ELECTRIC TURTLES

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Sex-Action-Rock in Reinform

Chris aus Radebeul (dr, vc) und Arik (gt, vc) aus Kalifornien wissen: Leipzig ist das neue Berlin und Chemnitz ist das neue Leipzig, nicht nur deswegen sei ihre Fanbase in Karl-Marx-Stadt so groß. Das Crossover-Duo hat sich seit 2016 ein eigenes Genre geschaffen und mit „Birth“ im September die erste LP rausgebracht.

Wie wurden aus Chris und Arik die ELECTRIC TURTLES?

Arik:
Ich habe Chris 2016 in Leipzig getroffen. Wenig später habe ich mit Chris und noch einer weiteren Musikerin eine Reise an die Ostsee gemacht, um da hauptsächlich Folk-Music in einem Tonstudio zu machen. So wurden Chris und ich zu den Turtles.

Chris: Ausschlaggebend war definitiv unser gemeinsames Nacktbaden mit dem Grillfisch und dem Glühwein danach. Zusammengeschweißt hat uns auch die leichte Lebensmittelvergiftung, die wir beide von dem Fisch bekommen haben, haha.

Wie ging es danach weiter?

Chris:
Wir haben uns mit einem Video bei Undressed Records aus Dresden beworben – ohne Erfolg. Erst nach einem Facebook-Post hat sich Tony von Undressed dann bei uns gemeldet.

Arik: Die kamen auch zu einer unserer Shows und waren total begeistert.

Chris: Damals klangen wir live auch noch viel besser als auf Platte, wir hatten keine Ahnung vom Recording. Dann ging aber alles ziemlich schnell, inzwischen haben wir vier EPs veröffentlicht und nach knapp zwei Jahren 37 eigene Songs am Start.

Eure Einflüsse: RAGE AGAINST THE MACHINE oder die BLACK KEYS?

Chris:
Das sind schon mal zwei der wenigen Bands, auf die wir uns einigen können.

Arik: Sehr wichtig sind uns noch die – frühen – RED HOT CHILI PEPPERS und mittlerweile auch JON SPENCER BLUES EXPLOSION. Damals haben wir einfach losgelegt: irgendwie rockig, aber auch funky und dazu noch Sprechgesang.

Chris: Aber diese „Rock“-Sache nehmen wir schon ziemlich ernst, haha.

In eurer Musik steckt ziemlich viel Sex. Irgendwo habe ich auch mal „Sex-Rock“ als Genre-Einordnung gelesen. Woher kommt der ganze Sex?

Arik:
Rockmusik ist ja allgemein sexuell aufgeladen. Elektrische Instrumente, enge Lederklamotten ...

Chris: Eine Zeit lang war das unser Running Gag, wenn es um Ariks Songwriting ging. Die Antwort auf die Frage „Wovon handelt der Song?“ war immer: „Es hat was mit Sex zu tun!“.

Arik: Die neueren Songs entwickeln sich jetzt mehr in eine explizitere, „Positive Anger“-Richtung.

... und alles, was jetzt noch fehlt, ist der oder die Bassist*in?

Arik:
Das bekommen wir super oft zu hören, haha. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir zu zweit besser als jedes Trio sind.

Chris: Ich bin skeptisch, weil wir beide schon sehr spezielle Charaktere sind und viel in die Band investieren, die wie unser kleines Baby ist. Für einen Bandzuwachs wäre das echt schwierig. In Israel haben wir tatsächlich mal mit einem Bassisten gespielt.

Arik: Stimmt, und ich hab’s nicht gemocht.

Wie kam es zu eurem Song „Back to Reudnitz“?

Arik:
Am Anfang war das nur ein funky Gitarrenriff ohne Text. Chris meinte direkt: „Straight outta Reudnitz!“, aber das war uns zu nah an „Straight outta Compton“. Da ich im Leipziger Stadtteil Reudnitz wohne, wurde daraus schließlich „Back to Reudnitz“. Im Text geht’s darum, wie ich von Kalifornien nach Europa komme und in fucking Reudnitz lande, um dort Chris zu treffen.

Chris: Du beschreibst ja auch, was Reudnitz ausmacht.

Arik: Abweisende Menschen mit Mundgeruch, die immer auf ihre Füße starren, haha.

Chris: Durch den Song haben wir auch jede Menge Aufmerksamkeit hier in Leipzig bekommen.

2017 habt ihr wie schon gesagt mehrere Gigs in Israel gespielt ...

Chris:
Auf unserer Tour in Israel hatte ich das Gefühl, als deutsch-amerikanische Band was Besonderes zu sein. Einige Künstler*innen haben sich im Kontext der Boykott-Kampagne BDS ja gerade gegen Konzerte in Israel ausgesprochen.

Arik: Das war so cool! Wir waren mit Reverend Beat-Man unterwegs, mit dem Chris deutsch reden konnte – mit dem Rest der Crew konnte ich englisch sprechen.

Chris: Da ich in einer relativ katholischen Familie aufgewachsen bin und Arik Jude ist, war die Reise auch für uns persönlich etwas Besonderes.

Wie geht’s weiter?

Arik:
Wir haben neue Songs für eine EP aufgenommen, die wird super.

Chris: Im April 2019 steht eine größere Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Die Termine stehen noch nicht fest.