BLACK MAGIC SIX

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Tod und Teufel

An die zehn Jahre schon sind BLACK MAGIC SIX aus Finnland aktiv, drei Alben veröffentlichten sie („Evil Acupunction“ 2008, „Doomsday Bound“ 2010, „Brutal Blues“ 2013), und mit dem vierten heißt es nun „Choose Death“. Sie spielen einen seltsam zurückhaltenden und dennoch packenden Crossover aus kaputtem Blues, Rockabilly und Garagepunk, der durch die simple Zweierbesetzung (Jukka Taskinen – Gesang & Gitarre, Japa – Drums) seine Reduziertheit erhält und dennoch Platz lässt für Handclaps und mehrstimmigen Gesang – zumindest auf Platte. Jukka Taskinen beantwortete meine Fragen.

„Hell“, „Evil“, „Death“, „Doomsday“, „Satan“ in euren Song- und Albumtiteln, und eine klassische Zeichnung eines Teufels auf dem Cover – warum seid ihr so fasziniert von der „dunklen Seite“?

In der Popkultur hatte der starke Dualismus zwischen Gut und Böse schon immer eine inspirierende Wirkung – was ja auch verständlich ist. Aber bei uns geht es nicht nur um „gut“ oder „böse“ in spiritueller Hinsicht. Unser Song „Doomsday bound“ ist fast eine politische Anklage dessen, wie alles den Bach runtergeht. Mit „Tag des jüngsten Gerichts“ bezeichnen wir es im Finnischen, zuzusehen wie alles schiefgeht und am Arsch ist. Aber hör dir nur mal den alten oder traditionellen Delta-Blues an, du wirst feststellen, es sind bereits dieselben Themen. Wir verpacken es nur ein bißchen anders, um es unserer Musik anzupassen. Natürlich ist nicht zu leugnen, dass sich über die „dunkle Seite“, die viel interessanteren Songs schreiben lassen als über das stinknormale Leben, das ich führe.

Ist Finnland nicht ein recht religiöses Land, in dem es also keinen Teufel ohne Gott geben kann? Wie passt „satanistischer“ Rock’n’Roll da rein? Und gibt es religiöse Rockbands, die wir kennen sollten?

Eigentlich ist Finnland ein säkulares Land, außer in den ländlichen Gegenden, also ist hier eigentlich niemand irritiert oder geschockt, wenn du ihm mit Satanismus kommst. Von christlichen oder religiösen Bands aus Finnland habe ich keine Ahnung. Es gibt ein paar Folk-Bands, die an die alten finnischen Götter glauben oder so ... aber das ist nicht unser Ding.

Von allen Bands auf Svart Records seid ihr wahrscheinlich die, die am wenigsten als Metal zu bezeichnen ist. Warum fühlt ihr euch bei dem Label trotzdem wohl?

Da ich ja selbst für Svart arbeite, kann ich dir sagen, dass wir da in guter Gesellschaft sind. Svart veröffentlicht auch Jazz, Elektro, Punk und andere Musikrichtungen. Klar, die erfolgreichsten Bands des Labels sind Metal-orientiert, aber wir fühlen uns echt wohl und gut umsorgt. Und ich bekomme als Mitarbeiter ja hautnah mit, was das Label für uns tut, hehe.

Was gefällt dir am besten daran, dass ihr ein Duo seid? Und was würdet und könntet ihr anders machen, wenn ihr – wie euer Name nahelegt – zu sechst wäret?

Tatsächlich waren wir zu Beginn zu sechst und nannten uns J-TAN & THE BLACK MAGIC SIX. Doch ohne ersichtlichen Grund hatten einige der Jungs keine Zeit oder kein Interesse mehr weiterzumachen. Also waren nur noch Lew an den Drums und ich übrig. Wir haben kurz darüber nachgedacht, unseren Namen in „Black Magic Two“ zu ändern, aber das klang ziemlich schwach. Wir haben’s dann einfach bei der Six im Namen gelassen. Auf unseren Alben haben wir allerdings coole Gastmusiker – Gitarristen, Backgroundsänger, Percussionisten und so weiter – also sind da letztendlich doch mehr als zwei Leute zu hören. Wir sind auch schon als BLACK MAGIC SIX BIG BAND aufgetreten, mit sechs Leuten auf der Bühne, aber das heben wir uns für spezielle Anlässe auf. Ich möchte das absolut nicht ausschließen, dass wir in Zukunft mal eine Tour zu machen, bei der wir mit mehr Musikern auf der Bühne stehen. Mal sehen ...

Kannst du uns fünf Alben nennen, die verstehen helfen, wo ihr musikalisch herkommt?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Lass uns doch einfach festhalten, dass BLACK MAGIC SIX brutal sind, etwas primitiv, aber manchmal auch eine sehr überraschend groovige Mischung aus Punk-Blues mit einer netten Prise Garage-Rock und vielleicht ein bisschen schwarzem Humor.

Da bei dem Album ja kein Textblatt beiliegt: Gib mir doch bitte eine kurze Inhaltsangabe von drei eurer Songs:

„Dance with me, Satan“ Die Geschichte dahinter ist so was wie das Gegenteil von einem Totentanz. Das hat nichts mit Religion oder Okkultismus zu tun, sondern ist eher gemeint wie ein Aufgeben der Welt, die sich dem Untergang nähert. Satan ist ein Synonym für Krieg, Hunger, Tod und Schmerz. In Wahrheit ist es doch so, „Satan“ bittet nicht dich zum Tanz, sondern er wird von dir oder in diesem Fall der Menschheit aufgefordert.

„Grease the machine“ Wir hatten den Song erst ohne Text geschrieben. Dann fiel uns aber auf, dass uns der Song etwas an POPEDA erinnert, eine legendäre finnische Rockband aus den späten Siebzigern. Das konnten wir nicht ignorieren und verfassten eine Hommage an den Originaltext von POPEDA, wo es um einen Penner geht, ein menschenfeindliches Arschloch ohne jegliche Hoffnung. Aber irgendwas bringt ihn ihn doch immer dazu weiterzumachen. Nach dem Motto: „Hör nicht auf, die Maschine zu schmieren, und hau weiterhin den Kopf gegen die Wand.“

„16 tons of misery“ Textlich gesehen ist das ein Blues-Song im Robert Johnson-Style. In der imaginären – oder auch wirklichen – Blues-Welt geht grundsätzlich alles schief. Davon handelt auch der Song: Alles läuft falsch und das Gewicht der Welt, 16 Tonnen pures Leid, lasten auf deinen Schultern. Und du kannst nicht mal mehr deine Seele an den Teufel verkaufen. Soll heißen: Unser Protagonist hat einen ganz, ganz schlechten Tag.