MASKED INTRUDER

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Bereit für die große Bühne

Rein äußerlich hat sich nichts geändert. Intruder Blue, Green, Red and Yellow tragen immer noch die farbigen Skimasken und Chucks, werden immer noch von Officer Bradford bewacht und schwören weiterhin, dass sie regelmäßig im Knast sitzen und immer noch kein Glück bei den Frauen haben. Im März ist mit „III“ ihr drittes Album erschienen, auf dem sie sich noch ein bisschen poppiger als bisher präsentieren. Natürlich möchten wir erfahren, ob die Band jetzt bereit ist, von den kleinen Clubs in die großen Stadien zu wechseln. Frontmann Intruder Blue stellt sich unseren Fragen.

Euer drittes Album trägt schlicht den Namen „III“. So richtig kreativ ist das aber nicht. Hättet ihr nicht einfach von einer anderen Band einen extravaganten Titel klauen können?


Ich glaube, ich muss hier erst mal die Erwartungen herunterschrauben. So sonderlich kreativ waren wir bei den Albumtiteln generell noch nie. Unser Debüt hieß einfach „Masked Intruder“ und das zweite Album „M.I.“. Wir klauen nämlich keine Albumnamen. Wir haben uns eher darauf spezialisiert, Dinge wie Geld oder Schmuck zu stehlen. Obwohl ich schon zugeben muss, dass es durchaus einen Reiz hätte, das Album „Blizzard Of Oz“ zu nennen.

Es heißt ja immer, das dritte Album einer Band sei generell schwierig und eine besondere Herausforderung. Kannst du das bestätigen oder ist das doch nur ein Mythos?

Das kommt darauf an. Es ist auf alle Fälle wahr, dass das erste Album am einfachsten ist, denn du hattest dein ganzes bisheriges Leben Zeit, es zu schreiben. Das zweite Album sollte natürlich nicht einfach eine Kopie des Debüts sein, es ist eher eine Art Wiederholung, die in gewissen Aspekten auch Verbesserungen aufweisen sollte. Das dritte Album sollte schließlich beweisen, dass man im gesamten Entwicklungsprozess im Laufe der Jahre auch etwas gelernt hat. Unser neues Album einzuspielen hat auf alle Fälle mehr Spaß gemacht, als dass es unangenehm war. Wir haben richtig viel Arbeit in die Songs und die Aufnahmen gesteckt. Das war schon hart, hat aber auch Spaß gemacht, sogar die Teile, die wir im Knast aufgenommen haben.

Seit dem letzten Album sind fünf Jahre vergangen. Warum hat es so lange gedauert, den Nachfolger an den Start zu bringen? Gab es ein kreatives Loch oder waren die diversen Knastaufenthalte doch hinderlich?

Ja, tatsächlich saßen mehrere Bandmitglieder nach dem Erscheinen von „M.I“ mehrfach gemeinsam oder einzeln im Gefängnis. Wenn man sich nicht unterkriegen lässt, ist das eigentlich ein schöner Zufluchtsort, um ungestört großartige neue Songs zu schreiben. Andererseits ist es aber auch schwierig, die Erlaubnis zu bekommen, um aus dem Knast heraus Songs aufzunehmen. Das ist aber nicht der wahre Grund, warum es bis zum dritten Album so lange gedauert hat. Es ist manchmal gar nicht so einfach, das, was du denkst, in Worte zu verpacken, und benötigt manchmal schon mehr Zeit.

Wenn man in das neue Album reinhört, dann ist schon ein leichter Unterschied zu erkennen: etwas weniger Punkrock, dafür etwas mehr Classic Rock als bisher, ein höherer Doo-wop-Faktor, reichlich Handclaps und noch mehr zuckersüßer Pop.

Ja, stimmt schon ein bisschen. Wir sind beim neuen Album vielleicht nicht mehr ganz so zurückhaltend gewesen im Hinblick auf unsere Classic-Rock- und Doo-wop-Einflüsse. Ich glaube dennoch, dass das aktuelle Album den wahren Geist der Band widerspiegelt. Wir waren eigentlich schon immer eine Punkband, die Pop-Platten veröffentlicht hat. Dabei sollte man sich auch daran erinnern, dass das Tempo, mit dem die RAMONES ihre Songs eingespielt haben, häufig auch eher lahm war. Im Gegensatz dazu haben sie live die Songs wahnsinnig schnell gespielt. Das fanden wir immer saucool. Eine Pop-Platte einspielen und diese live dann punkig präsentieren. Jetzt hatten wir endlich die Eier, das mit ganzem Herzen konsequent umzusetzen.

Das Ergebnis ist auf alle Fälle, dass ihr es mit dieser Musik nicht nur in kleine verschwitzte Clubs, sondern durchaus auch in größere Stadien schaffen könntet. Na ja, in der Pause beim Super Bowl wart ihr dieses Jahr jetzt noch nicht.

Ich habe so meine berechtigten Zweifel, dass wir in Zukunft überhaupt mal zum Super Bowl eingeladen werden. Und falls doch, wage ich mal die Prognose, dass es das erste und letzte Mal sein wird. Seien wir mal ehrlich, in kleinen verschwitzten Clubs zu spielen, ist cool. Auf großen Bühnen zu spielen, ist auch cool. Irgendwie hat das alles was. Wir sind froh über jede Chance, die wir bekommen. Wir würden uns nur wünschen, dass unsere Chancen bei den Frauen auch endlich mal besser wären, haha.

Officer Bradford ist immer noch allgegenwärtig. Er thront auf dem Cover des neuen Albums und taucht auch in den ersten beiden Videos zu den neuen Songs auf. Ich kann mir vorstellen, dass er nicht begeistert wäre, wenn ihr demnächst in großen Stadien spielen solltet. Immerhin seid ihr auf kleinen Bühnen bestimmt besser zu beaufsichtigen.

Ja, das wäre natürlich grandios, wenn wir auf so großen Bühnen spielen könnten, dass er allein uns nicht mehr im Auge behalten könnte. Aber was soll’s? Ich gehe mal davon aus, dass wir in der Location ziemlich alleine wären. Da wäre doch niemand, den wir ausrauben könnten. Egal, wen kümmert’s? Officer Bradford ist und bleibt ein Arsch.

Euer erstes Album habt ihr bei Red Scare veröffentlicht, das zweite bei Fat Wreck. Das folgende Mini-Album ist bei Pure Noise erschienen, genau wie das aktuelle Album. Warum seid ihr nicht zum nächsten Label gewechselt? So wie ein Ausbrecher, der immer auf der Flucht ist.

Ich weiß, was du meinst, aber es ist schon etwas komplizierter. Es ist natürlich so, dass es auch einen gewissen Reiz besitzt, endlich sesshaft zu werden, wenn man ständig auf der Flucht ist. Aber bei Pure Noise zu bleiben, war tatsächlich eine bewusste Entscheidung.

Es scheint, dass das Label auch Geld in euch investiert. Vor der Veröffentlichung des Albums sind bereits zwei schicke Videos erschienen, die nicht gerade den Eindruck machen, als seien sie möglichst billig produziert worden. Hat das Label noch Großes mit euch vor?

Das ist genau das, was ich mit der bewussten Entscheidung meine. Es ist ein junges, ambitioniertes Label, das uns bisher großartig unterstützt hat und uns viele coole Dinge ermöglicht. Das freut mich, dass dir die Videos gefallen, wir finden sie auch klasse.

Im Clip zu dem neuen Song „All of my love“ tretet ihr in ziemlich modischen Jacken in euren typischen Farben Blau, Grün, Rot und Gelb auf. Kann man euch demnächst so auch auf der Bühne sehen?

Puh, die Jacken findest du modisch? Ich weiß ja nicht. Einige der Jacken hätten wir behalten können, leider nicht die blaue. Es gibt aktuell auf jeden Fall keine Bestrebungen, dass wir unsere Garderobe ändern.

Hattet ihr bereits die Möglichkeit, die neuen Songs live zu präsentieren? Wie waren die Reaktionen?

Die Songs von den beiden Videos, „No case“ und „All of my love“, haben wir bereits mehrere Male live gespielt und es lief sehr gut. Es ist wirklich cool zu sehen, dass Leute heiß auf neue Songs sind. Normalerweise will das Publikum die bekannten Lieblingsnummern hören und deshalb ist es oft heikel, neue, bisher unbekannte Songs zu spielen. Aber wir freuen uns jetzt wirklich darauf, weitere neue Stücke live auszuprobieren.

TEENAGE BOTTLEROCKET haben euch in einem Interview mal als ihre kleinen Brüder bezeichnet. Die Band veröffentlicht quasi zeitgleich mit euch ein neues Album. Habt ihr noch Kontakt und kennt ihr schon die neuen Songs?

Ja, sie sind tatsächlich so etwas wie unsere großen Brüder. Wir lieben die Burschen und halten noch immer Kontakt. Wir waren schon Fans der Band, lange bevor wir sie persönlich getroffen haben. „Stay Rad!“ ist echt eine totale Granate, versprochen. Es ist großartig, dass sie endlich mit einem neuen Album zurück sind. Ich bin mir sicher, dass ihr verstorbener Drummer Brandon das genauso haben wollte. Die Band ist fantastisch und ihre Alben sind der Hammer.

Es halten sich weiterhin hartnäckig die Gerüchte, dass einige von euch auch in anderen bekannten Bands spielen. Was ist da dran?

Nichts. Nun ja, Intruder Yellow und Intruder Red sind in mehreren Fällen bei der schottischen Band MURDERBURGERS eingesprungen. Und Intruder Green hat sich immer mal wieder an der Mundharmonika versucht. Aber das ist mit Sicherheit nicht das, was du hören willst. Wir sind auf jeden Fall nicht die maskierten WEEZER, haha.