ENDLESS GRIND

Skatepunkvideomagazine

Im letzten Jahr ist mir das „Endless Grind“ zum ersten Mal aufgefallen, als ich die Ausgabe #6 zwecks Review in die Finger bekam. Da ich selber nicht zu den Menschen zähle, die das Skateboardfahren beherrschen, war ich auch nicht wirklich an der Szene interessiert und dementsprechend auch nicht informiert, was so abgeht in unserem Ländle. Sicher, das „Thrasher“ war mir schon ein Begriff, wurde dafür doch in den Achtzigern schon ein Publicity-Overkill durchgezogen und jeder Depp rannte mit dem Schriftzug auf T-Shirt oder Mütze spazieren. Skatevideos fand ich immer schon ganz kurzweilig, besonders, wenn sie mit der entsprechenden Mucke unterlegt waren. Ganz besonders haben es mir die sogenannten Slamparts angetan, wo sich die Akteure immer so herrlich aufs Maul legen, oder besser noch mit gespreizten Beinen voll auf einem Treppengeländer landen. Bei der Videopremiere im völlig überfüllten Sonic Ballroom in Köln nahm ich mir Pascal, einen der beiden Macher vom Endless Grind, zur Brust. Christian, der zweite im Bunde, war gerade unpässlich.

Pascal, warum macht ihr ein „Skatepunkvideomagazine“?


Ich denke einfach, weil ich skate und gerne Skatevideos gucke. Irgendwann vor fünf Jahren habe ich eine alte Video 8-Kamera geschenkt bekommen und dann ging´s los. Damals hab´ ich mit Carsten, Andi und Frankie Konzerte im Scholl-Haus in Neuss gemacht, und da dort auch eine Minirampe steht, wollte ich eine Skatesession mit Punkkonzert machen. Das hab´ ich dann gefilmt, für Freunde zusammengeschnitten und ab da immer weiter gemacht. Bei der zweiten Ausgabe kam dann der Christian dazu.

Was unterscheidet das Endless Grind von anderen Skateboardvideos?

Puh, weiß ich gar nicht. Ist mir eigentlich auch egal. Das Endless Grind ist nicht der Versuch alles anders zu machen oder sich von anderen Videos zu unterscheiden, sondern ein Video so zu machen, wie es uns gefällt. Es ist halt einfach ein Video mit Skateboardfahren, Contests, Freunden und guter Musik.

Wie viel Zeit und Arbeit steckt eigentlich in so einem Video?


Eine ganze Menge. Bei dieser Ausgabe saß ich über etwa drei Wochen fast jeden Tag zehn Stunden am Rechner, um den ganzen Kram zusammenzuschneiden. Na ja, und dann noch rumfahren, Cover kopieren, Beiheft kopieren und tackern, Aufkleber auf die Tapes kleben, Cover in die Hüllen packen. Das ist dann zum Schluss immer sehr viel auf einmal, aber wenn´s fertig ist und ich mir mit ´nem Bierchen das Video zum ersten mal anschaue, ist das alles vergessen.

Könnt ihr überall frei filmen, oder gibt‘s schon mal Ärger mit irgendwelchen Profis?

Ärger mit Pros gibt‘s eigentlich nicht. Manchmal ist es auf den Contests schwierig, auf die Streetfläche oder die Rampen zu kommen, besonders auf dem Mastership. Dieses Jahr hatten wir das erste Mal eine eigene Akkreditierung. Aber vorher ging‘s auch immer irgendwie.

Ihr skatet ja beide auch selber – was habt ihr euch schon alles gebrochen?

Eigentlich nichts. Verletzungen passieren halt. Aber ich hatte noch nichts wirklich Schlimmes. Mal den Arm gebrochen oder einen Bänderriss und die Knie schmerzen immer mal wieder. Nichts, was erwähnenswert wäre.

In Bremen habt ihr ja schon öfter selbst ein Skate-Event veranstaltet. Erzählt mal was darüber – plant ihr das erneut?

Dieser Skate-Event ist die Endless Grind-Session. Angefangen hat das wie gesagt 1996 in Neuss am Geschwister-Scholl-Haus. 1997 haben wir die Endless Grind-Session in Neuss und in Bremen am Schlachthof gemacht, und ab 1998 nur noch in Bremen. Es gibt immer Spaßcontests in Street, Pool und Hochsprung, lecker Essen, Bier, Livesound am Pool und Skaterock vom Plattenteller. Mit der Organisation hab‘ ich nicht mehr soviel zu tun. Das macht eigentlich der Carsten vom Blurr mit der Bettina vom Schlachthof. Aber wir fahren alle zusammen dahin und jeder hilft mit. Der Frankie macht Musik, der Achim moderiert, der Andi, der Carsten und ich machen auch irgendwas. Die Hauptarbeit bleibt aber, glaub´ ich, immer an Bettina und dem Schlachthof-Team hängen. Da kann ich dann jetzt an dieser Stelle auch mal Danke sagen. Am Schlachthof gibt es einen schicken Betonpool und eine Betonquarter. Der Rest sind immer sehr improvisierte Obstacles. Dieses Jahr hatten wir das erste Mal seit 1997 wieder ein Auto zum skaten. Das hat der Sven besorgt und damit einen wichtigen Teil zu diesem Supertag beigetragen. Dieses Jahr ist in Bremen sogar Dirk Wehnes und andere alte Düsseldorfer aufgetaucht. Dem habe ich ‘89 mit offenem Mund bei seinem No-Comply-Lines an der Post in Düsseldorf zugeschaut. Das war perfekt, ihn mal wieder Skaten zu sehen. Irgendwie gibt es jedes Jahr einen richtigen Überraschungsgast, der einfach auftaucht. Ich bin mal gespannt auf‘s nächste Mal.

Warum gehören Skateboardfahren und Punkrock zusammen? Die Kids, die ich so fahren sehe, stehen doch eher auf Hiphop, oder so?!

Eigentlich hab‘ ich Punkrock durchs Skaten kennengelernt und das ging so Hand in Hand. Ich denke aber, dass das Ganze nichts mit Punkrock gegen Hip-Hop zu tun hat, was mir viel zu blöd ist. Was Hip-Hop betrifft, bin ich aber schon ein 1a-Ignorant. Punk verkörpert für mich mehr dieses ‚Mach, was du willst und wie du es willst‘-Ding, und genauso fahre ich halt Skateboard und versuche mein Leben zu leben. Außerdem hat der Dietsches ‚Skateboarding is Punkrock‘-Aufkleber gemacht. Und der ist so alt, wenn der das sagt, das stimmt dann auch.

Keine Lust, das Ganze zu einem Business zu machen? Der Markt wäre doch sicher dafür da?

Keine Ahnung. Ich mache das weiter, solange ich Lust habe und etwas passiert. Eigentlich hätte ich schon Bock mit Videoschneiden mein Geld zu verdienen, aber das Endless Grind ist erst einmal eine Hobbysache. Wenn es professionell werden würde, dann kann es leicht passieren, dass man zu verbissen an die Sache herangeht, und dann kann das Resultat nur schlecht werden. Also bleibt es erst einmal ein Hobby, bei dem ich auch so etwas wie Entspannung finde.

Gibt es eigentlich in Deutschland etwas vergleichbares zum Endless Grind?

Klar. Da gibt es verschiedene Sachen. Videomäßig haben die verrückten Hagener mit ‚Bring your mother to the fucker‘ einen Kracherstreifen gemacht. Die haben sogar die Songs im Video selber geschrieben und aufgenommen. Dann macht Marc Rosendahl noch Videos, aber in loser Reihenfolge. Das Neueste heißt ‚Wenn du furzen musst, furz‘ und gefällt mir sehr gut. Hier bekommst du hauptsächlich das Skaten von Freunden zu sehen. Die Akteure überschneiden sich teilweise mit dem Hagener Video. Und der Müller aus Hagen wiederum schreibt auch für das Boardstein, dem besten deutschen Skateboardmagazin. Das machen der Arne und der Klaas immer besser. Fast die ganzen Boardsteiner machten oder machen immer noch Skatezines. Da gibt‘s oder gab es das Mhüller Mag, Crap, Skaterock vom Flo und das Bullet, und ich hab jetzt bestimmt einige vergessen, die ich gar nicht kenne. Da gibt es eine ganze Menge in Deutschland. Da fallen mir gerade noch die HZW-Videos ein. Die sind mal richtig bekloppt. Im letzten Video hat sich einer einen Vokuhila geschnitten und ist damit sogar noch auf dem World Cup in Dortmund rumgelaufen.

Filmt ihr auch Konzerte, oder reduziert sich euer filmerisches Interesse ausschließlich auf alles, was mit Skateboardfahren zu tun hat?

Konzerte haben wir für Ausgabe 1 und 2 gefilmt. Dann aber nicht mehr, da der Sound zu schlecht war. In der #7 ist aber ein Tourpart und ein ‚Video-Clip‘ von Wilbur Cobb drin, mit denen ich auf Tour war. Kommt halt immer drauf an, was ich erlebt oder gemacht habe.

Was musstet ihr tun, damit Gina Wild in eurem letzten Video auftrat?

Der Christian ist nach Dormagen zu der Videothek gefahren, wo sie einen Promotionauftritt hatte. Er hat sich dann durch die dichtgedrängten Spanner geschoben, bis er dann schließlich direkt vor ihren beiden Trademarks stand. Nachdem er sich dann etwas beruhigt hatte und ihm das Herz nicht mehr bis zum Hals schlug, hat er dann allen Mut zusammengenommen und sie gebeten, die Ansage zu machen. Er musste ihr nur dreimal den Namen in Ruhe und langsam vorsprechen, und das war es dann auch schon.