COME AND GO-GOS

Foto

It’s not a girl band, it’s Punkrock!

Durch einen Auftritt in der Bamberger Weinstube Pizzini wurde ich auf die THE COME AND GO-GOS aufmerksam. Ein Kommentar zu Frauen im Musikbusiness von Gitarristin Isa machte mich neugierig. Gesprochen habe ich darüber mit Bekki (dr), Isa (gt) und Marina (bs).

Euch gibt es seit 2016, wie kam das?

Isa:
Ich hatte bereits in ein paar Bands Gitarre gespielt. Gelernt habe ich eigentlich Klavier. Ich hatte Lust, eine Gruppe mit Frauen zu gründen, das kannte ich aus Bremen. Ich war dann glücklich, als ich Marina gefunden habe und dann noch Bekki dazukam.

Bekki: Eines Tages hat mein Handy geklingelt und Marina war dran, die sagte: „Du bist doch Schlagzeugerin!“ Worauf ich sagte: „Nö, ich spiele Geige.“ – „Wir brauchen aber eine, kannst du trotzdem kommen?“

In welchen Bands wart ihr vorher?

Marina:
Ich habe spät angefangen, Bass zu spielen, das ist jetzt meine erste Band.

Isa: Die Bremer Band kennt man hier wahrscheinlich nicht, die heißt VENUS ENVY, aber hier in Bamberg dann ELSE ADMIRE & THE BREITENGÜSSBACH DOLLS.

Bekki: Ich bin noch bei OPORTO.

Wie entscheidet ihr, wer was wann singt?

Marina:
Anfangs hat die gesungen, die das Lied geschrieben hat. Es ist ja auch oft eine Geschichte dabei. Wenn ich „Eternity“ singe, ist das für meinen Freund geschrieben. Das wäre komisch, wenn das zum Beispiel Isa singen würde. Aber die beiden singen ja auch mit. Bei den neueren Songs ist es anders, da ergänzen wir uns. Die beiden wollen, dass ich viel singe, aber ich will eben auch, dass die anderen beiden mitsingen.

Bekki: Marina hat schon die „Röhre“. Ich stelle mir das oft immer so schön vor, kann das aber nicht singen, da meine Stimme viel zu leise ist. Da ist es dann schon toll, wenn man drei zur Auswahl hat.

Isa: Ich finde es schön, wenn wir das abwechselnd machen, das bringt so eine Dynamik rein. Mal singt eine, dann wieder alle drei.

Wie schreibt ihr ein Lied?

Bekki:
Bei Marina und mir kommt zuerst der Text. Bei Isa kommt zuerst das Riff.

Isa: Dann kommt der Prototyp in den Proberaum und hier beginnt sozusagen der Fertigstellungsprozess.

Marina: Isa muss sich dann oft etwas für das Solo überlegen oder Bekki hat dafür auch schon eine coole Melodie für die Gitarre gefunden.

Bekki: Ich setze mich ans Klavier. Das klingt immer so albern. Heute habe ich etwas Souliges gemacht, klingt nach SCHOGETTES, aber wenn es dann durch Isas verzerrte Gitarre geht, könnte es auch wieder von MISFITS sein.

Isa: Das ist ja gerade das Tolle: Der Song kann in jede Richtung gehen! Am Anfang fiel mir das schwer, weil ich eine fixe Idee im Kopf hatte, wie der Song klingen soll. Das war für mich ein Lernprozess, dass wir zusammen was Geiles daraus machen können.

Thema Sexismus. Isa, du hast dazu auch einen Kommentar geschrieben für eine Zeitung. Könnt ihr eure Position hier erläutern?

Marina:
Wir wollen kein „Female irgendetwas“ sein. Man kann fragen „Warum habt ihr eine Frauenband gegründet?“, aber wir wollten eben diese Dynamik. Ich finde es schön, wenn Frauen auf der Bühne stehen, wie zum Beispiel bei den SCHOGETTES. Und wenn es die Frauenquote geben muss, dann muss das so sein, auch wenn ich es scheiße finde.

Isa: Warum soll ich freiwillig ins Nebengebäude des Kulturbetriebs, sprich: nur auf Frauenband-Festivals oder mich gezielt bei Frauenband-Magazinen bewerben? Warum sollen wir ins Nichtschwimmerbecken? Frauen sollen sich gegenseitig unterstützen, sich aber eben nicht freiwillig ausgrenzen!

Marina: Wovon die Frauen wegkommen müssen, ist, dass sie sich selbst separieren.

Isa: Ich finde, es ist auch viel passiert seit damals, wie ich auch in dem Artikel geschrieben habe. Damals, 1997, mit der anderen Band, wurden wir beim Soundcheck gefragt, wann denn unser Schlagzeuger kommt. Es ist auch heute manchmal für uns auch schwer. Muss man sich positionieren? Will man das? Wir müssen auch noch unseren Wert lernen.

Marina: Ich dachte schon, wir sind weiter. Die PALE LIPS haben einen Aufkleber, auf dem steht: „It’s not a girl band, it’s Punkrock.“

Isa: Als ich 1993 meine erste E-Gitarre kaufen durfte, war das noch komisch. Heute ist es einfacher. Es ist toll, wenn man ein bisschen was in diese Richtung bewirken kann.