ABRISS

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Angepisst und meist dagegen

Wer ein Öhrchen für dreckigen Hardcore- und noch dreckigeren Deutschpunk hat, sollte sich das Debüt „Abriss“ von ABRISS aus Dortmund/Münster nicht entgehen lassen. Auf dem Album treffen mächtige Gitarren auf schrammelige Rhythmen, knappe Textzeilen auf klare Ansage, trifft Wut auf Hass. Die jungen Herren spielen sonst auch bei MANN KACKT SICH IN DIE HOSE, WE LAUGH, DISMALFUCKER oder NERVOUS BREAKDOWN. Heute geht es aber nur um ABRISS, die nebenbei mit „Deutschpunk ihr Pisser“ einen Songtitel haben, der das das Zeug zur Catchphrase hat. Gitarrist Alex beantwortete meine Fragen.

Alex, ihr könnt ja schon so einiges an musikalischer Vorgeschichte aufweisen, wie wurde daraus ABRISS?

Wir kennen uns alle schon seit Ewigkeiten von Konzerten, auf die man als junger Freund von Hardcore und Punk so geht. Maz und ich kommen aus der gleichen Stadt und haben uns eben über die Musik gefunden. Simon kannte man von NERVOUS BREAKDOWN und Ingo hat man regelmäßig auf den Shows im VEB Siegen getroffen. Dann hat Maz mich irgendwann gefragt, ob ich noch Zeit für eine Band habe. Hatte ich eher nicht, aber Maz meinte, das wäre okay, er hätte selber keine. Dann haben wir so eine kleine Band gegründet, in die bald auch Simon eingestiegen ist. Nach einigen Proben haben wir uns aber wieder aufgelöst. Dann waren Maz und ich erst mal durch mit dem Thema, aber Simon blieb hartnäckig und hat so lange genervt, bis wir uns dann noch mal zusammen aufgerafft haben. Dann kam eben noch Ingo dazu. Wir haben dann in ca. drei Proben 15 Songs gemacht, die klangen einfach wie Abriss, daher der Name. Aufgenommen, fertig. Ganz gut, dass der Simon so penetrant war.

In welchem Dunstkreis bewegen sich ABRISS? Deutschpunk? Hardcore-Punk? Irgendwo zwischen ABFUKK und BOMBENALARM, Achtziger-US-Hardcore oder ist das eh alles egal, weil es nur Etiketten sind?

Keine Ahnung, wir machen einfach. Ich wollte ganz gerne als zweite Platte eine reine Blues-Scheibe machen, aber das setzt sich irgendwie nicht so richtig durch. Wir verfolgen da keinen Plan, wie das klingen soll. Wir proben zusammen und am Ende klingt das so, wie es klingt. Wenn hinterher jemand ein Label draufsetzen möchte, bitte. Nach unserem ersten Konzert meinte irgendwer, wir wären voll die Mackerband. So ist das mit den Schubladen, sucht man sich nicht aus.

500er-Auflage, davon 150 Platten mit besiebdruckter B-Seite, jeder Song ein Knaller und mitten ins Gesicht. Wie geht das weiter?

Die zweite Platte wird kommen. Wir haben schon den Anspruch, mit minimalem Aufwand maximalen Output zu generieren. Die ersten Songs sind ja in ganz wenigen Proben entstanden, das soll auch so weitergehen. Bei der Generalprobe für unsere Releaseshow sind schon wieder eher zufällig sechs neue Songs entstanden. Noch zwei, drei Proben, dann sollte die zweite Platte stehen. Wir proben eben bewusst nicht so oft, das soll ja alles nicht in Arbeit ausarten.

Wie ist das mit den Texten? ABRISS sind angepisst und meist dagegen. Wollt ihr auch was verändern?

Die Texte kommen halt einfach so raus, ungefähr so wie die Musik. Da möchte ich auch nichts zu erklären, die kann man ja nachlesen und dann stehen die für sich. Irgendwie sind Texte ja auch ein notwendiges Übel, damit der Sänger was zu tun hat. Wobei ich sagen möchte, dass dafür die Qualität der Texte natürlich ausgesprochen hoch ist.

Bei der wenigen Zeit und dem minimalen Aufwand: Ist da so was wie eine Tour drin?

Wir sind da alle nicht abgeneigt, haben aber zur Zeit keine konkreten Pläne, was eine Tour angeht. Wir spielen jetzt erst mal ein paar einzelne Shows an den Wochenenden. Wir werden sehen, ist ja auch immer einfach so viel los.

Wie siehst du aktuell die Lage der deutschen Hardcore-Punk-Szene? Aufreger, No-Gos, Errungenschaften, geile Sache etc.

Da stecken wir alle nicht mehr so 100% drin beziehungsweise mit zunehmendem Alter interessiert es einen auch irgendwie nicht mehr. Nervige Leute, Shit Talk, Trends und dicke Eier gibt’s fernab von irgendwelchen Szenen auch. Das wird sich wohl auch im Hardcore nie ändern. Wenn man jetzt böse wäre, würde man sagen, dass auch guter Hardcore aus Deutschland immer seltener wird, da sich die Leute mehr in Richtung Black Metal oder Noise orientieren. Braucht kein Mensch. Vielleicht kriegen wir aber auch einfach nichts mehr mit, seitdem wir nur noch Eighties Wave und BLONDIE hören.