BUTTERTONES

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Ein unkontrollierbares Rhythmusmonster

Fünf junge Musiker, die allesamt in einem B-Movie aus den Sechziger Jahren die Hauptrollen hätten spielen können, haben 2012 in Los Angeles THE BUTTERTONES gegründet und im Mai dieses Jahres ihr viertes und bisher bestes Album „Midnight In A Moonless Dream“ veröffentlicht. Die Band verwebt gekonnt Surf, Sixties, Garage und No Wave, und man fühlt sich an THE FLESHTONES, JAMES CHANCE AND THE CONTORTIONS, THE GUN CLUB oder GALLON DRUNK erinnert. Sänger und Gitarrist Richard Araiza ist vermutlich Fan von Lux Interior und im Saxophonspiel von London Guzman blüht der Geist des jungen James Chance auf. Hier treffen Style, Coolness, dunkle Romantik und Sonnenbrillen in der Nacht aufeinander. Die BUTTERTONES sind ein unkontrollierbares Rhythmusmonster. Sänger und Gitarrist Richard Araiza beantwortete uns einige Fragen.

Richard, eure Songs vereinen die besten Momente aus Surf, Sixties Garage und No Wave. Ich mag den deutlich dunkleren Touch in den Songs gegenüber den Vorgängeralben. Was sind eure Einflüsse?


Wir fünf haben sehr unterschiedliche musikalische Einflüsse, die von Philip Glass bis Cyndi Lauper reichen. Für das aktuelle Album waren die wichtigsten sicherlich Scott Walker, der ehemalige THE SMITHS-Gitarrist Johnny Marr, Elvis Presley, THE BIRTHDAY PARTY und Angelo Badalamenti, der unter anderem für den Soundtrack von David Lynch-Filmen wie „Wild at Heart“ und „Twin Peaks“ verantwortlich ist. Obgleich das alles bei jedem Song unterschwellig eine gewisse Rolle gespielt hat, hoffe ich sehr, dass man bei den Songs dennoch unseren eigenständigen Charakter heraushört.

Ihr wart ja in diesem Sommer in Europa auf Tour und habt auch in Berlin gespielt. Wie hat es euch dort gefallen?

Das war bereits unsere zweite Tour in Europa und eine noch bessere Erfahrung als beim ersten Mal. Wir waren in Deutschland, Holland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und Dänemark. In Paris haben wir beispielsweise mit LORDS OF ALTAMONT gespielt. Wir werden in jedem Fall wiederkommen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das Konzert in Berlin im FluxBau war großartig. Wir hingen danach noch mit einigen Konzertbesuchern ab, aber als es in der Nacht dann richtig wild wurde, waren wir leider nicht mehr dabei.

Eure Songs haben eine hohe filmische Qualität und wären potenziell für Soundtracks von Werken von David Lynch, Quentin Tarantino oder Jim Jarmusch geeignet. Wäre so was interessant für euch?

Das wäre großartig! Für uns würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn wir für einen Film unserer Lieblingsregisseure den Soundtrack schreiben dürften, denn Filmmusik gehört zu unseren größten Einflüssen.

Ihr habt erneut mit Produzent Jonny Bell zusammengearbeitet. Warum ist er wichtig für den Sound der BUTTERTONES?

Wir haben bereits auf dem Vorgängeralbum „Gravedigging“ sehr gute Erfahrungen mit ihm gemacht, er war damals schon eine großartige Inspirationsquelle mit vielen guten Ideen. Jonny ist nicht nur Produzent, sondern auch Sänger und Bassist bei den CRYSTAL ANTLERS. Er arbeitet im Studio teilweise wie eine Maschine, deren Energie und Kreativität niemals nachlässt. Er hat sehr dabei geholfen, uns als Musiker und Künstler deutlich weiterzuentwickeln.

Das aktuelle Album schließt mit dem Song „Eros“, eine dunkel-romantische Inszenierung, die man so vielleicht auch aus den besseren Zeiten von Chris Isaak hätte erwarten können. Wie ist der Song entstanden?

Ich mochte immer schon die Idee, eine Art Pop-Song zu schreiben, der ein wenig auf Dissonanzen und melancholischen Untertönen basiert. „Eros“ war zunächst eine geradlinige Surf-Nummer, die unseren bisherigen Sachen sehr ähnlich war, aber seit wir auch deutlich dunklere Stilelemente is zulassen, haben wir es als gute Möglichkeit erachtet, bei diesem Song mit unterschiedlichen Instrumentierungen und Tempi zu arbeiten. Für mich ist „Eros“ mein liebster Track vom neuen Album, weil ich davon überzeugt bin, dass es der bisher einzigartigste Song ist, den wir geschrieben haben.

In Los Angeles gibt es eine vitale Szene mit unzähligen Bands. Wie findet ihr euch zurecht in einer Stadt, über die Robert de Niro einst sagte; „I like to visit L.A., but I wouldn’t want to live there“? Nick Cave ist ja jüngst dorthin gezogen.

Nun, da drei von uns fünf ursprünglich nicht aus Los Angeles kommen, war es anfangs schon schwierig, gute Auftrittsmöglichkeiten zu organisieren und Booker für uns zu gewinnen und die notwendigen Kontakte herzustellen oder eine gewisse Gruppenzugehörigkeit zu einer Szene aufzubauen. In den ersten Jahren haben wie nur kleine Shows gespielt, aber mittlerweile sind wir gut vernetzt und Auftritte in besseren Locations und Clubs möglich. In der Tat, der Wettbewerb zwischen den Bands um die Gunst der Fans ist in Los Angeles enorm stark. Aber wir sehen dies eher als Motivation, das Beste aus uns herauszuholen, denn als Druck an. Ernsthaft, Nick Cave ist nach L.A. gezogen? Ich hoffe, ich treffe ihn hier eines Tages.

Wie wichtig ist euch Style? Ich habt ein wenig diese Sixties B-Movie Coolness kultiviert.

Style und Klamotten waren und sind immer sehr wichtig für uns und das gesamte Erscheinungsbild der Band. Wenn wir gut aussehen, fühlen wir uns auch gut und dann spielen wir auch gut. Unsere Einflüsse in Bezug auf den Look sind sicherlich die Anzüge der Sechziger und ein wenig Punk der Achtziger Jahre.