WE RIDE

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Auf das Leben!

Die 2009 gegründeten WE RIDE sind eine der wenigen europäischen Bands, die es im Laufe der Jahre zu einem Release bei Victory Records geschafft haben. Sie kommen aus Vigo im äußersten Westen Spaniens, nahe Portugal, sind seit spätestens 2010, als ihr erstes Album „Directions“ auf dem US-Label Chorus Of One erschien, international bekannt, und der Nachfolger „On The Edge“ von 2012, der parallel in Deutschland auf Farewell Records und in Brasilien auf Seven Eight Life veröffentlicht wurde, brachte die Band um Sängerin Mimi auf die Bühnen von über dreißig Ländern in verschiedenen Kontinenten. Das neue Album „Empowering Life“, von Alex Cappa in Madrid aufgenommen und von Cameron Webb abgemischt, ist ein mitreißendes Oldschool-Hardcore-Album. Borja Trigo (Gitarrist) beantwortete meine Fragen.

Wie habt ihr es geschafft, bei Victory unter Vertrag genommen zu werden? Ich schätze, ihr seid so ziemlich die einzige europäische Band auf dem Label.

Als wir mit unserem Album fertig waren, zeigten wir es unserem Freund, Andrew Neufeld von COMEBACK KID. Er mochte es sehr, und schickte es an Victory.

„Empowering Life“ wurde mit Alex Cappa in Madrid aufgenommen. Warum wolltet ihr mit Alex zusammenarbeiten? Und warum habt ihr für den Mix Cameron Webb ausgewählt?

Alex ist einer der besten Produzenten in Spanien. Es ist sehr entspannt, mit ihm zu arbeiten, und er weiß einfach, wie man während der Aufnahme das Beste aus Musikern rausholt. Cameron Webb hat mit vielen unserer Lieblingsbands zusammengearbeitet – die Entscheidung, ihn unsere Platte mischen zu lassen, fiel uns also nicht schwer.

Wie habt ihr als Band zusammengefunden und euch auf euren musikalischen Stil geeinigt habt?

Wir alle kannten uns schon, seit wir 15 oder 16 waren. Bei den Konzerten in unserer Stadt waren wir immer mit Abstand die Jüngsten. Wir haben alle in Bands gespielt – Punk, Rock oder Metal –, also beschlossen wir, uns zusammenzutun und eine Hardcore-Band zu gründen.

Spanien leidet immer noch unter der Finanzkrise, die vor acht oder neun Jahren angefangen hat und sich besonders auf die jüngere Generation auswirkt.

Es war echt hart. Die Arbeitslosenquote bei jungen Leuten liegt bei knapp 50%. Viele unserer engsten Freunde haben keinen Job und können kaum ihre Miete oder die monatlichen Rechnungen bezahlen.

Wie viel politische Meinungsäußerung steckt in eurer Musik? Engagiert ihr euch auf irgendeine Art sozial oder politisch?

Wir sind eine Hardcore-Band, also verarbeiten wir natürlich politische Inhalte in unseren Texten. Wir unterstützen viele soziale Projekte, aber wir unterstützen keinerlei politische Aktivitäten. Auch wenn’s traurig ist: Ich denke, alle spanischen Parteien – egal ob links oder rechts – sind derselbe Scheiß.

Wie ist das Leben und besonders die Szene in Vigo?

Vigo ist ein fantastischer Ort zum Leben. Wir haben hier Berge, unglaublich schöne Strände und viel Kultur ... Das einzige Problem ist nur, dass die Leute keine Arbeit und somit kein Geld haben. Die Szene selbst ist sehr klein. Es kommt selten vor, dass mehr als fünfzig Leute zu einem Konzert einer kleinen Band kommen, aber immerhin sind wir dadurch alle gute Freunde.

Wenn ich mir Vigo auf der Landkarte anschaue, dann scheint das der abgelegenste Ort in Europa zu sein, von dem aus eine Band touren kann. Andererseits seid ihr näher an New York und Südamerika dran ...

Das stellt uns echt vor Herausforderungen. Wir haben kürzlich unsere Europatour gestartet und für das erste Konzert mussten wir fast 3.000 Kilometer weit fahren. Durch diese Lage müssen wir jedes Jahr viele Angebote für Wochenendshows oder Festivals ablehnen.

Wie ist es um die Hardcore-Szene in Spanien allgemein bestellt?

Leider ist die spanische Hardcore-Szene eine der schlechtesten in Europa. Es gibt eine Menge guter Bands, aber wie ich schon sagte, wir sind weit entfernt von den guten Shows, Touren und Veranstaltungsorten. Dazu kommt noch, dass es hier keine Booking-Agenturen gibt. Für eine neue Band, die auf Europatour gehen möchte, heißt das, selbst einen Bus und eine Backline mieten, Merch drucken und so weiter. Es ist also sehr, sehr teuer ... es kostet mindestens dreimal so viel wie etwa in Deutschland.