Gut einkaufen

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Pop Art Tonträger, Wuppertal

Schlechtes Wetter animiert zum Plattenhören, und das gibt es in Wuppertal genug. Das setzt allerdings den Besitz entsprechender Platten voraus. Für den vinylschätzenden Menschen offenbaren sich angesichts der geografischen und kulturellen Sandwichlage Wuppertals zwischen den Ruhr- und Rheinmetropolen dabei günstige Bedingungen. Neben Cargo im Stadtteil Vohwinkel hält sich seit mittlerweile zwanzig Jahren Pop Art Tonträger, seit fünfzehn Jahren ist man in der Hochstraße 67 in Elberfeld, fünf Minuten Fußweg entfernt von der Innenstadt. Ein Plattenladen mit „High Fidelity“-Charme, in dem man sich auf 120 Quadratmetern mit zwei Verkaufsräumen durch ein großes, schlüssig sortiertes Secondhand Angebot durcharbeiten kann, Schnäppchen und Cheapo-Boxen inklusive. Kein Hipsterkram, keine ranzigen Bananenkisten. In den letzten Jahren ist auch die Neuwarenabteilung um einiges gewachsen, was die Inhaber Astrid Broerse und Manos Varthalitis auch auf die positive Resonanz auf den Record Store Day zurückführen. Die Stammkundschaft wird jünger, beobachten sie.

Zum RSD und zu Veranstaltungen im Viertel veranstaltet Pop Art auch Lesungen und Schaufensterkonzerte mit lokalen Musikern. Neben Platten, CDs, Tapes, DVDs und VHS-Kassetten liegt der Schwerpunkt auf Secondhand Büchern. Es gibt Belletristik, Sachbücher und (Achtung: Geheimtipp!) eine Kinder- und Jugendbücherecke, die dem plattenkaufenden Elternteil einen zeitlichen Puffer fürs Reinhören bringt. Astrids Faible für Handarbeiten liefert außerdem Nachschub für Deko- und Geschenkeschnäppchen vom gehäkelten Topflappen in Vinyldesign bis zum Kuschelpimmel (heißt wirklich so!).

Für einen stationären Laden ist die Preispolitik fair und insbesondere beim gebrauchten Vinyl dem Zustand angepasst. Als Nicht-Mint-Only-Käufer oder Besitzer einer Plattenwaschmaschine kann man hier manches Schätzchen für kleines Geld erbeuten. Auch die Konditionen für den Ankauf sind okay. Ein Tausch ist ebenfalls möglich, hilft aber wenig, wenn man den Laden hinterher mit mehr Ware verlässt, als man zu Hause ausmisten wollte. Der Verfasser dieser Zeilen spricht da aus Erfahrung. Wer den Laden virtuell von innen sehen möchte, der schaue entweder das neue Video von SDP zum Song „Millionen Liebeslieder“ oder„White motherfucker“ von SOULPUNK. Im Pop Art stimmt das Gesamtpaket von Angebot, Preisen, Beratung, Stimmung und Atmosphäre. Wenn’s nicht zu voll ist, kann man mit Astrid und Manos ein Schwätzchen halten und fachsimpeln. Ein im Stadtteil verwurzelter Familienbetrieb von Überzeugungstätern mit Musik als Lebenskonzept, die sich auch vorstellen können, mit siebzig Jahren noch hinter der Ladentheke zu stehen. Von mir aus gerne!