BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Portrait – Teil 5

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Salvador Oberhaus

Das Ox30-Konzert liegt jetzt schon einige Wochen hinter mir und mir tut von all dem Rumgehopse immer noch der Nacken weh. Besonders schön fand ich, dass ich viele der Schreiber*innen endlich mal in 3D treffen konnte. So lernte ich auch Salvador Oberhaus kennen, der nicht nur für unser aller Lieblingsheft schreibt, sondern mit dem ich auch unvermutet die Hood teile.

Salvador, du bist noch gar nicht so lange beim Ox, richtig?


So ist es. Vor gut zwei Jahren, im Sommer 2017, habe ich meinen ersten kleinen Beitrag beigesteuert, eine Buchbesprechung von Roger Mirets Autobiografie.

Hast du davor woanders geschrieben?

Nicht über Punkrock und in Fanzines, sondern wissenschaftliche Artikel und Bücher, zumeist über die Geschichte des Ersten Weltkrieges. Moment, das stimmt nicht ganz: Für Jonas Engelmanns „Damaged Goods. 150 Einträge in die Punk-Geschichte“ hatte ich im Jahr zuvor einige Beiträge verfasst. Bei gemeinsamen Lesungen haben Joachim und ich uns dann näher kennen gelernt. Und seither schreibe ich gelegentlich fürs Ox.

Bevorzugst du ein bestimmtes Genre, oder hörst du alles?

Hardcore-Punk in seinem ganzen musikalischen und textlichen Facettenreichtum ist schon das Großartigste überhaupt. Aber auch Punkrock, Psychobilly, Ska und Metal höre ich sehr gerne. Im Moment laufen bei mir NOT ON TOUR in Dauerschleife in der Anlage. Ausdrücklich bekenne ich: Ich mag auch die Art von deutschem Punk, den irgendeine Blitzbirne irgendwann einmal mit der wirklich dummen und sinnfreien Bezeichnung „Deutschpunk“ etikettiert hat. Gelegentlich muss es dann auch mal Rap sein: Sookee, ANTILOPEN GANG oder WAVING THE GUNS gefallen mir gut. Und wenn ich einen Rappel krieg, höre ich Degenhardt oder ZUPFGEIGENHANSEL.

Du hast ja in Ausgabe 141 einen Artikel über Queer Punk verfasst. Was interessiert dich daran besonders?

Das emanzipatorische, menschen- und gesellschaftsverändernde Potenzial vieler queerer Analysen, Positionen und Postulate interessiert mich ebenso wie deren Funktion selbstkritischer Spiegelung von Reproduktionsmechanismen patriarchaler Heteronormativität der Mehrheitsgesellschaft in den sich weltoffen verortenden Punk-Subkulturen.

Du engagierst dich auch lokal, zum Beispiel für die ehemalige Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ in Wuppertal. Um was geht es da?

Das Gebäudeensemble der ehemaligen sozialistischen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ in der Münzstraße in Wuppertal-Barmen ist ein von unserem Förderverein entwickelter außerschulischer Lern- und Erinnerungsort zur (Sozial-)Geschichte der Arbeiterbewegung, des Ersten Weltkrieges, des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges sowie zu europäischer Flucht- und Migrationsgeschichte. Wir präsentieren hier eine Dauerausstellung und bieten verschiedene thematische Rundgänge und Gruppenführungen durch den Gebäudekomplex und den angrenzenden Stadtteil an. Das Angebot ist konzipiert als niedrigschwellige politische und historische Bildung für Jugendliche und Erwachsene. Aber auch vierte Schulklassen hatten wir schon zu Gast. Wie wäre es mal mit einer Ox-Schreiber*innen-Exkursion dorthin? Interesse? Unter vorwaerts-muenzstrasse.de gibt es mehr Infos.

Wie würde eine Welt aussehen, in der sich jeder ein bisschen für einen guten Zweck engagieren würde?

Solidarisch, friedlich, egalitär.

Okay, dann kommt hier schon die letzte Frage: Hast du eine Ox-Lieblingsschreiber (m/w/d)?

Helge Schreiber, wo auch immer er gerade veröffentlicht, gefällt mir sehr gut, auch Triebi Instabil lese ich gerne. Kent Nielsen habe ich zuletzt zur Genüge abgefeiert, sonst würde ich ihn hier auch zu nennen haben.