THE.AFTERMATH

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Punk muss wütend sein

Die seit 2010 aktiven THE.AFTERMATH aus dem Umfeld des AJZ Bahndamm in Wermelskirchen haben mit ihrem zweiten, 2017 veröffentlichten Album „New New Order“ einen musikalischen Quantensprung hingelegt und ein kleines Ausrufezeichen in Sachen Metalpunk gesetzt. Sänger Alan O’Gallon, Exil-Brite Jahrgang 1969, und seine über zwanzig Jahre jüngeren Bandkollegen beantworteten ein paar Fragen.

Ist Punkrock nicht wütend genug?

Alan:
Es ist ziemlich verwässert. Es gibt zu viele Bands, die nur aus Spaß Punkrock spielen. Es passiert so viel Mist in der Welt, und was machen viele sogenannte „Punkrock-Bands“? Sie schielen nur aufs Geld, spielen immer nur die gleiche alte Scheiße, treten auf Festivals wie dem Rebellion auf ... Die Wut scheint weg zu sein.

Du meinst also nicht musikalische Aggressivität, sondern die persönliche Haltung?

Alan:
Genau. Musikalische Aggression bedeutet nichts. Die Botschaft zählt, zumindest was mich betrifft. Warum macht es so wenige Menschen wütend, dass in Syrien täglich Menschen abgeschlachtet werden? Ich verstehe das nicht.

Was hat euch denn zum Punk gebracht?

Michi:
Die Musik. Ich komme aus einer noch kleineren Stadt als Wermelskirchen und das AJZ Bahndamm war einfach der beste Ort, wo man hingehen konnte. Das hier ist schon ein krasser Gegenentwurf zu der spießigen Einöde hier in der Gegend. Das ist wie ein Tor zur Welt, da hier ständig internationale Bands gastieren.

Alex: Für mich war es der einzige Ort, wo ich Anschluss gefunden habe und wo ich unter der Woche Bier trinken konnte, ohne dass böse geguckt wurde.

Alan: Punkrock ist doch nur ein Wort. Ich bin in den Siebzigern in einem kleinen Ort bei Bristol aufgewachsen. Meine Mutter ist Irin und in Irland ging es damals hoch her. Ich war wütend, denn ich wurde wie ein Fremder, wie ein Aussätziger behandelt, bloß weil ich rote Haare hatte und etwas anders sprach. Ich fühlte mich nicht wohl. Dann war da plötzlich dieser Kanadier, der für ein paar Monate als Austauschschüler da war. Er spielte mir STIFF LITTLE FINGERS vor und ich war hin und weg. Ich lernte weitere Jungs kennen, die mir anderen Kram zeigten. Endlich hatte ich so etwas wie eine Familie gefunden. Wegen meiner irischen Mutter wurde ich immer ausgegrenzt und endlich hatte ich Anschluss gefunden.

Vor THE.AFTERMATH warst du bei MAGGOT SLAYER OVERDRIVE und BAD BLOOD aktiv und bist weltweit getourt. Warum ausgerechnet Wermelskirchen?

Alan:
Von hier fährt einfach kein Zug weg, also musste ich bleiben, haha.

Ihr spielt ja bundesweit, wie läuft das ab?

Timo:
Wir werden gefragt. Wir lieben es, an Orten zu spielen und mit Menschen zu sprechen, die wir noch nicht kennen.

Alan: Und ich würde gerne wieder in England spielen.

Hail to England?

Alan:
Haha, ja, aber nur wegen des Cider.

Spielt ihr grundsätzlich jeden Gig?

Sasha:
Spritgeld sollte schon drin sein, ebenso ein paar Bier und etwas zu essen. Manchmal spielen wir auch für nichts. Natürlich wäre es cool, wenn manchmal etwas übrig bliebe, denn Proberaummiete, Studiokosten oder Merch bezahlen sich auch nicht von alleine.

Alan: In England ist es da leider viel mieser. Du fragst nach Essen und man schickt dich zur Pommesbude. Du hast Durst und man zeigt auf die Bar, wo du zahlen musst. Den Bus musst du mieten und am Ende hast du als Band 150 Pfund gezahlt, nur um im Hinterzimmer eines beschissenen Pubs gespielt zu haben. Hier in Deutschland wirst du in der Regel mit viel mehr Respekt behandelt.

Alan, schreibst du noch ähnliche Texte wie bei deinen früheren Bands?

Alan:
Nein. Mit MAGGOT SLAYER OVERDRIVE haben wir nur Quatsch gemacht. BAD BLOOD waren da ernster. Es kommt immer auf meine Stimmung an, logisch. Wütend bin ich immer. An Tagen, an denen es mir nicht so gut geht, werden die Texte auch mal düster.

Liebeslieder gehen also gar nicht?

Alan:
Doch, schon, aber dann geht es auch immer um Priester, haha.