25 Jahre später: OASIS - Definitely Maybe (CD, Creation, 1994)

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Self-fulfilling prophecy: „In my mind my dreams are real / (...) Tonight I’m a rock ’n’ roll star“, singt Liam Gallagher in „Rock ’n’ roll star“, dem Opener des OASIS Debütalbums „Definitely Maybe“. Großmäuligkeit und Überheblichkeit waren von Anfang an eine Stärke und mit ein Grund für den Erfolg von Liam und seinem Bruder Noel, dem Songschreiber, Multi-Instrumentalist und Mastermind der Band. Diese „Fake it ’til you make it“-Attitüde der Gallagher-Brüder setzt sich in „Cigarettes & alcohol“ mit Zeilen wie „You gotta (2x), you gotta make it / You gotta (2x), you gotta fake it“ fort. Beide Songs wurden neben „Supersonic“, „Live forever“ und „Shakermaker“ als Singles ausgekoppelt. Noel sah in OASIS und Britpop eine Antithese zu NIRVANA und Grunge. Optimistische und sorglose Strophen wie „Maybe I just wanna fly / Wanna live, I don’t wanna die“ oder „I’m feeling supersonic, give me gin and tonic“ kontrastieren die meist depressiven und destruktiven Elemente des Grunge. Besonders beeindruckend: Der Legende nach waren OASIS im Studio, um das aufpeitschende „Bring it on down“ aufzunehmen – laut Noel ein musikalischer Tribut an THE STOOGES, MC5 und Punkrock –, als sie zum Aufwärmen einen Jam spielten, in dem einige Anwesenden großes Hitpotenzial erkannten. Die Aufnahmepläne wurden über den Haufen geworfen, innerhalb weniger Minuten entstanden Musik und Text zu „Supersonic“ und nach elf Stunden war die Aufnahmen des Songs abgeschlossen.

Noel meinte mal, er hätte mit „Rock ’n’ roll star“, „Live forever“ und „Cigarettes & alcohol“ alles gesagt – „after that I’m repeating myself but in a different way“. Neben THE BEATLES und THE STONE ROSES hatten damals wohl Kokain und Acid den größten Einfluss auf das musikalische Schaffen von OASIS. „Definitely Maybe“ verkaufte sich alleine im Vereinigten Königreich über zwei Millionen Mal. 86.000 verkaufte Einheiten in der ersten Woche machten das Album zur damaligen Zeit zum am schnellsten verkauften Debütalbum der britischen Geschichte. Bereits 1995 legten OASIS mit „(What’s The Story) Morning Glory?“ einen weiteren Klassiker und ihr kommerziell erfolgreichstes Album nach (4,7 Millionen verkaufte Einheiten in UK). Nach „Be Here Now“ (1997) und der großartigen B-Seiten-Compilation „The Masterplan“ (1998) war ich allerdings durch mit OASIS. Die Band löste sich 2009 auf. Die zerstrittenen Gallagher-Brüder machen durch ihre Querelen und ihre Hassliebe weiterhin Schlagzeilen und sind auch noch musikalisch aktiv: Noel in NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS und Liam wandelt nach der Auflösung von BEADY EYE auf Solopfaden. Deshalb wirkt es irgendwie so, als wären auch OASIS nie so wirklich weg gewesen. Live forever eben.