SONIC DOLLS

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Irgendwie begleiten sie das Ox seit Jahren: die SONIC DOLLS aus Düsseldorf. Tom Radio Blast brachte Platten von ihnen raus, sie spielten auf dem 10-Jahre-Ox-Festival, Frontmann Eric war vor ein paar Jahren unser Layout-Praktikant, das letzte Album erschien in Kooperation von Band und Ox-Fanzine – und irgendwie ist man sich immer so nah gewesen, dass man es doch glatt vergessen hat, auch mal ein Interview fürs Ox zu führen. Das neue Album – ich möchte behaupten, ihr bisher bestes – auf Stardumb Records bot da den nötigen Aufhänger, sich im Düsseldorfer Kunst- und Kultur-Klub „Brause“ (an dessen Ent- und Bestehen ein paar der Dolls auch beteiligt sind) zu treffen und eben jenes Interview endlich nachzuholen. Anwesend waren Eric (Gesang & Gitarre), Frankie (Bass), Torsten (Schlagzeug) und Peter (Gitarre) auf Seiten der Band sowie Tom und Joachim fürs Ox.

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr, wann und wo ich die SONIC DOLLS das erste Mal wahrgenommen habe. Deshalb also: Wann und wo und wie ging das alles los?


Eric: Mit der Band ging es 1994 los, wobei nur noch ich von dieser Besetzung dabei bin. Die anderen von damals habe ich halt irgendwann gefragt, ob sie nicht Lust hätten, was anderes zu machen, und das wollten die dann auch, hehe. Nein, also Christian zum Beispiel spielte parallel bei den JET BUMPERS, der hat sich dann für die entschieden. Sepp war auch nur vorübergehend in der Band, und Ralf Real Shock konnte zwar nicht Bass spielen, aber wir hatten ihn trotzdem lange in der Band. Der wollte auch nie Bass spielen, wir hatten ihn dazu gezwungen... Dem musste ich damals bei der US-Tour immer den Bass stimmen vor dem Konzert.“
Frankie: „Da hab ich es jetzt einfacher: mein Bass muss nie gestimmt werden, das ist echt seltsam.

Wie habt ihr damals Tom getroffen?

Eric:
Den habe ich kennengelernt, als der von allen noch ‘Mini’ genannt wurde. Der war da noch beim Plastic Bomb, und wir haben dann zusammen die dritte Single der SONIC DOLLS gemacht. Später dann, 1997, fand sich die heutige Besetzung zusammen. Erst Peter, dann der Torsten und Frankie.
Frankie: Ich bin dazugestoßen, als die gemeinsame Tour mit den JET BUMPERS anstand. Und das war dann auch eine grandiose Tour: alle waren erkältet, hatten aber viel Spaß.

Du hast ja bis heute noch diverse andere Sachen am Start.

Frankie: Ja, also ich spiele noch bei BRATSETH – in Kürze kommt unsere neue Platte ‘Arschgranate’ – und mache bei der Kinogruppe ‘Celluloid Suckers’ mit sowie bei der ‘Brause’ und natürlich dem Blurr-Fanzine. In Düsseldorf geht mittlerweile ‘ne Menge, und während wir früher eher der Solinger Szene zugerechnet wurden, sind wir heute doch eine Düsseldorfer Band. Bis auf Eric leben wir alle hier in der Stadt.

Anfangs hat Eric ja alles selbst gemacht, so in Sachen Songwriting und Texte. Hat sich das mittlerweile geändert?

Eric: Auf jeden Fall. Heute kommen auch Peter, Frankie und Torsten mit Song-Ideen an, und die verwursten wir dann zusammen. An mir bleibt aber immer noch das Texte-Schreiben hängen.

Das erste Album war ja noch eher ein...

Frankie: ...RAMONES-Abklatsch.

So hart würde ich das jetzt nicht ausdrücken, aber mit diesen simplen 1, 2, 3-Songs ist das für mich – Tom – schon die beste SONIC DOLLS-Platte.


Eric: Hm, ja, also können wir das vielleicht jetzt gleich festhalten, dass am Ende bei diesem Interview tendenziell herauskommen soll, dass ich super bin?
Frankie: Ja, das hat sich schon verändert, und wir haben uns als Band ganz klar weiterentwickelt.
Eric: Ich sehe es heute so, dass die SONIC DOLLS eigentlich zu früh Platten gemacht haben. Das war noch die Phase, wo man so rumcheckt, mit wem man eigentlich Musik machen will – und in der Phase hatten wir dann gleich was aufgenommen. Erst später hat sich dann eine richtige Band mit fester Besetzung geformt.

Auf jeden Fall wart ihr nie eine Band, die sich lange Zeit gelassen hat mit einer Platte, denn eigentlich kam und kommt immer gerade irgendwo irgendwas von euch raus.

Eric: Das hast du schön gesagt.
Peter: Seit wir nicht mehr bei Radio Blast sind, haben wir eigentlich immer alles selbst gemacht und die Platten dann bei verschiedenen Labels rausgebracht. Ingesamt gab es Mitte der Neunziger einen gewissen Boom in Sachen Labels und Releases, das hat sich allgemein wieder reduziert und so eben auch bei uns.
Eric: Das hat auch viel mit der Unzuverlässigkeit kleiner Labels zu tun, und wenn die dann noch im Ausland sind, in Italien oder den USA, dann dauert es auch manchmal ewig, bis eine Platte erscheint – oder sie kommt gar nicht.

Seid ihr früher fanatischer an das Musikmachen rangegangen als heute?

Eric: Mit der Zeit hat man seine Gedanken natürlich etwas stärker ausgerichtet.
Frankie: Das ist für mich eine Frage des Anspruchs: Das Beste ist für mich, mit Freunden zusammen auf Tour zu gehen, und so eine Platte kommt dann automatisch. Das Wichtigste ist für mich also, dass es eine Band ist, in der man nur mit Freunden zu tun hat. Dass man eine Platte macht und die dann auch verkauft und größer wird, das ist nicht unser Anspruch.

Wird sich mit dem neuen Album jetzt was verändern? Mit Stardumb Records habt ihr jetzt ein sehr gutes, engagiertes Label gefunden.

Frankie: Ich finde es klasse, dass wir jetzt ein Label haben, das sich um alles kümmert, also um die ganze Arbeit, die wir sonst immer noch mit erledigen mussten. Gerade der Vertrieb, das eigentliche Verkaufen der Platten, ist nervenaufreibend.
Torsten: Wir haben die Platten zwar immer gemacht und sie mit auf Tour genommen, aber so richtig hat sich keiner von uns darum gekümmert, dass die verkauft werden. Da macht Stefan von Stardumb doch einen ganz anderen Job, der hängt sich da rein und verkauft seine Sachen weltweit.
Frankie: Ich finde das richtig gut, was die machen: die haben das Zeug, zu einer europäischen Version von Lookout zu werden – gerade auch jetzt, wo sie die GROOVIE GHOULIES weltweit unter Vertrag genommen haben.

Bestehen eigentlich auch Kontakte zwischen den Stardumb-Bands, etwa den APERS aus?

Torsten: Natürlich, das ist wirklich faszinierend. Wir waren etwa in La Spezia in Italien, und da fing der Saal schon beim ersten Lied an zu toben. Das ist das Schöne, wenn man ein Label hat, das über Deutschland hinaus Kontakte hat – man will halt nicht immer irgendwo in Deutschland vor 20 Leuten spielen.
Frankie: La Spezia war da schon was besonderes, das war ein Stardumb-Festival mit den MANGEES, den APERS, RETARDED und GROOVIE GHOULIES. Das hat super Spaß gemacht, nette Leute, gutes Essen, bei den Leuten Zuhause übernachten, von den Eltern bekocht werden – das kannst du alles vergessen, wenn du als Band mit einem Nightliner auf Tour bist. Da will ich nicht hinkommen, das ist das Schlimmste, was es gibt. Da geht dann ganz schnell der Spaß kaputt, das sehe ich ja schon bei den DONOTS, mit denen wir befreundet sind. Wobei die das noch ganz okay machen, sich aber immer knapp an der Grenze bewegen.

Sprechen wir mal über musikalische Einflüsse: am Anfang waren da ja die RAMONES...

Eric: Die waren anfangs sicher wichtig, sind aber keine Band, die ich mir heute noch regelmäßig anhöre. Ich halte sie in Ehren, sie haben gute Lieder geschrieben und viel bewegt, aber das ist es dann auch.“
Peter: „Mich fasziniert am Punkrock, dass man versucht mit wenig viel zu erreichen, also mit drei Akkorden doch was Großes zustande bringt. Aber da hat auch jeder in der Band eine andere Ansicht, denn etwa der Torsten ist riesiger RAMONES-Fan. Faszinierend finde ich auf jeden Fall, dass wir zwar alle keine tollen Musiker sind, aber trotzdem mit dem Wenigen eine ganze Menge erreicht haben.
Frankie: Wir sind eine Band wie so ein kleiner Wanderzirkus: dem Tiger fehlen die Zähne, der Elefant hat ein Holzbein, der Clown ist nicht mehr ganz so witzig, aber trotzdem macht das alles noch Spaß.

Gibt es denn für euch ein Ziel, auf das ihr hinarbeitet?

Torsten: Also seit ich dabei bin, seit fünf Jahren, haben wir uns noch nie hingesetzt und mal ein ‘großes’ Ziel ausgearbeitet. Ein Ziel ist, ein T-Shirt oder eine Platte zu machen, aber mehr nicht.
Eric: Das sind alles nur kurzfristige Planungen.
Frankie: Für uns ist ganz klar der Weg das Ziel. Wir proben auch gerade einmal die Woche, das reicht.
Eric: Wenn man so arbeitet, wird die Musik auch entsprechend locker – eben weil man nicht ständig verkrampft das Songwriting im Kopf hat.
Peter: Mir ist die Stunde auf der Bühne wichtig, wenn die Leute vor uns Spaß haben und abgehen – dafür fährt man durch ganz Europa, sitzt sich den Arsch platt, schläft zwischen Kakerlaken. In dieser einen Stunde kickt die Musik, deshalb ist sie nicht unwichtig. ist die Show an sich dann Scheiße, leidet die Laune darunter, aber nicht, wenn man sich verspielt. Das ist der Unterschied.

Und, ist die Band für euch noch ein Zuschussgeschäft oder trägt die sich?

Torsten:
Man kann sagen, dass wir zumindest bei den Konzerten nicht mehr draufzahlen müssen – und es bleibt unterm Strich so viel übrig, dass wir, wenn es ansteht, das Studio bezahlen können. Alles in allem ist das aber ein ‘Hobby’, das eben auch etwas kostet.
Frankie: Wobei ich ‘Hobby’ als Begriff nicht mag: Ein Hobby ist was für Leute, die einen Job haben und dann schauen müssen, sich in der Freizeit zu beschäftigen: Puzzles zusammensetzen, Malen nach Zahlen oder so...

Oft hat die Beziehung in und zu einer Band ja länger Bestand, als private Beziehungen zu Freund/Freundin. Wie geht ihr damit um, dass sich gerade Band und Privates ja auch gerne mal in die Quere kommen.

Frankie: Die Band ist wie Ehe ohne Sex. Ich bin mit meiner Freundin schon ein paar Jahre zusammen, und ich habe eben meine Sachen, sie ihre, und da respektiert jeder den anderen. Klar, gibt es da wegen der Band auch mal Konflikte, von wegen ‘Ihr geht mal wieder auf Tour, warum kann ich da nie mit?’. Aber das ist natürlich klar, dass da keiner mitkommen kann, das geht einfach nicht, das ist einfach wichtig.“
Torsten: „Naja, also wir proben einmal die Woche zwei Stunden und gehen auch höchstens einmal im Jahr zwei Wochen am Stück auf Tour. Das ist eigentlich kein Problem, das mit seinem Privatleben zu vereinbaren – und man muss Prioritäten setzen.

Und wie geht’s weiter?

Eric: Also, so wie die Band jetzt ist, da wollen wir uns niemand Neues mehr suchen, und sollte einer mal weniger Zeit dafür haben, würden wir eben langsamer machen. Ich denke, so kann es die Band auch in zehn Jahren noch geben. Auch wenn man manchmal aufwacht und alles Scheiße findet und sich daran erinnert, dass einem einst die Mutter davon abgeraten hat.
Torsten: Derzeit gibt’s keinen Grund, die Band in Frage zu stellen.

Peter:
Man richtet sein Leben automatisch danach aus, dass die Band funktionieren kann.
Frankie: Ich glaube, ich würde selbst bei einem guten Job-Angebot nicht aus Düsseldorf weggehen, dafür ist mir die viel zu wichtig.

Jungs, wir danken für Bier und Interview.