BEATNIK TERMITES

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Punk in spirit, but not punk in music

Die BEATNIK TERMITES waren beim diesjährigen Puke Fest in Münster Headliner. Eine Band, die seit Ende der Achtziger Jahre am Start ist und sich mit ihrem zuckersüßen, eingängigen Pop mit starken Doo-wop-Einflüssen und mehrstimmigen Gesangsharmonien längst einen Kultstatus erspielt hat. Eigentlich unglaublich, dass es das erste Konzert der Band außerhalb der USA war. Von der Ur-Besetzung ist nur noch Frontmann Pat mit dabei. Er lebt inzwischen in Baltimore und hat vor einigen Jahren mit Bassist Chris und Drummer Mikey zwei gleichgesinnte Mitstreiter rekrutiert. Am Rande des Festivals sprechen wir mit den Dreien.

Für die Pop-Punk Fans in Deutschland wart ihr in den Neunzigern eine ganz große Nummer. Worin liegen die Gründe, dass ihr bisher noch nie im Ausland aufgetreten seid?

Pat:
Das lag vorrangig an der persönlichen Situation der Band. Wir hatten andere Prioritäten, unsere Familien, die Schule, dann die Jobs. Das machte es nicht so einfach, im Ausland auf Tour zu gehen. Als wir für das Puke Fest angefragt wurden, habe ich nur gehofft, dass die beiden anderen Zeit und Lust haben. Ein toller Termin für unsere erste Show im Ausland.

Was sind eure Haupteinflüsse in der Band? RAMONES, BEACH BOYS, Sixties-Beat, Doo-wop?

Pat:
Alle genannten Bands und Stilrichtungen waren auf alle Fälle prägend für uns. Den größten Einfluss hatten aber wahrscheinlich die sogenannten Brill Building-Liedermacher wie Neil Sedaka oder Carole King.

Ihr selbst habt eure Band schon mal mit den Worten „Punk in spirit, but not Punk in music“ umschrieben.

Pat:
Wenn wir unsere Songs eine Spur langsamer spielen und bei den Gitarren etwas die Verzerrung rausnehmen würden, dann könnten in den USA durchaus auch Sechzigjährige, die normalerweise keinen Punkrock hören, zu unseren Konzerten kommen, „Punk in spirit“ betrifft natürlich schon auch unsere Lebensweise und unsere persönliche Einstellung.

In den Neunziger Jahren seid ihr bestimmt bei einigen härteren Punkrockern mit euren zuckersüßen poppigen Punk-Nummern angeeckt, oder?

Pat:
Ja, total. Einmal haben wir in Kalifornien die VANDALS supportet, da wurde quasi nach jedem Song lautstark skandiert: „Go home!“ Die Toleranz gegenüber anderer Musik war in den Neunziger Jahren teilweise nicht so stark ausgeprägt. Wie es heute so ist, ist schwer einzuschätzen, da wir schon längere Zeit nicht mehr zusammen mit Hardcore Bands gespielt haben. Wir sollten in solchen Dingen alle aufgeschlossener und vorurteilsfreier sein. Auch wenn wir zugegeben sehr poppige Musik machen, mag ich auch MOTÖRHEAD oder eine ganze Reihe der Fat Wreck-Bands. Für die harten Musikliebhaber sind wir oft uncool, damit müssen wir leben.

Wie aktiv seid ihr im Moment, seid ihr in den USA regelmäßig zu sehen?

Mikey:
Im Schnitt treten wir so alle zwei Monate auf. Hauptsächlich supporten wir größere Bands, die in unsere Gegend kommen. Die sprechen uns dann auch gezielt an, ob wir Lust hätten, mit ihnen zu spielen.

Arbeitet ihr auch an neuem Material, wird es vielleicht sogar mal wieder ein neues Album mit dem typischen BEATNIK TERMITES-Sound geben?

Chris:
Ja. Wir arbeiten an vielen neuen Songs. Wir funktionieren als Band als Einheit immer besser. Spätestens Anfang 2020 sollte das neue Album hoffentlich draußen sein.

Pat: Der ausgeprägte Doo-wop-Faktor vom „Girl Crazy“-Album wird auf jeden Fall weiter zu hören sein. Wir haben jetzt den Vorteil, dass wir alle die Songs schreiben, früher war das allein meine Aufgabe. Wir setzen trotzdem weiterhin auf das Motto Qualität statt Quantität, Es ist schon inspirierend, wenn mehrere Bandmitglieder mit Herzblut an Songs arbeiten, wobei es aber nicht einfach ist, Stücke im Kollektiv zu schreiben. Und man darf nicht vergessen. Für jeden guten Song, den ich geschrieben habe, habe ich fünf schlechte verworfen. Songwriting ist bei uns schon auch ein gewisser Trial-and-Error-Prozess, in dem du Songs über einen längeren Zeitraum kontinuierlich optimierst.

Pat, du machst schon seit Ende der Achtziger Jahre Musik. Das Musikgeschäft hat sich total gewandelt, Stichwort Streaming und Spotify. Wie siehst du das?

Pat:
Ich sehe die Entwicklung durchaus positiv. Es ist doch klasse, wie viele Menschen man heute recht einfach mit seiner Musik erreichen kann. Es gibt daneben natürlich auch die Fans, die meinen, dass eine mp3-Datei seelenlos ist. Für diese Fans werden wir auch weiterhin Vinyl und CDs anbieten.

Wie seid ihr eigentlich auf den Bandnamen gekommen?

Pat:
Ich wollte unbedingt einen, der gleichzeitig was mit Beat und mit Insekten zu tun hat wegen der BEATLES und BUDDY HOLLY AND THE CRICKETS, „crickets“ ist ja das englische Wort für Grillen. Dann hörte ich den Song „Beatnik Beach“ von den GO-GO’S, so kam ich auf Beatnik und packte dann noch die Termiten dazu.

Gibt es aus heutiger Sicht Dinge, die ihr als Band bereut?

Pat:
In den frühen Neunziger Jahren hatten wir mal ein Angebot, die Musik für einen Werbespot für den Chevy-Van von Chevrolet zu liefern. Wir waren uns schnell einig, hey, das können wir nicht machen, das ist Verrat an der Szene und wir verspielen Kredit bei unseren Fans. Wir lehnten also ab und ein paar Wochen später sah ich, dass die MUFFS den Soundtrack lieferten für einen Werbespot für den Fruitopia-Drink. Den MUFFS hat es nicht geschadet und wir haben bestimmt auf viel Geld verzichtet. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen, und wer weiß, vielleicht hätte uns der Spot vielleicht doch geschadet, wir werden es nie erfahren.

Heute kommen einige Gäste zum Festival extra wegen euch. Macht euch das jetzt nervös?

Pat:
Wir haben in den letzten drei Monaten, seit wir zugesagt haben, so viel geprobt, wie noch nie zuvor. Deshalb wissen wir, dass nichts schiefgehen kann, weil wir extrem gut vorbereitet sind. Ich stehe jetzt seit gut 35 Jahren auf der Bühne. Da ist auch eine gewisse Routine und Abgeklärtheit mit dabei. Trotzdem sind wir schon ein bisschen aufgeregt. In der Band neigen wir alle zum Perfektionismus.

Ihr zählt ja auch zu dem Kreis der auserwählten Bands, die in den Neunziger Jahren für Clearview Records ein komplettes RAMONES-Album gecovert haben. Ihr durftet „Pleasant Dreams“ spielen. War das eure Wahl?

Pat:
Wir hatten eigentlich nicht die Wahl. Das Label ist an uns herangetreten und das Album, was in der Reihenfolge als Nächstes anstand, war „Pleasant Dreams“. Das Verrückte ist aber, wenn wir die freie Wahl gehabt hätten, hätten wir uns auch genau dieses Album ausgesucht. Als ich das Album Anfang der Achtziger Jahre zum ersten Mal gehört habe, war ich begeistert. Es hat reichlich Doo-wop-Einflüsse und jede Menge tolle Songs, es passt einfach perfekt zu uns.

Ihr habt auch schon zusammen mit GREEN DAY gespielt. Wenn ihr den kommerziellen Erfolg der Band seht, gibt es da auch einen gewissen Neid?

Pat:
Ich neide niemandem seinen Erfolg. Ich freue mich mit der Band. Sie hatten auch Glück, sie waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Sie haben sich mehr in Richtung Mainstream entwickelt, aber das ist legitim und in Ordnung.

Ihr habt es immerhin in die Tagebücher von Kurt Cobain geschafft.

Pat:
Ja, haha. Als wir auf der Suche nach einem neuen Label waren, haben wir unsere erste Scheibe auch an Sub Pop geschickt. Kurt hat ja für das Label gearbeitet und hat die Platte dort wohl mitgehen lassen und fand die Musik klasse. Er hat auf jeden Fall über uns in seinen Tagebüchern geschrieben. Und als mir ein Freund davon erzählte, wollte ich es am Anfang gar nicht glauben.

Und in den Neunzigern wart ihr sogar mal auf der Titelseite einer regionalen Tageszeitung.

Pat:
Richtig. Wir haben damals in einem Club in Cleveland gespielt und haben uns eine Anzeige wegen Ruhestörung eingehandelt. Wir sollten 150 Dollar bezahlen. Als wir uns weigerten, fanden wir uns kurze Zeit später auf der Polizeiwache wieder. Damit haben wir es dann zu Zeitungsruhm gebracht.

Was kann da eigentlich noch kommen?

Pat:
Also, einen Traum haben wir noch. Wir hätten gerne, dass Weird Al Yankovic mal einen Song von uns covert und parodiert. Wir sind Fans von ihm und das wäre die Krönung. Und unsere Songs sind wirklich leicht zu parodieren.