20 Jahre später: HATEBREED - Satisfaction Is The Death Of Desire (Victory, 1997)

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„Fuck the new shit, we’re gonna do old shit!“ Jamey Jastas Ausdrucksweise war bereits 2003, als er mit HATEBREED beim With Full Force auftrat, nicht gerade eine der gehobeneren Art. Auf der Bühne ging aber die Post ab. Auf diese Ansage des im KREATOR-Shirt auftretenden Energiebündels folgte „Puritan“. Der knapp zweiminütige Brecher stammt von ihrem Debüt „Satisfaction Is The Death Of Desire“. Ich war erst 16 Jahre jung, als ich von der Schweiz mit dem Zug zum WFF nach Sachsen gereist war, und nun standen HATEBREED im Anschluss an NAPALM DEATH und vor SIX FEET UNDER auf der großen Bühne. Es war der für mich bis dahin größte Pit und vielleicht bis heute der staubigste – unglaublich. Man muss sich mal vorstellen, dass damals, im Jahr 2003, die Songs des zweiten HATEBREED-Albums „Perseverance” (2002) noch zum „neuen Scheiß“ gehörten. Es war dann auch der Song „Puritan“, welchen ich als blutiger Gitarrenanfänger rauf und runter spielte.

Nun gut, bei dem Gig auf dem WFF waren bereits sechs Jahre vergangen seit der Veröffentlichung von „Satisfaction Is The Death Of Desire“ auf Victory Records. 14 Songs in 26 Minuten, hier gibt es keine Kompromisse, keine Umwege. Es war wohl eines der ersten Alben, die den metallischen Hardcore in den Mainstream katapultierte. Natürlich gab es MERAUDER, bei denen neben Hardcore Oldschool-Death- und Thrash-Metal-Elemente dominierten, oder EARTH CRISIS, die sicherlich inspirierend wirkten, und den metallischen NYHC von MADBALL. Doch erst HATEBREED vermischten Killer-Riffs mit schnellen Hardcore- und schleppenden Mosh-Parts. Das war der Schlüssel: Simple, aber enorm druckvolle Riffs! Trotz des Hardcore-Punk-Einschlags groovet jeder Song und hat sicherlich auch aktiv seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Pits immer brutalere Gestalt angenommen haben. Ganz zu schweigen von den unzähligen Nachahmerbands wie FULL BLOWN CHAOS, SWORN ENEMY und Co., die dieses Album auf den Plan gerufen hat – im positiven Sinne!

Den Titel „Satisfaction Is The Death Of Desire“ fand ich allerdings immer schon komisch, und auch heute noch erschien er mir je nach Kontext problematisch. Klar, für HATEBREED heißt das vielleicht so etwas wie: „Sei nie zufrieden, Kämpfe immer weiter“. Aber für wen kämpfen? Für sich? Für die anderen? Titel wie „Betrayed by life“ und „Burn the lies“ mit Textzeilen wie „All that I have for you is hate“ stehen nicht nur sinnbildlich für den nicht sehr fantasievollen Bandnamen, sondern auch für alles, was danach und bis heute folgte. Feindbilder schaffen, sich beklagen, Hass verbreiten und gelegentlich einen auf dicke Hose machen ... mithin die Kehrseite eines Meilensteins im Hardcore.