MURDERDOLLS

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FRANKENSTEIN DRAG QUEENS FROM PLANET 13 sind tot, hier sind die MURDERDOLLS. Die Truppe setzt sich aus SLIPKNOT-Drummer Joey Jordison (hier bedient der Multi-Instrumentalist die Gitarre), Zweitgitarrist Tripp Eisen (STATIC-X), den bislang weitgehend unbekannten Erik Griffin (Bass) und Ben Graves (Drums) sowie Frontmann Wednesday 13 (Ex-FRANKENSTEIN DRAG QUEENS) zusammen. Nein, bitte nicht mit den Worten „D’oh! Nu Metal!“ weiterblättern, lieber Ox-Leser! Entgegen allen Erwartungen liefern die MURDERDOLLS mit dem Erstling „Beyond The Valley Of The Murderdolls“ ein Album ab, das weitab von trendy Nu Metal angesiedelt ist und durch rotzige Punkrock-Songs auch euch gefallen sollte.

Ja, es grenzt wahrlich an ein Wunder, denn den erschrockenen Gesichtern in der Redaktion zu urteilen hatte kaum jemand damit gerechnet, dass unter auch nur einer der neun SLIPKNOT-Masken ein lebendes Gehirn sitzt. Kein Scherz: Tut es, und es spürt mit seinem Besitzer Joey neben der Zuneigung zu Black- und Death Metal auch eine innige Leidenschaft zu Horror-Outfits und Punkrock. So mögen wir’s! Jordison schätzt mit seinen 25 Lenzen nicht nur die Metal-Sounds seiner Generation, sondern kennt sich im gesamten Punkbereich bestens aus und steht auf alle möglichen Combos zwischen MISFITS (das hört man „Beyond The Valley Of The Murderdolls“ auch an), FANTOMAS und GUNS N’ROSES, mit denen die MURDERDOLLS übrigens in Bälde auch auf einem Festival in Japan zu sehen sein werden. Die Voraussetzungen stimmen also, und sie werden auch hörbar umgesetzt, denn die Band punkt und rockt sich auf ihrem Debut mit witzigen Horror-Lyrics, einer kräftigen Prise Glam, die immer wieder an Alice Cooper erinnert, und simplen, aber sehr eingängigen Hymnen durch die Botanik.

Joey: Wir verbinden halt all die Bands, die wir lieben, zu einem Ganzen. Es sind ja nicht nur Metaller in der Band, sondern neben SLAYER und Konsorten hören wir auch allerhand andere Stilarten. Ich umschreibe unseren Sound immer gerne als Mixtur aus MÖTLEY CRÜE, RAMONES und TWISTED SISTER.

Wobei Wednesday ab und an schon ein wenig an die (guten) alten KISS denken lässt. Zum Glück verzichten die MURDERDOLLS jedoch auf arg schäbig-lauwarme Schmink-Visagen, wie es ja Oberidiot Tommy Lee und seine restlichen Deppen bei MÖTLEY CRÜE zu tun pflegten.
Wenn eine Band schon seit über sieben Jahren existiert, aber bislang noch keinerlei Lebenszeichen ihren Weg auf einen Tonträger fanden, muss die Frage nach Ernsthaftigkeit einer Formation gestattet sein. Bleibt neben dem Mitwirken bei dem neunköpfigen Spackenhaufen keine Zeit mehr für die schönen Dinge des Lebens? Den Vermutungen, die MURDERDOLLS seien keine vollwertige Band, sondern vielmehr ein Projekt, kann sich Gitarrist und Mainman Joey Jordison nicht wirklich anschließen.


Ein Projekt waren die MURDERDOLLS nie. Zwischen 1995 und 1998 spielten wir viele Liveshows und arbeiteten regelmäßig an Songs. Durch das erste SLIPKNOT-Album und die folgenden Touren hatte ich ab ’98 zwar nur noch wenig Zeit, doch die MURDERDOLLS existierten seit ’95 ohne Pause.

Und das mit nur wenigen Line-Up-Wechseln. Lediglich Gründungsmitglied Dizzy Drastic verabschiedete sich vor einigen Monaten und räumte somit den Weg für den ehemaligen Bassisten Wednesday 13, dessen Positionswechsel Anfang des Jahres auch die Umbenennung der ehemals THE REJECTS benannten Truppe auslöste. Gemeinsam mit Joey ist er der drahtziehende Pol, wenn es um Songwriting und Austüfteln neuer Ideen geht.

Auf der Platte sind ausschließlich Songs, die nach dem Line-Up-Wechsel entstanden sind. Deshalb wäre es unlogisch und unfair gewesen, nach Dizzys Ausstieg unter dem Namen THE REJECTS weiterzumachen. Durch Wednesdays Einstieg hat die Band eine Art Wiedergeburt erfahren, und das wollte ich zum Ausdruck bringen.“

Auch einige Songs der FRANKENSTEIN DRAG QUEENS haben eine „Wiedergeburt“ erfahren, denn so manche hat der gute Wednesday bei seiner Bandverabschiedung gleich eingepackt und mit den MURDERDOLLS neu aufgenommen. Was wohl die restlichen Frankensteins dazu sagen? Im Vergleich zu den alten Versionen knallen die Stücke nun dank der knackigen Produktion wesentlich besser, da auch die anstrengende Stimme des genannten Herrn nicht mehr ganz so penetrant im Vordergrund steht, wie es bei den Drag Queens der Fall war.

Wer Joey schon einmal bei einer SLIPKNOT-Show sehen durfte, wird um seine außerordentlich präzisen Schlagzeug-Fähigkeiten wissen. Nicht selten sieht man bei einem Konzert der neun Wahnsinnigen aus Iowa offene Münder, und besonders Trommlern klappt in aller Regelmäßigkeit die Kinnlade herunter, wenn der Maskierte an seinem hydraulischen Drumkit sitzt und selbst über Kopf die abstrusesten und vertracktesten Drum-Fills und -Grooves aus den Kesseln seines Kits zaubert. Dass Joey ursprünglich Gitarrist ist, wissen hingegen nur die wenigsten seiner Bewunderer.


Ich habe schon mit fünf Jahren angefangen, Gitarre zu spielen. Zum Schlagzeug bin ich durch Umwege gekommen. Ich spielte in einer Band, und unser Drummer taugte nicht viel, also sprang ich ein und lernte mir die Feinheiten des Instruments nach und nach an. Im Vergleich zur Gitarre war das ein Kinderspiel, hehe!

Von den Livequalitäten der MURDERDOLLS können wir uns übrigens in diesen Tagen überzeugen. Und eine schlechte Nachricht für alle Punkrocker hat Joey zum Schluss allerdings doch noch:

Nein, da muss ich euch enttäuschen, SLIPKNOT sind natürlich nicht auf Eis gelegt, auch wenn Corey, Jim und ich unsere Solo-Projekte haben. Im nächsten Jahr werden wir unser drittes Album veröffentlichen!“

Da freut ihr euch, was?