BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Porträt – Teil 6

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Das Ox wird seit jeher mit großem Engagement von vielen ehrenamtlichen Schreiber*innen zusammengestellt, die so unterschiedlich sind, wie die Bands im Heft. Dieses Mal beantwortet mir Stefan Gaffory Fragen zum Schreiben und Radiomachen.

Stefan, du bist ja schon relativ lange beim Ox. Hast du die 15 Jahre schon voll?


Noch lange nicht. Soweit ich mich erinnere, kam ich mit 37 zum Ox, bin also knappe neun Jahre dabei. Wäre natürlich schön, wenn es irgendwann einmal 15 Jahre werden würden. Ich bin zwar seit relativ langer Zeit nur noch sporadisch vertreten, weil ich ja eine Menge anderer schreiberischer Projekte am Laufen habe, die mit dem Ox nichts zu tun haben. Aber ich bin immer noch sehr gerne ein Teil davon.

Du hast ja einen recht breit gefächerten Musikgeschmack. Beim Schreibertreffen fielen jedenfalls Bands wie KILLING JOKE, UNSANE und SAINT VITUS. Was hörst du am liebsten?

Mein Geschmack hat sich mit zunehmendem Alter immer mehr erweitert. Ich habe mich schon sehr früh für Musik interessiert, und als ich relativ spät Punk wurde, habe ich eine Menge Sachen einfach verdrängt, obwohl ich sie insgeheim irgendwie noch mochte. Mit zunehmendem Alter wurden mir musikalische Scheuklappen aber immer egaler und heute gibt es nur noch drei Arten Musik für mich: mag ich, ist mir egal und mag ich nicht. Was ich Ox-relevant am liebsten höre? Am wichtigsten für mich ist Noiserock in jeder Ausprägung. Das ist die Szene, in der ich die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe und mit der ich mich identifiziere. Außerdem höre ich Post-Punk, aber auch klassischen Hardcore mit Bands wie SOIA, JUDGE und SLAPSHOT. Aber ich bin auch großer Fan von SLAYER, Iggy Pop und PJ Harvey. Und von Hip-Hop, vor allem aus den späten 80ern bis Mitte der 90er; Funk und Soul aus den 60ern oder 70ern, und ich bin mittlerweile auch passionierter Jazzhörer. Vereinzelt höre ich auch Sachen, die für Punks gar nicht gehen. Ich mag zum Beispiel PINK FLOYD, Sade und ZZ TOP.

Und du machst Radio. Wo und wie? Ist das deine eigene Show?

Ja, das ist meine eigene Show auf Querfunk 104,8. Das ist das freie Radio Karlsruhe. Meine Show dort heißt Radio Bronkowitz und spiegelt auch meinen musikalischen Kosmos wieder. Da läuft dann auch mal CROWBAR nach John Lee Hooker und vor MASSIVE ATTACK.

Daneben bist du auch noch Autor von zwei Büchern. Um was geht es darin?

Mittlerweile sind es zwei Bücher und eine Graphic Novel. „Der Katzenkönig“ habe ich mit meinem Freund Daniel Prohart als Zeichner verfasst. Das Musikbuch „Wehe du schreibst nichts über die Nits“ ist eine Sammlung von Essays, Blogbeiträgen und Kolumnen aus dem Ox. Mein Roman „Kreisklassenhölle“ ist eigentlich schon fast literarischer Hardcore um eine Punkjugend in einem erzkonservativen Dorf, die der Protagonist unbedingt verdrängen will und dazu definitiv die falschen Mittel wählt, was einen üblen sozialen Abstieg zur Folge hat. Es ist ein sehr hasserfülltes Buch mit einigen autobiographischen Bezügen, aber es hat auch schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Ob ich das heute noch mal so schreiben würde, weiß ich nicht, da mein Leben mittlerweile deutlich ruhiger ist. Aber es ist eine Standortbestimmung, wie ich mich damals gefühlt habe und ich stehe da immer noch hundertprozentig dahinter.

Du engagierst dich also ziemlich viel. Machst du das nur für dich oder willst du auch der Kulturlandschaft etwas Gutes damit tun?

Schwierige Frage. Ich habe den Glauben daran verloren, an der Kulturlandschaft etwas ändern zu können. Das ist fast schon ein Kampf gegen Windmühlen, und die Zeiten, in denen Bücher oder Platten noch neue soziale Bewegungen entfachen konnten, sind vorbei. Wir leben in Zeiten, in denen menschliche Amöben wie Influencer zu Massenidolen werden, indem sie Jugendlichen Konsumgüter begehrenswert erscheinen lassen und irgendwelche Neandertaler ihre grunzdumme Meinung via Internet ungefiltert in die Welt röhren können. Insofern tue ich das in erster Linie für mich selbst. Ich habe die Möglichkeit, bei Lesungen vor Publikum aufzutreten, lerne interessante Menschen kennen. Und freue mich, wenn Leute das mögen, was ich mache. Ansonsten bin ich da eher Pessimist.

Dann kommt hier schon die letzte Frage: Hast du eine*n Lieblingsschreiber*in?

Ich war ja schon mit einigen auf Tour und auf gemeinsamen Lesungen. An dieser Stelle liebe Grüße an Alex Gräbeldinger, Gary Flanell, Christoph Parkinson und H.C. Roth.