SCRAPY

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Wer in den letzten Jahren die deutsche Ska-, Punk-, Oi!-Szene mitverfolgt hat, wird weder am 1999 erschienenen Debütalbum „You Better Wake Up“, noch an einem ihrer zahlreichen Konzerte vorbeigekommen sein. Zwischendurch erschien die „The Riot“-Split-EP mit den STAGE BOTTLES, die die Ungeduld auf einen weiteren Longplayer nur mäßig stillte. Im Mai diesen Jahres konterte der niederbayerische Streetska-Zehner mit „Saturday Night...“, womit SCRAPY neue Maßstäbe in Sachen Ska-, Punk-, Oi!-Fusion setzen. Grund genug, detaillierter über die sympathische Streetska-Truppe zu berichten. Trafen wir uns 1999 das erste Mal in Oberviechtach beim Neo-Hippie-Meeting „Freak No Weekend“-Festival, führte ich dieses Gespräch am 31.05.02 in Wuppertal mit Tom (Gesang), Boscho (Bass), Woiff (Gitarre) und Klaus (Posaune) kurz vor ihrem Gig im U-Club.

Wie sind bisher die Resonanzen auf „Saturday Night...“?


Klaus: Von den Ska- und Punkrockpeople bekamen wir bisher nur positive Resonanz. In der Schweiz, was uns Benno von Leech bestätigte, und selbst in Tschechien verkauft sich ‘Saturday Night...’. Schon lustig, wenn Prager Skins deine Songs mitgrölen. Demnächst wird die Platte in Kanada von Stomp und in Japan von D.I.W. veröffentlicht.

Was hat sich zu „You Better Wake Up“ produktionstechnisch geändert?

Woiff: Wir hatten dieses Mal keine fünfzehn Kästen Bier im Studio stehen. Die Aufnahmen sollten exakter und professioneller werden. Schließlich investiert man ja eine Menge Geld. Aufnahmen des Suffs wegen kaputt zu machen, muss nicht sein.
Boscho: Durch NO RESPECT, deren Platten uns soundtechnisch sehr gut gefallen, haben wir im Göttinger Out Of Space Studio aufgenommen.

Ihr vertretet sowohl optisch, als auch in euren Texten und der Musik das Gemeinsame zwischen Skinhead-Movement und Punkrock. Mittlerweile viel rumgekommen und kennen gelernt, konntet ihr feststellen, dass davon etwas in die Tat umgesetzt wird?

Tom: Auffällig ist, dass das Gemeinsame in kleinen Städten besser funktioniert. Wenig Leute bestimmen die Szenen, die so besser zusammenwachsen. In Großstädten hingegen spielen wir manchmal leider nur vor Skinhead- oder Punkrockpublikum.
Klaus: Die Skinheadszene hat sich in den letzten zehn Jahren positiv gewandelt. Auf unseren Konzerten vertragen sich Punks und Skins ganz gut. Da wir mit allen Leuten feiern, die unsere Musik mögen, haben die Skapolizisten keinen Bock auf uns, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruht.

Unabhängig davon, was in den Anfängen mal als Skinhead und Working Class bezeichnet wurde, für was stehen diese Begriffe heute?

Tom: Schwierig, Working Class heute noch zu definieren... (allgemeines Gelächter). Ich bin derzeit arbeitslos. Ursprünglich waren das Industriearbeiter. Gewerkschaften haben heute nicht mehr den Einfluss und die Bedeutung wie früher. Was mal links war ist heute mittig. Die Klassen haben sich verschoben.

Also alles doch nur der Melancholie vergangener Tage wegen?

Boscho: Vergangenen Ereignissen und Tagen nachtrauern und dabei alte Lieder singen, das ist durchaus Bestandteil von Working Class.
Klaus: Das klassische Bild des Skins, der ab sechs Uhr morgens buckelt und stolz darauf ist mit seinen Händen was zu schaffen, das steht nicht mehr im Vordergrund. Mittlerweile definiert sich der Kult über Musik, Kleidung und den Umgang untereinander.

Mad Butcher bedient sich des Slogans „Fight For Your Class, Not For Your Country!“ Wie steht ihr dazu?

Klaus: Den Slogan, vor allem den Begriff ‘Class’, sollte man nicht so ernst nehmen. Für mich bedeutet das: Kümmere dich um deine eigenen Leute, in dem sozialen Umfeld, in der Szene, in der wir uns als Band bewegen. In unserem Fall ist das eben das Label Mad Butcher, befreundete Bands und Labels, die richtigen Veranstalter und das dazugehörige Publikum.

Thema Studenten-Skabands...

Tom: Mein Lieblingsthema. Schön, wenn ihnen die Musik gefällt, aber hört doch auf ‘If The Kids Are United’ zu covern, wenn ihr absolut nichts vom historischen Background wisst und euch dieser Szene nicht zugehörig fühlt.
Boscho: Sicher spielen wir auch des öfteren mit derartigen Bands. Die waren eben an diesem Abend dann auch mit dabei. Dafür lernt man jede Menge anderer Bands kennen, bei denen vom ersten Moment an alles stimmt, wie eben die Bands auf Mad Butcher und dessen befreundete Labels.

Gab es Überlegungen, die Platte auf einem anderen Label rauszubringen?


Tom: Nein. Wir sind sehr zufrieden mit Mike und Mad Butcher.

Was wird sich in naher Zukunft bei SCRAPY ändern?

Boscho: Trotz geringfügiger Line-Up-Änderungen wird sich der Sound nicht wesentlich ändern. Klaus wird Vater, Ede und Meixner werden in Zukunft im Job mehr eingespannt und live deshalb seltener dabei sein.
Klaus: Seit Anfang Mai ist Caro am Saxophon fest dabei.
Boscho: Als wir gemeinsam mit ihrer alten Nürnberger Band EARNIE’S TALE spielten, fragte sie uns, ob sie bei SCRAPY mitmachen könne. Wir gaben Caro unsere CD und eine Woche später stand sie mit uns im Proberaum. Perfekt!

Wie sieht es derzeit mit Nebenprojekten von SCRAPY-Members aus?

Boscho: Meixner spielt bei den BABOONZ, Kaiser bei LA PAR FORCE, die auf ihrem eigenem Label Dancing In The Dark eine EP veröffentlichen werden. Der Rest ist bei SCRAPY eingebunden. Da die Pause zwischen ‘You Better Wake Up’ und ‘Saturday Night...’ relativ lang war, werden wir jetzt verstärkt neue Songs schreiben, um bald neues Material aufzunehmen. Im Frühjahr 2003 steht die Tour mit den GENERATORZ in Kanada an.

In Weißbier We Trust! In diesem Sinne: Viel Erfolg!