COFFINSHAKERS

Ich habe die CD von den COFFINSHAKERS in die Hand gedrückt bekommen und war nach dem ersten Hören ehrlich gesagt nicht wirklich überzeugt. Zwar gehören Hank Williams und Charlie Feathers zu meinen persönlichen Faves und natürlich höre ich, wie fast jeder, auch gerne Johnny Cash. Aber diese drei haben etwas gemeinsam, was ich bei den COFFINSHAKERS – bestehend aus Rob Coffinshaker (Gitarre/Gesang), Joe Undertaker (Bass), Fang (Gitarre) und Blackfist Bill (Drums) – zunächst vermisst habe, nämlich etwas rohes, dreckiges, kantiges. Das gilt in meinen Augen zwar für so gut wie fast jede Art von Musik. Aber gerade bei Country halte ich das für besonders wichtig. Wer schon mal die Gelegenheit hatte, in Amiland in einer Bar an der Theke zu sitzen und schnauzbärtigen Stadtcowboys zuzuhören, wie sie eine abgedroschene Westernromantik besingen, das alles begleitet von Nashville-typischer Massenware, weiß, was ich meine. Man könnte sich jetzt natürlich darüber streiten, ob Horror-Lyrics nicht auch klischeehaft sind. Diese Frage habe ich mir aber nicht gestellt und halte sie persönlich auch nicht für wirklich wichtig. Ich war einfach nur gespannt darauf, wie die ´SHAKERS das Ganze live rüberbringen. Und da war ich dann angenehm überrascht. Die vier Skandinavier haben gerockt, haben ihren Kram cool runter gezockt und klangen dabei auch deutlich härter als auf ihrer CD. Und im Interview nach ihrem Konzert im Flaming Star in Speyer stellten sie sich auch noch als wirklich sympathische Menschen mit Humor heraus.

Wie war eure Tour bislang?


Rob: Die war bislang viel besser, als ich erwartet hatte. Viele coole Leute, gute Shows. Das einzige, was schlecht war, war, dass nicht so viele Vampire da waren.

Was für Leute kommen denn zu euren Shows? Cowboys? Greaser? Punker?

Rob: Oh, schwer zu sagen. Das Publikum war meistens ziemlich gemischt. Wobei bisher hier in Deutschland schon einige Greaser und Punks da waren. Aber das alles ist mir eigentlich völlig egal.

In eurem Info wurdet ihr angepriesen als eine Mischung aus Country à la Johnny Cash und den MISFITS. Was haltet ihr davon? Trifft das zu?

Rob: Das ist wahrscheinlich gar keine so schlechte Charakterisierung. Wir spielen streckenweise schon Country, der in die Richtung von Johnny Cash geht, und wir haben Horror-Lyrics wie etwa die MISFITS. Aber das ist es auch schon. Warum nicht einfach "Country Music with Horror Lyrics“?
BB: Das liegt auch fast alles ein bisschen am Club, in dem wir spielen. Ist es ein Punk-Club, dann werden wir auch meistens irgendwie als Punk bezeichnet. Es kann aber auch einfach als Country durchgehen.
Rob: Oder als Vampyrebilly mit Black Metal-Texten.

Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen, Country zu spielen?

Rob: Ich habe die Band gestartet, mehr oder weniger. Ich hatte ein paar Texte zu Hause rumliegen, die so horrormäßig waren und habe auf der Klampfe ein paar Country-Tunes gespielt. Dabei dachte ich mir dann: Wow, das könnte cool sein. Mit Fang habe ich schon vorher in einer Band gespielt. Und Joe ist mein Bruder. So hat das irgendwie angefangen. Wir hatten damals noch einen anderen Schlagzeuger, und der war auch ein Freund von uns.

Hört ihr auch zu Hause vorzugsweise Country?

Rob: Ich höre mir ziemlich viel verschiedenen Kram an, solange er gut ist.

Und wie definierst du gut?

Rob: Das ist einfach Qualitätsmusik.
Fang: Das Coole an den COFFINSHAKERS ist, dass jeder in der Band einen unterschiedlichen Musikgeschmack hat, alles aber dann in den COFFINSHAKERS kombiniert wird und darin aufgeht.
BB: Ich hör´ zum größten Teil Country, Garage, Beat oder Punkrock.
Joe: Also ich sehe das genauso wie Rob. Solange etwas gut ist, ist es egal, wie sich das jetzt nennt. Deshalb mag ich auch so unterschiedliche Sachen wie Country oder Heavy Metal, manchen Jazzkram, Bossanova, Beat oder Garage. Ich find es auch cool, wenn das irgendwie trashig ist. Wie zum Beispiel bei manchen obskuren schwedischen Garage-Bands aus den Sechzigern, die auf English gesungen haben, ohne überhaupt English sprechen zu können.

Ich habe mich vor dem Interview mit Rob schon ein bisschen über eure CD und insbesondere den Sound unterhalten. Ich finde den zu clean. Live war das jetzt auch alles deutlich dreckiger, was mir persönlich besser gefällt.

BB: Oh ja, der Sound auf der CD ist wirklich ziemlich schlecht. Niemand von uns ist damit wirklich glücklich.
Rob: Das Problem war halt, dass wir 18 Lieder in zwei Tagen aufgenommen haben und wir einfach zu beschäftigt waren, mit den ganzen Songs durchzukommen. Wir waren in so einer Eile, dass wir nicht einmal angefangen haben, über den Sound überhaupt nachzudenken. Wenn wir das gleiche jetzt noch mal machen würden, dann würden wir uns schon mehr als zwei Tage Zeit nehmen.

Lag das vielleicht auch am Studio?


Joe: Nein, daran lag es nicht, weil wir unsere allerletzten Aufnahmen auch im gleichen Studio aufgenommen haben, und die sind wesentlich besser. Ich meine, wir haben jetzt halt auch einfach mehr Erfahrung mit dem Studio. Und die wissen jetzt, wie wir klingen wollen. Wir haben auch im Prinzip versucht, weniger zu machen, also eher so zu klingen, wie wir auch live sind.

Wie entstehen eure Lieder?

Rob: Es ist ziemlich leicht, diese Musik zu spielen. Das einzige Problem ist, dass wir keinen Proberaum haben und deshalb eigentlich nie proben. Nur wenn wir aufnehmen oder ein Konzert spielen, dann treffen wir uns einen Tag vorher und hören uns noch mal die Sachen an und besprechen alles.
Joe: Das Problem dabei ist, dass wir nicht alle nah beieinander wohnen. Rob, Bill und ich leben zwar in der gleichen Stadt, aber Fang wohnt halt ungefähr 300 Kilometer entfernt von uns. Deshalb proben wir eigentlich immer nur beim Soundcheck vor einem Konzert. Sonst schicken wir uns Tapes zu.
BB: Das klappt alles aber ganz gut. Und deshalb versuchen wir auch, alles so einfach wie möglich zu halten.
Joe: Vor allem, weil wir auch nicht die Instrumente spielen, die wir normalerweise spielen. Bill ist nicht wirklich ein Schlagzeuger, ich bin eigentlich kein Basser, sondern Gitarrist.

Warum habt ihr keinen Proberaum? Seid ihr zu faul, euch darum zu kümmern?

BB: Das ist wahrscheinlich ein nicht geringer Teil des Problems. Aber es ist halt auch ziemlich schwer, einen Proberaum zu bekommen, da wo wir wohnen. Und die sind außerdem auch ziemlich teuer.

Werdet ihr nach der Tour eigentlich ein bisschen Kohle übrig haben?

Rob: Das ist ein wunder Punkt. Weil die Tour zwar recht gut verläuft, aber wir wahrscheinlich einen neuen Bus brauchen. Der, den wir jetzt haben, bricht gerade zusammen.
Joe: Wir haben extra für die Tour ein Auto gekauft, und jetzt haben wir mit der Scheißkarre Probleme. Wir waren auch schon in einer Werkstatt damit. Aber als die gesehen haben, dass wir ein schwedisches Autokennzeichen haben, wollten die uns abzocken. Jetzt müssen wir halt hoffen, dass wir Glück haben und das alles noch irgendwie hinkriegen.

Ja, dann hoffe ich, dass ihr Glück habt für den Rest der Tour und es noch nach Hause schafft.

Joe: Danke.

Diskographie:
"Dracula has risen from the Grave” 7” (Primitive Arts, 1996) • "Black Sunday” (7”, Primitive Arts, 1998) • "We are the Undead” (LP/CD, Primitive Arts, 1999) • "Halloween” (7”, Reanimator, 2000) • "Until the End” (7”, Primitive Arts, 2001) • "Pale Man in Black” (7”, Primitive Arts, 2001) • "Dark Wings over Finland” (10”/CD, Solardisk, 2001)