NOODLEBRAIN SHOWS

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Freud und Leid des Konzertveranstalters

Konzerte sind für viele Fans das Salz in der Suppe. Viel zu oft vergisst man dabei aber, wie viel Arbeit in der ganzen Organisation steckt, dass es im Hintergrund Menschen gibt, die den D.I.Y.-Gedanken leben und mit Herzblut und ohne finanzielle Interessen viel Zeit investieren, um anderen einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Menschen wie die beiden Szene-Haudegen Berni und Dominik von Noodlebrain Shows, die in unregelmäßigen Abständen Pop-Punk-Konzerte in der Region Oberhausen/Duisburg organisieren.

Warum ausgerechnet Pop-Punk?

Berni: Weil es die Musik ist, die ich selbst am liebsten höre, damit bin ich groß geworden. Und nach Jahren als Konzertbesucher überlegt man eben, wie man selbst seinen Teil dazu beitragen kann.

Dominik: Im Pop-Punk geht es oft um gute Laune, und das gefällt mir. Und ich kann fast alle Lieder nach Schema F automatisch mitsingen, haha.

Pop-Punk wird ja immer wieder für tot erklärt. Warum lebt Pop-Punk trotzdem noch?

Berni: Es ist eine zwar kleine, aber gut vernetzte Szene. Fast schon wie eine kleine Familie, die zwar überall verstreut ist, aber wo sich doch irgendwie jeder kennt. Und so was lässt man nicht sterben.

Dominik: Weil die Musik so wunderschön und zeitlos ist, eben klassischer Rock’n’Roll. Allerdings haben daran auch Labels wie Monster Zero oder RTTB-Records einen Riesenanteil. Oder Leute wie Lars von NEON BONE, der seit ein paar Jahren das Puke-Fest in Münster macht, bei dem sich die Speerspitze des Pop-Punk die Klinke in die Hand gibt. Und natürlich wegen uns.

Wie ist Noodlebrain Shows entstanden?

Berni: Kennen gelernt haben wir uns über Sulle von den RICHIES, der Dominik damals zu einem Privatgig von TEENAGE BOTTLEROCKET auf dem Grundstück der NIMRODS in Oberhausen mitgebracht hat. Mein erstes Konzert habe ich im April 2011 mit CHIXDIGGIT veranstaltet. 2013 folgten dann Shows von Kepi Ghoulie mit den SONS OF BUDDHA, den QUEERS und TEENAGE BOTTLEROCKET, die allerdings alle privat liefen, da es sehr kurzfristige Termine oder „Day Offs“ waren. Als CHIXDIGGIT dann 2014 wieder eine Tour angekündigt hatten, habe ich mir überlegt, dass ich öfter öffentliche Shows organisieren sollte. Und so entstand dann Noodlebrain Shows. Später ist dann Dominik dazugestoßen.

Dominik: Unser erstes gemeinsames Konzert als Team Noodlebrain waren die YUM YUMS im Druckluft-Café in Oberhausen. Ausverkauft, also knapp 120 Zahlende, das ist übrigens Konzerveranstalterdeutsch für Gäste.

Berni: Da kam sogar jemand extra aus Frankreich angereist. Im Anschluss konnten wir den Bands dann auch noch mehr Geld geben, als ursprünglich vereinbart war.

Wie kam es zu dem Namen und eurem Logo?

Berni: Ich habe mehrere Abende zu Hause beim Bierchen drüber nachgedacht, war dabei in meinen Gedanken aber zunächst sehr auf einen RAMONES-Hintergrund fixiert. Das ist aber alles schon ziemlich ausgelutscht. Nebenbei lief immer Musik und dann kam auf einmal „Noodlebrain“ von den QUEERS. Da war mir klar, das ist der richtige Name. Unser Logo stammt von Ole von den EVIL O’BRIANS aus Braunschweig, seine großartigen Artwork-Verdienste für die Pop-Punk-Szene sind ja auch schon im Ox gewürdigt worden.

Macht ihr selbst Musik? Ist das hilfreich oder sogar notwendig, wenn man Konzerte professionell organisieren will?

Dominik: Ja, sicher machen wir beide Musik, allerdings in unterschiedlichen Bands. Berni spielt bei den ELVIS PRESLEY HOUND DOGS und ich bei THE FLATULINEES, WHAT ELSE?! und anderen. Natürlich ist es von Vorteil, in einer Band zu spielen, denn dann erfährt man zwangsläufig, was gar nicht geht beziehungsweise was besser geht auf Konzerten. Klingt verrückt, aber eine Kiste ungekühltes Bier und schlechter Sound sind nicht immer ausreichend. Im Grunde geht es uns immer um das Rundum-sorglos-Paket für die Bands, sprich: gute Kommunikation vor der Show, vernünftige Schlafmöglichkeiten, ordentlicher Sound, wenig Stress, viel Publikum, Wertschätzung, passende Vorbands, ausreichend Platz für Merch bei der Show, leckeres Essen, bei Bedarf auch vegan, und vor allem, ausreichend Getränke. Ganz ehrlich, habe ich alles schon in unterschiedlichen Kombinationen mehrfach nicht gehabt.

Was bringt bei dieser „Arbeit“ den größten Spaß und was nervt am meisten?

Berni: Den meisten Spaß macht es eigentlich, einen Anlass zu schaffen, wofür die Leute mal wieder von ihrer Couch aufstehen und selbst ihren Spaß haben. Natürlich ist es auch interessant, die eine oder andere Band näher kennen zu lernen. Schade ist nur, dass man aufgrund der Organisation am Abend selbst oftmals nicht viel von den Auftritten mitbekommt.

Dominik: Mich nerven Bands, die zu spät kommen. Der größte Spaß ist, wenn beim Gig selbst alles rundläuft und man viele fröhliche, zufriedene Gesichter sieht.

Was war bisher das größte Desaster?

Berni: Einen wirklichen Reinfall haben wir zum Glück noch nicht erlebt, etwas frustrierend ist allerdings, wenn wie etwa bei der Show von den MURDERBURGERS aus Schottland und RATIONAL ANTHEM aus den USA nur 17 zahlende Besucher da sind. Aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.

Gab es Bands, die sich als schwierig erwiesen haben?

Berni: Bisher nicht, es war immer alles sehr entspannt mit den Bands. Die einen stellen mehr Anforderungen, die anderen weniger, aber bisher war alles absolut machbar und problemlos. Vielleicht auch ein Vorteil der kleinen, familiären Szene, da man sich über mehrere Ecken meistens irgendwie kennt.

Dominik: Vor drei Jahren hab ich mal den Rider von ALKALINE TRIO gelesen, da fliegt dir aber der Hut weg, haha.

Mit euren Aktivitäten kann man wahrscheinlich keine Reichtümer anhäufen, oder?

Berni: Reichtümer und Pop-Punk? Das passt nicht zusammen. Hier stehen das eigene Hobby und der Spaß im Vordergrund. Man tut auch selbst was für die Szene, ob als Musiker, Konzertveranstalter, Fanzinemacher oder was auch immer. Wenn man alles Bisherige bilanzieren würde, kommen wir vielleicht auf eine knappe Kostendeckung. Da ist aber kein einziger Cent für den Zeitaufwand eingerechnet. Und auch keine Kosten, die für Übernachtung oder Frühstück anfallen, wenn die Bands privat bei uns pennen.

Dominik: Und überhaupt, irgendeiner muss es ja tun. Es ist halt so ein Szeneding, das sehr viel mit alten und neuen Freundschaften zu tun hat. Im Pop-Punk sind aber auch alle extrem nett, das macht es sehr einfach. Letztens haben wir eine Show mit den FLANDERS 72 aus Brasilien gemacht, die haben hier gepennt und die Wohnung sauberer hinterlassen als sie vorher war. Das sind wahre Freunde!

Wie regelmäßig seid ihr aktiv?

Berni: Eher unregelmäßig. Es kommt eben immer drauf an, welche Bands gerade auf Tour sind, und ob es dann auch bei uns zeitlich passt. Wir haben schließlich auch noch eigene Jobs, da dieses Hobby ja auch irgendwie finanziert werden muss. In der Regel streben wir so drei bis vier Konzerte pro Jahr an.

Altes Streitthema GEMA: notwendiges Übel oder einfach nur Schwachsinn?

Berni: Ein leidiges Thema. Da wir die Konzerte über die jeweiligen Locations ausrichten, wird der bürokratische Teil dann größtenteils von denen übernommen. Grundsätzlich halte ich die GEMA gerade im Hinblick auf Live-Musik aber für sehr hinderlich. Das Geld, was für die Gebühren draufgeht, wäre wesentlich sinnvoller eingesetzt, wenn es eins zu eins an die Bands gehen würde. Außerdem hält es auch viele Veranstalter ab, mehr Live-Musik anzubieten.

Welche Band hat euch bisher am meisten beeindruckt?

Berni: Ehrlich gesagt war ich am meisten von den QUEERS beeindruckt.

Dominik: Die YUM YUMS. Leck mich fett, super Band. Und die Ally von den SPAZZYS, die hat gekifft wie ein Bagger und danach schön sechzig Minuten lang Achtel auf dem Schlagzeug gespielt. Sehr beeindruckend, beides.

Wie wichtig ist heute das richtige Networking? Ohne Kontakte läuft fast nichts mehr, oder?

Berni: Networking ist so ein scheißneumodischer Begriff. Ich würde es eher als funktionierende Szene bezeichnen. Eine Hand wäscht die andere. Der eine spielt in einer Band und kann spontan als Vorband einspringen, ein anderer verkauft für dich die Karten im VVK, jemand anderes schreibt einen Artikel über dich, der andere fotografiert bei den Shows ... Es funktioniert einfach, und die Kontakte entstehen mit der Zeit automatisch.