Punk Art #5: Jochen Mönig „Fritte“

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In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Jochen Mönig alias Fritte aus Düsseldorf. Fritte kenne ich schon fast so lange, wie es das Ox gibt, von ihm stammt auch das bis heute verwendete Ox-Logo.

Bitte stell dich vor. Name, Alter, Beruf, Szeneaktivitäten, wie und wann zu Punk/Hardcore gekommen?

Ich heiße Jochen Mönig, im Szenekontext wohl eher als „Fritte“ bekannt. Ich lebe und arbeite als freiberuflicher Illustrator und Designer in Düsseldorf. Die meiste Zeit zeichne ich Storyboards für Werbeagenturen und Videoproduktionen. Anfang der Achtziger ging das bei mir musikalisch mit Punk los, der wurde aber zügig von Hardcore abgelöst, weil schneller und derber. Parallel dazu galt es, das internationale Szene-Netzwerk zu entdecken und intensiven Austausch zu pflegen. Das war in der Vor-Internet-Zeit doch um einiges komplizierter und langwieriger, führte aber nicht zuletzt gerade deshalb zu bis heute andauernden Freundschaften. Über die Jahre entstehen dann unzählige Illustrationen für Fanzines, Konzerte, Labels, Bands, etc. Mit dem Umzug nach Düsseldorf 1988 wurden es dann mehr Partys, mehr Konzerte, mehr Kontakte, mehr Illustrationen, mehr Alles. Heute zeichne ich fast ausschließlich für unsere Siebdruckposter-Website Spiegelsaal.net.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?

Die Zeichnerei fiel mir immer leicht, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich damit mal meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Erst als es darum ging, ein Studium zu beginnen, kam das Thema, mangels anderer Möglichkeiten, ernsthaft aufs Tablett. Hat geklappt.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?

Was den Job betrifft, 100% digital. Mein erstes Grafiktablet kaufte ich 1996 und dürfte damit einer der ersten Illustratoren gewesen sein, die den Schritt Richtung Computer gewagt haben. Leider gab es oder kannte ich damals niemanden, der einem hätte Tipps geben können. Nun war mir D.I.Y. ja nicht neu, aber der Moment, in dem ich herausfand, was „Ebenenmodus: Multiplizieren“ bedeutet, hat mein Leben verändert. Hahaha. Als Ausgleich zur Pixel-Schubserei oder um einfach Ideen festzuhalten, nutze ich aber nach wie vor gerne alle möglichen und unmöglichen grafischen Techniken, von Zeichnung bis Holzschnitt, von Ölmalerei bis Frottage.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen? Falls ja, welche? Erzähl!

Ich habe ganz klassisch Grafikdesign studiert, keine Ahnung wie der Studiengang aktuell heißt, und darf mich Diplom-Designer nennen, das hat aber eigentlich nie jemanden interessiert. Meinen Job als Storyboard-Artist habe ich aber während und nach dem Studium als Assistent eines Kollegen erlernt. Was man wirklich für den Job braucht, lehrt keine Schule. Praxis schlägt Theorie. Fakt! Das Meiste rund um Illustrations- und Drucktechniken habe ich mir aus Interesse selber beigebracht und das wird auch niemals aufhören, denn als Illustrator/Zeichner lernt man wunderbarerweise nie aus.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?

Zu viele. Sich als Zeichner zu entwickeln bedeutet: Augen auf. Lebenslanges Lernen, das Beobachten von Trends, Experimentieren mit alten und neuen Techniken und das Analysieren der Arbeiten anderer KünstlerInnen. Wichtig waren auf jeden Fall alle Arten von „Schundheftchen“ und Zeichentrickfilme. Außerdem muß man als Storyboard-Artist auf Zuruf eigentlich alles zeichnen können, da besorgt man sich dann mit der Zeit Unmengen von entsprechendem Referenzmaterial und ist gut im Training. Eigentlich gibt es überall etwas Interessantes zu entdecken, was mehr oder weniger bewusst oder unbewusst in die eigene Arbeit einfließt. Nicht viel anders als in der Musik, nur ohne engstirnige Fans. Bei folgenden Namen, ohne spezielle Reihenfolge, schaue ich immer noch gerne genauer hin: Alex Toth, José Muñoz, Alberto Breccia, Sergio Toppi, Jaime Hernandez, Serge Clerc, Hanco Kolk, Bruce Timm, Craig Mullins, J.C. Leyendecker, Ralph Steadman, Bernie Fuchs, Dan Milligan, Mitch O’Connell, Jim Flora, Celestino Piatti, Claire Wendling, Jan Lenica, W. und G. Stenberg, Hans Hillmann und ganz viele der aktuellen Gigposter-Artists ...

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form, Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?

Seit 2005 gestalte ich Siebdruck-Konzertposter, zuerst mit Andi und Günni von Slowboy, ab 2014 dann zusammen mit Torsten Jahnke unter dem Namen „Spiegelsaal“. Wir haben auch einen Webshop. Die von uns designten und gedruckten Poster sind limitierte, signierte Siebdrucke und kosten ab 25 Euro. Daneben gibt es ab und an Holz- und Linolschnitte. Originale verkaufe ich eigentlich nicht.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?

Als Storyboard-Artist arbeite ich nach klaren Vorgaben durch Werbeagenturen und Videoproduktionen. Bei den Postern ist es ein Mix aus Anfragen von Bands, Management oder Veranstaltern und Eigeninitiative, bei der wir auf Bands zugehen, für die wir gerne was gestalten würden.

Was ist mit Ausstellungen? Gab es welche, wird es welche geben? Wann und wo?

Es gibt eine Vielzahl von Ausstellungen rund um die ganze Gigposter Szene. Fixpunkte sind dabei die europäischen „Flatstock poster conventions“ in Hamburg und Barcelona, aber auch Festivals wie das Le Guess Who? in Utrecht. In letzter Zeit kommen verstärkt Museen und Ausstellungsräume hinzu, wobei die Poster da eher als eine besondere Form der Illustration vorgestellt werden. Mit „Poster-O-Rama“ gibt es jetzt auch eine als Wanderausstellung konzipierte Veranstaltung mit weit über hundert Postern von ca. dreißig europäischen Studios, die interessierte Veranstalter und Ausstellungsorte anfragen können. Die aktuellen Termine, bei denen man meine Arbeiten live besichtigen kann, finden sich auf der Spiegelsaal-Website.

Was gibt dir deine Kunst emotional?

Die komplette Bandbreite. Von totalem Glücksgefühl – selten – bis hin zu Wut und Frust – zu oft – ist alles dabei. Das muss aber auch so sein.

Deine Website?

Online findet man mich unter spiegelsaal.net sowie auf instagram.com/jochenmoenig und bei moenig-illustration.de

... und welchen Künstlerkollegen würdest du gerne auch mal in dieser Artikelserie im Ox sehen? Name, Website, Mailadresse?

Jan Meininghaus. Unter anderem macht er Artworks für KREATOR, aber auch massig andere, vielfältige Illustrationsarbeiten. Schau mal auf jan-meininghaus.de