35 Jahre später: THE VANDALS - Peace Thru Vandalism (LP, Epitaph, 1982)

Foto

Manche Spielarten des Punk nehmen sich schlicht zu ernst, um sonderlich komisch zu sein. Dies kann man den VANDALS, der erste Epitaph-Release neben der Hausband BAD RELIGION, nicht vorwerfen, nehmen die doch nichts ernst. Auf ihrer Debüt-12“-EP wandeln sie in der Absicht, sich über alles lustig zu machen und dabei Spaß zu haben, wie es der 2005 verstorbene Sänger Stevo es formulierte, auf einem schmalen Grat. Denn dazu zählte auch, in „H.B. Hotel“ witzelnd über sexuelle Gewalt gegen Frauen zu singen.

Der Humor von THE VANDALS ist in seinen besten Momenten unnachgiebig provokant, grenzüberschreitend und ironisch, hier aber nur sarkastisch und misogyn. Dass man mit diesen „rape lyrics“ sogar die eigenen Grenzen überschritten hatte, erkannte auch der heutige Bandkopf Joe Escalante, so dass auf aktuelleren Wiederveröffentlichungen dieser Song fehlt. Escalante ist mittlerweile im katholischen Konservatismus angekommen und ließ die VANDALS für die US Army im Irak aufspielen. Der in den Jahrzehnten angesammelte Ballast dieser EP wird nicht weniger. Dabei ist das musikalisch guter, abwechslungsreicher kalifornischer Punk, produziert vom damals begehrten Thom Wilson, der eine gute Balance zwischen Intensität und Eingängigkeit fand.

Gleich im ersten Song wird ein Monsterbreak aufgefahren, bei dem schnell klar wird, dass man sich hier auf dem Pfad Richtung Hardcore bewegt. Im folgenden „Urban struggle“, in dem ironisch der Wunsch, ein Cowboy zu sein, besungen wird, versucht man sich am musikalischen Ausdruck von Komik in Form eines galoppierenden Schlagzeugs. Nun ja. Die Texte sind Zeitdokumente der Szene rund um das Cuckoo’s Nest in L.A., dessen Besucher ständig mit den Gästen des benachbarten und dem Country zugetanen Zubie’s in Streit gerieten, wobei die Polizei sich dann schlagstockschwingend auf die Seite der Cowboys stellte. Letztendlich musste das Nest bereits vor dem Release dieser EP schließen, auch wegen des Vorfalls, den die VANDALS in „The legend of Pat Brown“ vertonten. Der titelgebende Punker saß in seinem Auto vor dem Club, als zwei Cops in Zivil ihn kontrollieren wollten. Brown soll die an ihm zerrenden Polizisten als Raubüberfall aufgefasst haben, mit seinem Auto durchgestartet sein, einen in der Tür eingeklemmten Polizisten mit sich geschleift und andere auftauchende Polizisten überfahren haben, die letztendlich auch noch auf seinen Wagen schossen. Mit solchen Texten spielte man dann 1985 auch ein Soli-Konzert für die Young Republicans. Aber vielleicht betrachtete man die Band auch einfach als Unternehmen und als solches sei man den Republikanern zugetan. So zumindest begründete Keith Morris seinen damaligen Auftritt mit den CIRCLE JERKS dort.