ONE MAN AND HIS DROID

Gleich mit ihrem Debütalbum haben ONE MAN AND HIS DROID eindrucksvoll bewiesen, wie man Einflüsse von RADIOHEAD über klassischen Emo bis hin zu Electro zu einem durchweg eigenständigen Stil zusammenfügt. Nach ihrem Konzert in Köln als Support von NEW END ORIGINAL ging´s mit Peter (Gitarre) und Matthias (Gesang/Gitarre) in den Tourbus.

Mich würde interessieren, was in der ja doch sehr großen Zeitspanne zwischen der ersten Single und dem Album bei euch so passiert ist - immerhin war zwischendurch auch mal eine Single bei Bushido angekündigt.


Peter: Als wir die Single rausgebracht haben, haben wir noch in einer völlig anderen Besetzung gespielt, mit einem anderen Sänger und Gitaristen, und irgendwann hat uns die Musik nichts mehr gegeben. Wir hatten einfach gar keine Lust mehr auf die Songs, weshalb zwischendurch mal diese Single bei Bushido angekündigt wurde, die aber nie rausgekommen ist.
Matthias: Wo die Aufnahmen schon fertig waren!
Peter: Ja, die stehen echt schon seit zwei Jahren rum, das muss man so sagen und wir waren auch ein bisschen frustriert deswegen. Wir hatten keine Lust mehr auf die Musik, absolut nicht, damit konnte sich unser Sänger aber nicht anfreunden und dann kamen noch Probleme mit unserem Gitarristen dazu und dann ist Matthias in die Band eingestiegen, die anderen beiden ausgestiegen, wie gesagt aufgrund musikalischer Differenzen.
Matthias: Haha!

Also ist der Bruch zwischen der Single und dem Album schon ein bewusster Schritt?

Matthias: Absolut, das einzige was gleich geblieben ist, ist der Name, obwohl da hatten wir auch so einiges überlegt und haben auch mal einen Tag lang den Namen geändert...
Peter: Und haben nur negative Kritik bekommen, und der Name ist ja auch nicht wirklich maßgeblich für irgendwas, und sind dann auch dabei geblieben.
Matthias: Ja, nicht ganz, der Name hat schon irgendwie eine tiefere Bedeutung, für mich zumindest. Uns fiel aber auch nichts besseres ein.
Peter: Und dann haben wir angefangen, neue Songs zu schreiben, haben dann aber schnell gemerkt, dass wir gerne experimenteller und individueller werden würden, also wirklich mal versuchen, andere Wege zu gehen, nicht nur das Bass-Gitarre-Schlagzeug-Schema. Haben dann überlegt, was wir selber gerne hören und haben uns dann auch daran orientiert, was wir auch nicht leugnen wollen. Dann haben wir uns entschieden, nach einem Keyboarder Ausschau zu halten, den wir auch superschnell gefunden haben, da wir mit dem schon ewig befreundet waren.
Matthias: Wir haben im Studio erstmal vier Songs aufgenommen und als das Okay von Defiance Records kam, dass sie was mit uns machen wollen, was uns natürlich riesig gefreut hat, haben wir dann noch die weiteren Songs aufgenommen.

Ihr habt auch schon wieder neues Material, hört man?

Peter: Ja, wir haben neues Material, von dem wir sagen könnten, dass es auch auf dem jetzigen Album sein könnte, und wir nicht wirklich noch einmal eine solche Platte machen wollen, sondern noch mal weiterkommen und auch mehr mit elektronischen Elementen spielen wollen.

Euer Album wirkt für mich sehr durchdacht und hat mich vom Konzept her stark an die aktuellen APPLESEED CAST-Alben erinnert.

Peter: Da bist du der Erste, der das sagt! Alle anderen sagen nämlich, dass die Songs überhaupt nicht zusammenpassen und ich empfinde das auch so. Z.B. ist der Song, der auf der Ox-Compilation war, auch noch so ein Überbleibsel aus den alten Zeiten, und wurde auch noch mit dem alten Sänger geschrieben. Wir haben eigentlich Wert darauf gelegt, ein vielseitiges Album zu machen, das nicht schnell langweilig wird.

Es lässt sich bis auf "Postcards from the sea" aber doch eine klare Linie auf dem Album erkennen.

Matthias: Das ist halt schon der Song, der raussticht. Jetzt sind wir auch schon wieder an dem Punkt, an dem wir sagen: Jetzt muss es weitergehen. Das macht eigentlich auch am meisten Spaß... Es ist aber ein sehr anstrengender Prozess, weil man eigentlich immer unzufrieden ist. Auf der einen Seite ist diese Unzufriedenheit zwar negativ, auf der anderen Seite kommt man damit aber auch weiter und hält einen Prozess in Gang, es ist nie so, dass man sein Set hat und das die nächsten drei, vier Jahre immer wieder live spielt. Es ist wichtig, dass man auch immer noch die Sicht des Publikums besitzt und sich auch selber mal langweilt, und dann auch schnell versucht, neue Wege zu gehen.

Wie wird das neue Material sein, du hattest vorhin schon was mit Elektrosachen angedeutet.

Peter: Momentan gibt es halt nur ganz wenige Bands, auf die wir uns alle einigen können, die wir wirklich hören, und fast jede Band orientiert sich auch an den Dingen, die man hört, und das sind im Moment solche Sachen wie RADIOHEAD oder auch NOTWIST.
Matthias: Also auch Sachen, die jetzt nicht aus der Hardcore-Liga kommen. Das hat man irgendwann abgelegt, nur Sachen von Revelation oder Jade Tree gut zu finden. Obwohl wir uns von der Einstellung her dort schon zu Hause fühlen. Wir haben nebenbei auch schon immer Emo gemacht, aber auch dieses klassische Hardcore-Ding, und diese Wurzeln gehen auch nicht dadurch verloren, dass man andere Musik hört.

Also seht ihr euch auch nicht als eine der Emobands, die nur über ihre neuen Liebestexte nachdenken?

Peter: Nein nein, es gibt halt so was wie eine New-Emo-Szene, wo das Outfit wichtig ist, dieses typische Emo-Outfit, wodurch man sich dann definiert...
Matthias: Im Moment hat man den Eindruck, dass das alles so ein bisschen gesellschaftsfähig geworden ist. Früher waren solche Sachen wie SENSEFIELD in der "Szene" verhasst, weil man sich damit ja als homosexuell geoutet hat, aber in der breiten Masse auch nicht anerkannt, weil es eben aus dieser politischen Ecke kam.
Peter: Es ist entdeckt worden, gepusht und wird verkauft. Das Problem ist, dass da wieder nur das Geld hintersteckt und viel kaputtmacht. Heute wird halt gesagt, die erste Emoband waren JIMMY EAT WORLD und dann weiß man schon: Alles klar...

Und was wäre, wenn die Musik, die ihr macht und mit der ihr selbst zufrieden seid, dann der große Boom werden würde, würdet ihr dann weitermachen?

Peter: Ja, wir würden die Musik weitermachen, aber wenn uns daran wieder etwas nicht gefallen würde, würden wir das auch wieder ändern.
Matthias: Diese Unzufriedenheit bezieht sich nicht nur auf die Musik, wenn es etwas anderes gibt, was uns nicht gefällt,wo wir nicht dahinter stehen, dann machen wir das auch nicht. Und so soll das auch bleiben. Peter kennt auch ein paar Leute, die etwas mehr Erfolg gehabt haben und dadurch hat man auch die negativen Seiten kennengelernt. Man kennt ja diese Negativbeispiele, z.B. JAWBREAKER, die einen Majordeal hatten und danach keinen Bock mehr, und zurück zu einem Indie gegangen sind. Was wir an unserem Label gut finden ist, dass wir die Leute kennen. Als wir die ersten Konzerte in der Besetzung planten und keinen Tourbus hatten, da hat er uns gefahren und sich um alles gekümmert – wir hatten am Anfang echt überhaupt keine Ahnung.
Peter: Es ist alles super familiär...
Matthias: Ja, man kennt nicht nur die Labelmacher, sondern auch die anderen Bands, die auf dem Label sind, es ist nicht so ein Gegeneinander.

Das Cover hat so einen gewissen künstlerischen Anspruch, habt ihr das selbst entworfen?

Peter: Nein, die Idee war zwar schon da, nur da wir alle nicht so begabt sind, so was dementsprechend umzusetzen, hatten wir schon Hilfe, das waren Stefan und Holger von PALE. Wir haben den beiden die Musik vorgespielt und ihnen erzählt, was wir ungefähr haben wollen. Es sollte nicht so ein 08/15-Emo-Cover mit Landschaft bzw. Baum werden. Es gab auch viele Leute die gesagt haben, dass Cover sei super schrecklich.

Ich fand es ein bisschen schade, dass ihr keine Texte im Booklet hattet...

Matthias: Das war Absicht. Es sind halt teilweise sehr persönliche Sachen und ich wollte das deswegen auch nicht. Ich bin es auch leid, den Leuten fünf Minuten lang zu erklären, was ich mir bei dem Lied gedacht habe. Sie sind teilweise auch sehr symbolisch und so kann sich jeder das rausholen, was er will. Wir haben zwar eine politische Grundhaltung, aber ich will damit nicht hausieren gehen. Das heißt nicht, dass wir uns mit Sachen abfinden, aber ich möchte die Musik nicht dafür benutzen. Ich hab früher auch so Sachen wie SEEIN RED gehört, aber man ist irgendwann übersättigt, wenn du in jeder Platte Parolen um die Ohren gehauen bekommst. Deswegen hatte ich da nicht so viel Lust drauf, auch wenn ich es generell gut finde, wenn man zeigt, wo man steht und auch Leute überzeugt. Aber das kann bei der nächsten Platte schon wieder anders sein.
Peter: Da hauen wir die Parolen dann nur so raus!