns einen neuen Fernseher, nur weil er vier Zoll größer ist als der alte. Wir kaufen uns das neueste Smartphone, einfach weil es so üblich ist. Ich kaufe mir eine neue Gitarre, obwohl ich schon fünf an der Wand hängen habe. Diese Form von Egoismus findet sich nicht nur in reicheren Gesellschaften, es ist eher ein generelles Problem der menschlichen Natur. So feiert sich beispielsweise der Präsident von Simbabwe selbst mit einer zwei Millionen Euro teuren Geburtstagsparty – während sein Volk hungert. Leiden müssen am Ende fast immer die Ärmsten der Armen, die sich nicht wehren können und die aufgrund von Profitgier oder Geiz-ist-geil-Mentalität unter katastrophalen Arbeitsbedingungen ausgebeutet werden.

Diese Welt wird immer komplexer und vernetzter, vieles lässt sich nicht mehr einfach in richtig oder falsch unterteilen, aber man kann versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen, gemäß dem Satz „Tue Gutes und rede darüber“. Man kann sich dem Markenwahn widersetzen und sich zum Beispiel anstelle des neuen iPhones für das Fairphone entscheiden oder einfach mal ein gebrauchtes nehmen. Man kann bei Lebensmitteln mehr Wert auf Qualität und Herstellungsmethoden als auf den Preis legen. Noch funktionstüchtige Sachen kann man anderen geben, anstatt sie wegzuwerfen. Teilen, leihen, verschenken, das alles kann sogar Spaß machen und soziale Bindungen stärken, außerdem schont es die Umwelt. Wie schon mein Opa Willi früher gesagt hat: „Das letzte Hemd hat keine Taschen und man nimmt nichts mit ins Grab!“