BOOZE CRUISE

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Kein Bock auf Rumgepimmel!

Da uns der Februar bereits Hamburger Hochsommertemperaturen beschert, verlegt sich mein Treffen mit Stefan, Gründer und Kapitän des Booze Cruise-Festivals und Timo, Chefstewart, kurzerhand auf die Terrasse des Überquell, einer Mikrobrauerei, die seit letztem Jahr eine der festen Locations des europäischen Pendants zum Gainsville Fest ist. Dort, wo letztes Jahr unter anderem Erica Freas von RVIVR ein Akkustik-Set gespielt hat und ÜBERYOU fast die Braukessel abgerissen haben, klären wir, warum das BC innerhalb von drei Jahren aus einer Bierlaune zu einer der schönsten Veranstaltungen des Festivalsommers gewachsen ist und wie seetüchtig man sein muss, um an Bord gehen zu können.

Wo wir hier gerade so schön am Hafen in der Sonne sitzen, erzählt doch mal ein bisschen was über die Locations, an denen dieses Jahr zum vierten Mal das Booze Cruise stattfindet.

Stefan:
Wir machen ja ein Clubfestival. Die Hauptkriterien, nach denen wir die Läden ausgesucht haben, waren die, dass es klein sein muss, da wir keinen Bock auf große Shows haben, dass die am und um den Hafen liegen und auch sonst Punkrockshows veranstalten. Dazu kommen noch ein paar Off-Locations wie Boote, Fischbrötchenbuden oder eben das Überquell. Der größte Club, den wir dabei haben, ist das Molotow und da gehen 300 Menschen rein. Ach ja, praktischerweise kommt man ohne Stress von Konzert zu Konzert, da alle Shows im Umkreis von zehn Minuten Laufweite stattfinden.

Wo wir schon bei den Locations sind ...

Timo:
Kommt jetzt endlich eine Frage mit Bier?

Nein, aber, wenn du gerne eine beantworten möchtest: wie wichtig ist euch der Booze-Faktor?

Stefan:
Den nehmen wir schon sehr ernst. Wir sind eigentlich das ganze Wochenende besoffen.

Timo: Mindestens!

Stefan: Und ich bleibe dann eh zuhause oder gehe zu Rock am Ring, denn am meisten Spass macht die ganze Vorarbeit.

Timo: Ja, genau, mit 70 Bands über Katzenhaarallergien und veganes Essen kommunizieren.

Da passt die nächste Frage. Was ist euch wichtig beim Booking?

Timo:
Dass wir die Band geil finden. Das ist das allerwichtigste. Dann ist nicht ganz unwichtig, dass, zumindest bei den Headlinern, noch ein paar andere Leute die gut finden, sonst säßen wir alleine da und wären finanziell komplett und nicht nur halb ruiniert, und, dass die Bands auch Bock haben, in kleinen Venues zu spielen, zur Not auch zwei- oder dreimal. Der Schweißmoment ist halt tausendmal besser als eine unpersönliche Open-Air-Show auf einem riesigen Festival.

Stefan: Wir sind mit vielen Bands, teilweise schon lange, befreundet, so dass das Ganze mehr den Charakter eines Klassen- oder Familientreffens hat. Es gibt auch kein abgeschottetes Artistvillage, sondern alle hängen gemeinsam ab und feiern. Und wir haben ein paar Bands exklusiv, die nur selten oder wenige Shows spielen und nicht von Festival zu Festival durchgereicht werden.

Timo: Plus, dass die Leute nach dem Festival sagen: Ich habe hier Bands entdeckt, auf die wäre ich im Leben nicht gekommen, ich habe jetzt eine komplett neue Spotify-Playlist. Außerdem haben wir, im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen, viele Frauen auf der Bühne. Das finden wir auch wichtig, dass da nicht immer nur so rumgepimmelt wird.

Wieso eigentlich Booze Cruise? Ihr macht doch gar keine Kreuzfahrt.

Stefan:
Bei der ersten Booze Cruise sind wir tatsächlich mit 70 Leuten auf einer Barkasse durch den Hafen geschippert, danach wurde es größer und der Name blieb. Also, keine Angst, hier wird keiner seekrank.

Timo: Wir cruisen doch durch den Hafen. Wer schon immer mal Schweröldämpfe einatmen und dabei laut Punkrock hören wollte, ist bei uns richtig.

Auch wenn es schwierig ist: welche Bands legt ihr den Besuchern am liebsten ans Herz?

Stefan:
CHAMBERLAIN, ACCIDENTE und die All You Can Eat Pizza Party im Überquell.

Timo: AS FRIENDS RUST, FRESH und natürlich die legendäre Ananasparty.