Ute Füsgen, MAD Tourbooking

Foto

The godfather of hardcore

Seit fast 30 Jahren sind Ute und Marc von MAD Tourbooking aus Berlin im Geschäft, seit der ersten Tour betreut Ute MADBALL. Da war klar, dass ich ihr ein paar Fragen zu Freddie stellen musste.

Ute, wie kamen MADBALL eigentlich das erste Mal auf Europatour? Wie alt war Freddy und wie hast du ihn damals erlebt?


MADBALL kamen das erste Mal auf Tour als Support von AGNOSTIC FRONT. Freddy wurde von seinem älteren Bruder Roger Miret von AGNOSTIC FRONT mitgebracht. Ich glaube, er war 15 oder 16. Im Grunde waren MADBALL damals AGNOSTIC FRONT mit Freddy am Gesang, Roger spielte Bass, Matt Henderson und Vinnie Stigma an der Gitarre, Will Shepler an den Drums. Freddy war ein wilder junger Kerl und hatte keine Ahnung, was in Europa abging.

In einem Alter, wo die meisten von uns noch wohlbehütet im Kinderzimmer mit Lego spielten, wurde Freddy schon von Roger und Vinnie in NYC auf Hardcore-Shows mitgenommen. Wirkte der entsprechend erwachsen damals?

Nein, erwachsen würde ich nicht sagen. Er konnte sich gut bei den Älteren eingliedern, ja, aber wir wissen doch alle, wie es in dem Alter ausschaut, Hormone, Aufstand, Erlebensdrang ... Nein, erwachsen wirkte er nicht. Roger hatte ja mehr oder weniger die Erziehung übernommen, sie waren Punks und lebten in besetzten Häusern in den Straßen von New York.

Wie ging das eigentlich rein rechtlich, wenn ein US-Musiker mit unter 18 hier auf Tour gehen wollte? War das früher einfacher als heute?

Das war überhaupt kein Problem damals, erstens hatte er seinen Bruder dabei, zweitens lief das ja alles mehr oder weniger unter dem Radar.

MAD ist inzwischen seit über 30 Jahren auf dem Markt, Bands wie MADBALL und AGNOSTIC FRONT sind euch die ganze Zeit über immer treu geblieben. Wie schafft man das im immer kommerzieller werdenden Booking-Business. Sind die Bands einfach so loyale Typen?

Ich habe das Gefühl, Loyalität hatte früher eine größere Bedeutung. Oder vielleicht liegt es auch einfach nur daran, weil wir eine andere Generation sind. Ich will ja jetzt nicht altklug rüberkommen und die Jüngeren anpissen, aber aus meiner Sicht war die ganze Hardcore-Generation anders damals. Loyalität war nicht nur einfach eine Phrase in einem Songtext. Und wir waren auch alle aus demselben Holz geschnitzt – das passte einfach. Und das passt auch immer noch. Die Gründe, warum die Bands auf Tour kamen, waren andere. Da stand nicht der kommerzielle Aspekt im Vordergrund. Und wir sind miteinander gewachsen, hineingewachsen in das immer kommerzieller werdende Booking-Business. Eine natürliche Entwicklung. Und teils auch eine gewollte Entwicklung, MAD stand damals für „make a difference“, wir wollten auch ein paar Dinge verändern für die Bands.

Zum Beispiel?

Wir wollten, dass sie nicht mehr jeden Tag im Schlafsack im AJZ auf der Bühne, ohne Matratze nächtigen müssen. Und ich spreche hier von kleinen Verbesserungen, an Hotel war auch da noch nicht zu denken. Ich wette, die meisten der HC-Bands die heute touren, würden das nicht eine Woche überleben. Verträge haben wir beispielsweise nie gemacht mit unseren Bands, alles beruhte auf gegenseitigem Vertrauen – bis heute. AGNOSTIC FRONT und MADBALL sind einfach Bands, die kontinuierlich gespielt haben. Für mich haben sie das Ganze hier am Leben gehalten. Nicht so wie viele Bands, denen Hardcore irgendwann zu blöd wurde, die ganz weg waren oder versucht haben, populärere Musik zu machen, und dann 20 Jahre später wieder kommen und sich plötzlich feiern lassen und noch mal ordentlich absahnen.

Wie hat sich Freddy deiner Beobachtung nach verändert? Ich schätze, man bekommt über eine so lange Zeit ja alle Ups und Downs mit.

Im Großen und Ganzen ist er immer noch derselbe Freddy. Er war schon immer liebenswert, aber auch impulsiv. Wenn man älter wird, hat man natürlich seine Emotionen besser im Griff. Wo früher vielleicht gleich die Fäuste flogen, wird heute erst mal reflektiert. MADBALL kommen von der Straße und sie sind auf der ganzen Welt getourt, jahrzehntelang. Haben weltweit Menschen getroffen, sich ausgetauscht, Freundschaften geschlossen, Konflikte gehabt, so was prägt ungemein. Viele Amerikaner haben noch nicht mal ihren Bundesstaat verlassen ...

Gab es auch mal Differenzen, zu denen du dich hier äußern kannst und willst?

Natürlich gibt es auch mal Differenzen, aber nichts, was sich nicht im persönlichen Gespräch hätte ausräumen lassen. Allerdings war das alles so wenig dramatisch, das ich nicht mal über etwas wirklich Konkretes berichten könnte.

Und wie ist deine Prognose? MADBALL, „hardcore for life“ – und du buchst die bis zur Rente?

Dass hoffe ich doch sehr stark. Ich fühle mich sehr verbunden mit MADBALL, ich mag mir nichts anderes vorstellen.