TEQUILA & THE SUNRISE GANG

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Neue Impulse für die alte Tante Ska

Mittlerweile sind TEQUILA & THE SUNRISE GANG aus Kiel eine Institution in der hiesigen Musiklandschaft, nun machen sie sich mit dem neuen Album „Of Pals And Hearts“ auf, der alten Tante Ska neue Impulse zu geben. Zeit für ein paar Fragen an Sänger René.

Wenn ich es richtig sehe, gibt es euch schon 17 Jahre ... das ist eine ziemlich lange Zeit. Macht ihr die zwanzig noch voll?


Das hoffen wir doch! Auch nach 17 Jahren macht es immer noch genauso viel Spaß wie am ersten Tag. Durch die persönliche Entwicklung und die Vergrößerung unseres Reisegebiets – und dazu auch der Bühnen – eigentlich sogar noch ein bisschen mehr. Also wenn die Leute uns in drei Jahren noch hören und unsere Konzerte besuchen mögen, sind wir auf jeden Fall dabei.

In der Rückschau, was hat sich an der Band und am Musikgeschäft in den letzten anderthalb Jahrzehnten am meisten verändert?

Ein Schlagwort ist auf jeden Fall Digitalisierung. Wir haben schon immer Wert auf eine schöne Albumgestaltung gelegt und produzieren auch weiterhin Vinyl, aber die digitale Verbreitung hat den alten Medien einfach den Rang abgelaufen. Ein recht fader Beigeschmack dabei ist, dass Musik dadurch nur noch eher beiläufig konsumiert wird und für viele Menschen keinen großen Stellenwert mehr hat. Es ist einfach alles zu jeder Zeit verfügbar. Die Ambition, sich mit einem Album bewusst zu beschäftigen, sucht man heute bei vielen Leuten vergeblich. Schockt der Song nicht sofort, wird weitergeklickt.

Ihr habt vor kurzem mit den BEATSTEAKS zusammen gespielt. Wie war es und welche Highlights gab es in all den Jahren noch für euch?

Das war wirklich großartig, mit seinen Jugendidolen die Bühne zu teilen und die Menschen einmal persönlich kennen zu lernen – und ja, sie sind wirklich so nett, wie man es sich vorstellt. Zum anderen haben wir für unsere Auftritte auch von den Zuschauern ein wirklich tolles Feedback bekommen. Und wenn man so was von so einem eingeschworenen Publikum wie den BEATSTEAKS-Fans bekommt, ist das schon etwas echt Besonderes. Aber generell sind Support-Auftritte für Bands, die man selber so sehr abfeiert, immer ein großes Highlight. Ob die Mad Caddies oder Less Than Jake, das ist immer der Hammer.

In meiner Wahrnehmung hattet ihr es gerade am Anfang im sehr von Hardcore- und Punk geprägten Kiel auch mal mit Naserümpfen zu tun, weil ihr im Vergleich ja relativ poppig klingt. Das scheint aber einer „Anerkennung fürs Lebenswerk“ gewichen zu sein. Seht ihr das genauso?

Klar, haben wir von Zeit zu Zeit ein Naserümpfen gespürt und auch den einen oder anderen Seitenhieb einstecken müssen. Das war in unseren Augen aber nie dramatisch und wir haben immer versucht, das nicht zu sehr an uns heranzulassen. Wir finden es eher traurig, dass die Kieler Musikszene untereinander so was hervorbringt. Wir haben uns von Anfang an als Teil dieser Szene gesehen und versucht, uns mit anderen Kieler Bands zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen – auch wenn wir musikalisch schon etwas ausbrechen. Ob sich das in eine Form von Anerkennung gewandelt hat, ist schwer zu beurteilen. Falls es so ist, freuen wir uns sehr, falls jemand uns einfach nicht mag, können wir das voll verstehen.

Und wie ist es mit dem „Korsett“ Ska-Punk nach all denen Jahren? Fühlt ihr euch mit der Genrebezeichnung wohl? Und gibt es nicht mal die Lust, etwas ganz anders zu machen?

In unserer Musik fühlen wir uns sehr wohl, nur in der Bezeichnung leider nicht so sehr. Wir kriegen oft den Hinweis, dass die Leute uns anfangs nicht hören wollten, weil der Stempel „Ska-Punk“ drauf ist. Der Großteil gibt uns dann aber ein sehr positives Feedback zu unserer Musik und ist oft sehr überrascht, was sich dann hinter dieser Schublade verbirgt. Außerdem nehmen wir uns alle Freiheiten, in unserer Musik auch einfach mal in andere Genres abzudriften. Ob straighter Rock, entspannter Reggae, Crossover-Ausbrecher oder auch Dixieland – wir fühlen uns in keiner Weise eingeengt und machen generell einfach das, worauf wir Bock haben. Schubladendenken ist doch sowieso total out, oder?

Ihr habt in den letzten Jahren das „Jamel rockt den Förster“-Festival unterstützt, seid musikalisch-politisch aber zurückhaltender. Musik und Politik – passt das zusammen bei Tequila & The Sunrise Gang?

Na klar. Nur weil wir uns in unseren Texten nicht permanent mit politischen Themen auseinandersetzen, heißt es ja noch lange nicht, dass wir keine politische Band sind. Wir sind seit Jahren mit den Lohmeyers vom Forstrock befreundet und fühlen uns eng mit ihnen verbunden. Mit politischen Themen haben wir uns immer auseinandergesetzt. Durch Veranstaltungen gegen rechts oder die Kooperation mit „Kein Bock auf Nazis“ haben wir uns immer klar positioniert.

Wie verortet ihr das neue Album im TATSG-Gesamtwerk?

„Of Pals And Hearts“ ist auf eine Weise der typische Tequila-Reggae-Ska-Rock, den viele Leute wahrscheinlich von uns erwarten. Trotzdem ist es, gerade in musikalischer Hinsicht, schon eine deutliche Weiterentwicklung. Durch neue Instrumente und neue Mitglieder konnten wir unseren Horizont einfach erweitern, was uns beim Songwriting sehr befreit hat. Wir hatten dadurch die Möglichkeit, in noch andere Genres abzudriften und wieder andere Einflüsse zuzulassen. Also typisch Tequila eben und doch wieder ein bisschen anders.

Worum geht es inhaltlich auf der neuen Platte?

Die Texte umfassen thematisch eine große Bandbreite, sind dabei aber emotionaler und privater als je zuvor. Neben fröhlichen Jugenderinnerungen und stumpfer Party geht es auch um persönlichen Verlust und Schmerz. Hinzu kommt, wie schon auf unserem letzten Album, das Thema Umweltschutz. Gerade als Strand-Kinder ist es uns wirklich ein Anliegen, die Menschen auf dieses Thema hinzuweisen. Wir treten unsere Erde an so vielen Stellen mit Füßen und das muss einfach mal ein Ende haben. Wenn wir ein paar unser Hörer durch unsere Texte zum Nachdenken bewegen können, würde uns das enorm freuen.

Ihr seid besonders für eure Live-Qualitäten bekannt. Wie seht ihr das selbst? Geht ihr gerne ins Studio oder sind neue Alben nur Anlass für eine Tour?

Es macht auf jeden Fall beides enorm viel Spaß, Musik live mit Menschen zu teilen. Zusammen durchzudrehen und einfach eine schöne Zeit zusammen zu verbringen, das ist einfach der Hammer.