Frank Schophaus (FJØRT)

Foto

My Little Drummer Boy Folge 49

An guten Drummern ist bei uns im Lande ja kein Mangel, aber um die außergewöhnlichen Schlagzeuger ausfindig zu machen, muss man schon etwas genauer hinsehen beziehungsweise -hören. Einer, der zunächst eher unauffällig daherkommt und sich auf den zweiten Blick als unglaublich versierter – und vor allem intensiver – Drummer herausstellt, ist Frank Schophaus von FJØRT. Schon aus der Konserve ist sein Spiel auf mittlerweile vier Veröffentlichungen beeindruckend, aber erst live entfaltet sein druckvoller Punch die volle Intensität. So zwingend, dass wir uns freuen, dass Frank sich in Göttingen, vor dem ersten Gig der aktuellen Tour, noch die Zeit für ein Gespräch nimmt.

Frank, hast du als kleiner Steppke schon auf den Kochtöpfen deiner Eltern getrommelt?


So früh ging das mit dem Trommeln bei mir nicht los, aber als mein älterer Bruder mir später Kassetten von QUEEN und GUNS N’ ROSES überspielt hat und ich mit elf oder zwölf Jahren meine Liebe zur Musik entdeckte, fing ich tatsächlich an, auf den Kochtöpfen meiner Eltern herumzuballern. Ich holte mir die Töpfe in mein Zimmer und bin meiner Mutter damit richtig auf die Nerven gegangen. Dann habe ich mir auch aus einer alten Zitronenteepackung ein Schlagzeug gebastelt, obwohl ich darauf gar nicht spielen konnte. Aber ich fand einfach, dass Schlagzeuge optisch so schön aussehen, dass ich mein eigenes basteln musste, nur um es aufgebaut anschauen zu können. Da kamen noch ein paar Klorollen hinzu und dann genügte mir das schon. Für Percussion-Experimente waren Eimer natürlich auch sehr gut geeignet, denn die hatten teilweise einen wirklich guten Sound.

Kommst du aus einer musikalischen Familie?

Nein, eigentlich nicht. Mein Opa spielte zwar Akkordeon, aber bei uns in der Familie kam außer Blockflöte nicht viel herum. Ich bin also vom Musikgeschmack meiner beiden älteren Brüder musikalisch sozialisiert worden und da erinnere ich mich noch an eine „Greatest Hits“-LP von QUEEN, die großen Eindruck auf mich machte. Michael Jackson fand ich auch gut und irgendwann kam ich dann auf NIRVANA und war total begeistert. Da war Kurt Cobain zwar schon tot, aber das war mir egal, denn die Musik war trotzdem geil.

Wann bist du auf die Idee gekommen, selbst Musik zu machen?

Das war auch ungefähr zu diesem Zeitpunkt. Unser Nachbar hatte sich gerade ein Schlagzeug gekauft und irgendwann habe ich mich einfach einmal dahinter gesetzt, weil ich mir immer schon räumlich vorgestellt hatte, dass Schlagzeug so und so funktionieren müsste. Bis ich 15 war, saß ich vorher nie an einem Schlagzeug und erstaunlicherweise hat das dann auch gleich ganz gut funktioniert. Ich hatte Rhythmen im Kopf, die ich bei irgendwelchen Songs gehört hatte, und fand dann Schlagzeugspielen so faszinierend, dass ich unbedingt selbst eins haben wollte. Ich hatte mir zwar vorher schon mal drei Akkorde auf der Gitarre beigebracht, musste aber schnell feststellen, dass mir Gitarrespielen viel zu kompliziert war. Das hätte ich dann von Grund auf neu lernen müssen und beim Schlagzeug stellte sich einfach schneller ein Erfolgserlebnis ein. Außerdem gefiel mir das Schlagzeug schon ästhetisch besser.

Wie bist du dann zu deinem ersten eigenen Drumset gekommen?

Mein erstes Drumset habe ich meinem damaligen Fußballtrainer abgekauft. Das war ein richtig schönes, altes Pearl-Set, das ich auch heute noch habe. Das durfte ich bei meinem Vater im Keller aufstellen und konnte dann da nach Lust und Laune Krach machen. Am Anfang war noch nicht einmal eine Fußmaschine dabei, so dass ich die Rhythmen auf dem Standtom improvisiert habe, bis ich genug Geld gespart hatte, um mir auch die Fußmaschine kaufen zu können. Später habe ich dann meine Mutter so lange bequatscht, bis sie einwilligte, dass ich noch vor meinem 18. Geburtstag die Führerscheinkohle für ein neues Schlagzeug ausgeben durfte. Bis dahin war ich Autodidakt gewesen, denn Schlagzeugunterricht hätte ich mir nicht leisten können, aber dann war es an der Zeit, doch ein bisschen Unterricht zu nehmen, und so habe ich drei Monate bei einem Schulfreund die Basics gelernt. Der war als Drummer quasi fertig ausgebildet, denn nach einigen Jahren Unterricht konnte sein Lehrer ihm nichts mehr beibringen, und von dem habe ich dann gelernt, wie man die Stöcke richtig hält und die grundlegenden Rhythmen spielt.

Gab es in jungen Jahren irgendwelche Vorbilder für dich, denen du nacheifern wolltest?

Also Dave Grohl war schon ein absolutes Vorbild für mich. Darüber hinaus noch Roger Taylor von QUEEN, der zwar vielleicht nicht der technisch versierteste Drummer, aber ein unfassbar cooler Typ ist, der die Akzente genau da setzt, wo sie hingehören. Nie zu viel, aber immer genau auf den Punkt. Heute bin ich absoluter Fan von Ben Johnston von BIFFY CLYRO, die ich abgöttisch liebe, und ich finde, dass der ein wahnsinnig guter Schlagzeuger ist. Eloy Casagrande von SEPULTURA fällt mir noch ein, der echt krasse Sachen macht und so unfassbar – und trotzdem präzise – reinhaut, dass es mich einfach umhaut.

Wie kam es zu deiner ersten eigenen Band?

Das ging relativ schnell, denn mein – auch heute noch – bester Kumpel spielte Gitarre und wir gründeten also zu zweit unsere erste Band und haben bei uns in der Gegend auf Geburtstagen gespielt. Meine erste richtige Band hieß erst TWO THUMBS UP und später ABSENT WITHOUT LEAVE, und wir haben so Punkrock/Hardcore gespielt und waren rund um Aachen herum recht aktiv. Später habe ich dann noch in einer Indie-Band gespielt, aber denen war ich dann wohl zu laut und so war es ein großes Glück, dass ich zu diesem Zeitpunkt Chris und David traf, die auf der Suche nach einem Schlagzeuger waren. David spielte damals bei KOSLOWSKI, die bei uns im Musikbunker Aachen einen Gig hatten, und da sind wir dann ins Gespräch gekommen und haben verabredet, dass wir uns mal treffen wollen. Chris und David wollten ein etwas härteres Projekt gründen und ich war genau zu dieser Zeit auf der Suche nach einer Band, die härter spielen wollte. Und dann haben wir uns an einem Montagabend im Januar 2012 getroffen und auch direkt den ersten FJØRT Song geschrieben, weil es mit uns einfach so gut funktioniert hat, und vier Monate später waren wir auch schon im Studio und haben „Demontage“ eingespielt.

Wie war damals und wie ist heute deine Einstellung zur Arbeit im Studio?

Ich war auch mit meinen vorherigen Bands schon in demselben SU2 Studio in Illingen gewesen und kannte von daher den Mischer Phil und die Atmosphäre im Studio sehr gut. Die Aufnahmen liefen also sehr entspannt ab und wir hatten eine spannende Zeit. Aber eigentlich spiele ich natürlich lieber live. Studio ist eben Studio und live zu spielen macht viel mehr Spaß. Im Studio selbst versuche ich immer sehr gut vorbereitet zu sein, denn das kostet natürlich viel Geld und da will man schon nicht zu viel Zeit verschwenden. Bei „Demontage“ ging auch alles recht schnell und wir hatten die LP in drei oder vier Tagen komplett eingespielt. Bei den neueren Alben hat es dann schon ein bisschen länger gedauert, weil wir uns einfach mehr Zeit lassen konnten. Ich versuche, meine Sachen möglichst zügig einzuspielen, und probiere im Studio nicht mehr viel an neuen Parts herum. Ich bin meiner Meinung nach auch technisch nicht der versierteste Drummer – weil ich in meinem Leben vielleicht zu wenig geübt habe –, und deshalb mache ich im Studio auch keine Experimente mehr. Wenn wir aufnehmen, sind die Songs vorher zum größten Teil auch schon fertig und für kleinere Änderungen ist dann immer noch Zeit.

Was macht für dich den besonderen Reiz des Live-Spielens aus?

Die Stimmung bei Konzerten ist einfach großartig und auch der Sound ist live einfach knalliger. Du trittst die Bassdrum und spürst sie direkt, und wenn dann noch Feedback vom Publikum zurückkommt, dann ist dieses Gefühl durch nichts zu überbieten.

Was ist dir bei deinem Schlagzeug besonders wichtig?

Mir sind bei der Grundausstattung vernünftig klingende, große Trommeln und super klingende Becken wichtig, und da hatte ich vor kurzem das Glück, bei Zildjian Becken einen Endorsement-Vertrag zu bekommen, worüber ich sehr glücklich bin, denn von diesen Becken habe ich meine Leben lang geträumt und nun darf ich sie spielen. Diese Becken runden den Sound meiner Kessel von LB Drums sehr gut ab.

Wie bist du auf LB Drums gestoßen?

Hinter LB Drums stecken zwei Brüder aus der Schweiz, die mich nach einen Gig in Zürich in der Hafenkneipe angesprochen haben und mir anboten, für mich ein maßgeschneidertes Drumset zu bauen. Ich war damals auf der Suche nach einem neuen Drumset mit großen Kesseln, das perfekt zum Sound von FJØRT passen sollte, und so kam mir dieses Angebot gerade recht. Vorher hatte ich ein Tama-„Starclassic“-Set, das ich auch heute noch habe und damals Monat für Monat von meinem Kindergeld abbezahlt habe. Ich wollte also richtig große Trommeln haben, eine 14x9“-Snare und große 14x12“-, 18x16“-Toms und eine 24x18“, und die Jungs von LB Drums haben sofort gesagt: Kein Problem, die können wir dir bauen. Natürlich gab es die Trommeln nicht umsonst, aber die haben so viel Leidenschaft in die Arbeit gesteckt, dass ich hellauf begeistert war. Die wussten genau, was sie taten, die verwirklichen exakt deine Vorstellungen in Sound und Design.

Hast du schon immer ein reduziertes Set gespielt, so wie jetzt bei FJØRT?

Ich hatte früher auch mal ein Set mit drei Toms und das war eine Zeit lang auch in Ordnung, aber heute mag ich es gern etwas reduzierter. Ich mag diesen minimalistischen Ansatz mit nur einem Hängetom und komme damit absolut zurecht. Für unseren Sound brauche ich auch nicht mehr. Zwei Crashbecken dazu, ein China- und ein Ridebecken und das reicht mir dann schon aus. Ich spiele auch keine Doppelbass, obwohl ich manchmal Blasts als Vorschläge einsetze, aber die spiele ich dann mit dem einfachen Fußpedal.

Gibt es bei den Platten, die du aufgenommen hast, eine, mit deren Sound du besonders zufrieden bist?

Zu dem Zeitpunkt, als wir die Platten aufgenommen haben, waren die eigentlich alle genau so, wie wir sie auch haben wollten, und mit dem Sound waren und sind wir immer sehr zufrieden. In der Retrospektive würde ich jetzt vielleicht am Sound von „Demontage“ einige Dinge anders haben wollen, aber grundsätzlich war der immer so, wie er sein sollte. Aktuell bin ich mit „Couleur“ schon sehr glücklich und zufrieden.

Bist du bei euch auch in das Songwriting involviert?

Wenn es um die Texte geht, muss ich sagen, dass ich ein einziges Mal einen Text geschrieben habe und das war der Song „Revue“. Das war mein allererster Text und es ist auch nicht die finale Version gewesen, denn David hat ihn noch mal komplett umgeschrieben, bevor wir ihn aufgenommen haben. Er hatte mein Thema aufgegriffen und das Beste aus dem Text herausgeholt. Grundsätzlich überlasse ich das Schreiben der Texte lieber denen, die das besser können, aber ich wollte mich eben gern einmal ausprobieren. Die Musik entsteht komplett bei uns im Übungsraum und wir basteln alle Ideen zu dritt zusammen. Chris hat ja auch mal in einer vorherigen Band Schlagzeug gespielt und hat seine Vorstellungen, wie verschiedene Rhythmen klingen könnten. Da lasse ich mir auch gern Dinge sagen. Wir ergänzen uns da sehr gut und haben immer ein offenes Ohr füreinander.