AVERY

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Hyena-Rock

AVERY ist ein aus vier Menschen aus vier verschiedenen Städten zusammengewürfelter Haufen, der auf dem besten Weg ist, mit seinem Debütwerk ,,Lie, Cheat & Steal” auf TFR Music in die Elite dreckig rockender Bands aufgenommen zu werden. Die Mixtur aus manischen Passagen der Marke NEUROSIS, jeder Menge Sludge-Rock und einer Prise Hardcore ist hochexplosiv und macht trotz aller Aggression höllisch Spaß. Die zwölf Songs knallen in einem derart bombastischem Sound aus den Boxen, dass man sich ein AVERY- Live-Inferno kaum auszumalen traut. Ein gut gelaunter Thorsten Mang, seines Zeichens Bassist der inzwischen in Berlin wohnhaften Band, nahm sich meiner Fragen zum Werdegang der vielversprechenden jungen Rockmaschine an.

Thorsten, ich habe euch erst mit dem Longplayer „Lie, Cheat & Steal“ kennen gelernt. Kannst du bitte mal einen kurzen Überblick eurer Bandgeschichte geben?

AVERY gibt es bereits seit 1998, jedoch war damals die Besetzung eine völlig andere. Übrig geblieben sind von der ‚Stamm-Elf’ nur noch Sänger Nico und ich. Die erste Veröffentlichung war ein Song auf einer ‚Inside View’-Compilation vor zwei Jahren. Ein Jahr später erschien dann endlich unsere Debüt-MCD mit dem Namen ‚The Devil Is A Squirrel’ auf Winter Recordings. Nun, 2002 haben wir unser endgültiges Line Up gefunden und mit ‚Lie Cheat & Steal’ auch musikalisch die Richtung eingeschlagen, in die wir schon immer gehen wollten.

Angeblich kommt ihr ja nicht nur alle aus verschiedenen deutschen Städten, sondern habt auch einen Schweden in eueren Reihen. Stammt daher die leichte ENTOMBED/BREACH-Schlagseite in eurem Sound?

Diese Vermutung liegt natürlich sehr nahe. Mit dem Einstieg von Alex bei AVERY hat sich auch das Songwriting grundlegend verändert. Zuvor wurden die Songstrukturen vom Bass und dem Schlagzeug festgelegt und dann mit den Gitarren ‚geschmückt’. Jetzt kommen die Grundriffs von der Gitarre, und Bass sowie Schlagzeug legen ein rockendes Grundgerüst darunter. Somit ist AVERY 2002 auch nicht mehr mit AVERY im Jahr 2000 zu vergleichen.

Eure Musik ist ja nicht gerade fröhlich und auch die Texte wirken ziemlich angepisst. Trotzdem macht „Lie, Cheat And Steal“ richtig Spaß und verbreitet sogar so etwas wie gute Laune. Warum?

Meine These: Alex, Jan und ich sind eher fröhliche, gutgelaunte Menschen, wohingegen Nico ein sehr depressiver, introvertierter und düsterer Geselle ist, hehe. Ehrlich gesagt, ist mir deine Feststellung auch schon aufgefallen, aber eine vernünftige Erklärung ist mir bisher nicht eingefallen. Es freut mich aber sehr, dass die screamigen Vocals nicht den positiven und gutgelaunten musikalischen Schmiss von AVERY zerstören.

Wie ist denn der Kontakt zu eurem Label TFR Music zustande gekommen?

Lars von TFR Music kenne ich schon seit etwa sieben Jahren und als er dieses Frühjahr bei einer AVERY-Show war, hat er danach im Spaß gemeint: ‚Hey, lasst doch Hydrahead Records eure LP machen – und ich kümmere mich um die CD!’ Zuerst hielt ich das für einen guten Gag, aber nach ein paar Tagen fand ich Gefallen an der Idee und sprach Lars auf seine Aussage an. Na ja, so kam es dann, dass TFR die CD macht und ‚Incendiary’ die LP – Hydrahead bringt die Scheibe dann hoffentlich in Nordamerika raus!

Kannst du für diejenigen, die euch noch nicht kennen, eure Musik charakterisieren? Welche Bands beeinflussen euch?

Schwierige Frage. Wie du oben erwähnt hast, ist ENTOMBED schon ein großer Einfluss gewesen – besonders nachdem wir mit denen zusammen im SO 36 hier in Berlin gespielt hatten. Ansonsten lässt sich AVERY von allem beeinflussen, was rockt!

Wie kann man sich AVERY live vorstellen?


Ich zitiere einen Zuschauer nach unserer Show kürzlich in Budapest: ‚Fuck, this was a holocaust’. Das bringt es wohl ziemlich auf den Punkt, würde ich sagen.

In eurem Booklet gibt es kein Bandphoto. Zufall?

Absicht! Wir wollten auf keinen Fall irgendein käsiges Bandfoto oder ein ‚hardcoriges’ Livebild im Booklet haben, um den Leuten nicht ihre Illusion zum Aussehen der Band zu rauben. Wir finden, dass es scheißegal ist, wie wir aussehen und keiner von uns legt großen Wert darauf, seine Visage auf einem Release zu sehen. Wer wissen will, wie wir aussehen, muss eben zu einer Liveshow kommen oder aufgrund des Booklets weiterhin glauben, dass wir vier Schimpansen sind...

Woher kommt denn der superdruckvolle Sound auf der Platte? Ihr habt doch nur ein paar Tage aufgenommen...

Der Dank gebührt dem alten Rocker Stefan Linde vom K4-Studio in Berlin, in dem wir aufgenommen haben. Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass es ein analoges Rockstudio ist und kein ausgelutschtes, digitales Metal-Studio, in das fast 99 % der Hardcore-Bands gehen. Die Zusammenarbeit mit Stefan war das Beste und Professionellste, was ich bisher in meiner ‚Musikerkarriere’ erlebt habe. Deshalb war die kurze Zeit, die wir hatten, auch völlig ausreichend.

Absolut gelungen ist auch das Artwork von „Lie Cheat & Steal“. Wer ist denn dieser Ross Mawdsley?

Ross ist ein bekannter Designer aus England, der schon mit mehreren Awards ausgezeichnet wurde. Alex stieß im Internet auf einige seiner Arbeiten. Darauf stand für uns fest, dass nur Ross das Artwork für die Scheibe machen kann.

Auf dem Album gibt es auch allerlei krude Samples zu hören, beispielsweise am Ende vom Song „Tabula Rasa“.

Die sind aus einer Reportage über Transvestiten bzw. Transsexuelle und wurden von uns leicht modifiziert. Jan brachte die Sachen mit ins Studio und wir waren alle gleich Feuer und Flamme dafür, so dass wir nur diese Samples für das Album genutzt haben.