SONIC SURF CITY

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Big in Japan

Der europäische Bubblegum-Surf-Pop-Punk steht in Japan traditionell hoch im Kurs. Dass dies nach wie vor gilt, davon konnten sich die schwedischen Haudegen SONIC SURF CITY gerade persönlich überzeugen. Im August ist ihr neues Album „Épico“ mit zahlreichen eingängigen Hymnen auf dem japanischen Label Waterslide erschienen. Das wurde dann auch noch mit einer Japantour gebührend gefeiert. Bassist Stefan Andersson berichtete dem Ox von vielen japanischen Besonderheiten.

Stefan, ihr habt gerade eine Japantour erfolgreich hinter euch gebracht und habt dabei auch auf einem Pop-Punk-Festival gespielt. Welche japanischen Bands kannst du aktuell empfehlen?

Das Festival war der offizielle Tour-Abschluss. Ausverkauft und mit einem unglaublichen Publikum. Alle sangen mit und sie kannten fast alle Texte von uns, einfach fantastisch. Allein bei dem Festival spielten mehr als zehn Bands und wir waren die einzige, die nicht aus Japan kam. Meine Lieblingsband in Japan sind definitiv PELOTAN, die sind großartig, sowohl live als auch auf Platte. Wir sind schon 2014 mit ihnen durch Japan getourt. Leider konnten sie das in diesem Jahr nicht wiederholen, aber immerhin waren sie beim Festival mit dabei. Darüber hinaus sind auch die SO-CHO PISTONS und THE WIMPY’S großartige japanische Bands, die man als Pop-Punk-Fan unbedingt auf dem Schirm haben sollte.

Und welche Orte sollte man auf jeden Fall in Japan besuchen?

Wenn du in Tokio bist, musst du auf jeden Fall die Viertel Harajuku und Shimokitazawa besuchen. Einfach nur ein bisschen abhängen, dort wird es nie langweilig. Ich persönlich mag auch Osaka, eine großartige Stadt. Während der Tour hatten wir einen freien Tag, den wir zu einem Besuch von Kyoto nutzten. Eine der wenigen japanischen Städte, die noch eine Fülle von Gebäuden aus der Vorkriegszeit aufweisen, eine wirklich sehenswerte Stadt mit vielen Tempeln.

Was sind die größten Unterschiede zu Europa?

Der größte Unterschied ist wahrscheinlich die übergenaue Pünktlichkeit. Es gibt so gut wie keine Verzögerungen. Wenn der Veranstalter sagt, dass wir um 22 Uhr auf der Bühne stehen, dann stehen wir tatsächlich Punkt 22 Uhr auf der Bühne. Bei den Konzerten ist das gesamte Personal äußerst entgegenkommend. Jeder stellt sicher, dass alles einwandfrei funktioniert. Keine beschissenen Backlines, keine überforderten Mixer, alles total professionell. Und das Publikum ist phänomenal. Sie kommen zu den Konzerten, weil sie auf die Band abfahren, und das zeigen sie dir auch. Sie gehören quasi zur Show dazu. Niemand, der nur an der Bar rumsteht und auf cool oder desinteressiert macht. Sie tanzen, springen, singen und verbreiten gute Laune, einfach nur klasse.

Was waren die merkwürdigsten Speisen, die ihr in Japan zu euch nehmen musstet?

Ich esse eigentlich nie merkwürdige Dinge, von denen ich nicht weiß, was es ist. Trotzdem habe ich mir auf der Tour Salmonellen eingefangen. Ich bin schon daran interessiert, unterschiedliche Gerichte zu probieren, auch lokale Spezialitäten. In Japan war das zum Beispiel Rinderzunge, das war aber eher die Ausnahme. In Japan haben wir tatsächlich oft Sushi gegessen.

Sind euch während der Tour auch kuriose Geschichten passiert?

Auf dem Flug nach Tokio mussten wir einen ungefähr vierstündigen Stopp in Dubai einlegen. Wir hatten schon im Flugzeug ordentlich gesoffen. Am Flughafen fanden wir dann noch eine Bar, in der wir das Gelage fortsetzten. Wir waren am Ende so voll, dass es eigentlich ein Wunder war, dass wir wieder an Bord durften. In Japan war das Konzert in Nagoya dann ein Alptraum. Es war zwar eine tolle Show und das Publikum war genial, aber die Klimaanlage in dem Laden war ausgefallen, und das am heißesten Tag des Jahres. Es war wie in der Sauna, ich hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Als wir hinterher zur Bar gingen, waren da wirklich riesige Schweißpfützen vom Publikum auf dem Boden, unglaublich. Und in Osaka war der Club so voll, dass es dort am Ende gar keine Luft mehr gab. Du hast es am Ende nicht mal mehr geschafft, dir eine Zigarette anzuzünden, weil der Sauerstoff gefehlt hat. Und als wir nach dem Konzert im Hotel waren, hörten wir draußen Einheimische, die lauthals unsere Songs sangen. Das sind dann die Augenblicke, bei denen du weißt, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat.