DEMOLITION GIRL & THE STRAWBERRY BOYS

"Now, Quality is in their music and Hedwig is a proud and lucky woman. The boys are happy, too. Oh, yes they are, because the band has got so much FUN together. Dirty lyrics and a hot and fast Punk´n´Roll makes their days so bright".
Dieses Zitat aus dem Infoschreiben der Velbert/Wuppertal-Connection DEMOLITION GIRL & THE STRAWBERRY BOYS beschreibt ziemlich exakt das, was diese Band ausmacht. Was vor 7 Jahren als Girlband mit männlicher Schlagzeugbegleitung began, hat sich mittlerweile zu einer Institution in Sachen Old School-Punk´n´Roll gemausert. Nach nunmehr 13 (dreizehn!!!) Wechseln am Drumkit und einigen anderen mehr scheint es, als hätte Bandhitler(in) und Mastermind Hedwig Homesick (Vocals, Lyrics, Music) nun die passenden Mitmusiker gefunden. Zu den STRAWBERRY BOYS gehören übrigens auch die beiden Gitarristen der Velberter Arschrockformation GREAT UNWASHED. Alles Grund genug, ein nettes Gespräch mit Hedwig zu vereinbaren. Im Schlepptau hatte sie vier ihrer devoten Erdbeerjungs namens Benny Goodman (First Class Guitar), Fresh Fruity Frank (Bass), Peter D-13 (Drums) und Sonic Wolfgang (Specialguitar). Der dritte Gitarrist J.R. Ambulance fehlte leider. So, here we go.

Hättest du manchmal lieber wieder eine reine Mädchenband?


Hedwig: "Man muss halt sehen, wie sich sowas entwickelt. Der Anfangsgedanke war, dass wir eine Mädchenband sind, aber eine hat halt ein Baby bekommen und Frauke wollte lieber in einer Sixtiesband spielen, und so blieben mir nur die Jungs und musikalisch knallt es mittlerweile wie nie zuvor. Ich bin echt zufrieden, mit dem was sich mir jetzt bietet und vermisse das alles gar nicht so sehr."

Du hast mal gesagt, dass du deine Mitmusiker nicht zum Freundeskreis zählst, dir würde es halt nur um das Gemeinschaftswerk gehen...

Hedwig: "Man hat ja im Leben nur wenig gute Freunde. Ich zähle halt nicht alle Leute, die ich gut kenne, zu meinen Freunden. Ich hatte in meinem Leben ungefähr vier oder fünf richtige Freunde, das heisst natürlich nicht, dass man nicht freundschaftlich miteinander umgeht. Ich sehe Freundschaft als hohe Form mitmenschlichem Zusammensein an umd das würde in der Band nicht sehen. Man sieht das Ganze eher als Team. Jeder gibt das dazu, was er kann, und so entsteht ein Ganzes."

Du bist aber nach wie vor der Band-Hitler?

Benny: "Hitler light!"

Hedwig: "Genau, aber frag´ lieber die Jungs."

Benny: "Sie managet halt alles und sagt auch, wie´s sein soll. Ist natürlich klar, dass jeder von uns seinen Part dazusteuert. Sie spielt ihre Songs auf der Wandergitarre vor und wir spielen das dann auf Stromgitarren weiter."

Habt ihr manchmal Ärger mit Ignoranten, die nicht verstehen, dass ihr nicht gnadenlos amerikanisch rüberkommen wollt, sondern halt auch mal deutsche LP-Titel habt und deutschsprachige Songs spielt, wie z.B. das NICHTS-Cover "Radio"?

Hedwig: "Ich denke, dass es in der Musik so viele Sparten gibt, dass man sich da überall die schönsten Sachen raussuchen sollte. Momentan machen wir viele Songs, die ziemlich in diese dreckige Rock´n´Roll-Richtung gehen, aber natürlich immer mit Punk-Background. Frankie mag das NICHTS-Stück übrigens sehr gerne und grölt im Proberaum immer am lautesten mit."

Benny: "Frankie hat bei den letzten Proben sowieso sehr viel rumgegrölt..."

Hedwig: "Wir machen zwischendurch halt auch mal Countrysachen oder covern Elvis. Wir sind vor nix fies! (Anm.: Liebe süddeutsche Leser, das muss wohl eine sehr abstruse Bergisch-Ländische Redewendung sein...)."

Wolfgang: "Wir sind absolut tabulos!"

Hedwig: "Tabulos und offen! Wie Hausfrauen am Telefon."

Kommt eure geplante 10" wieder auf Homesick Records raus, Hedwigs kleinem, aber feinem Rock´n´Roll-Label?

Hedwig: "Ich bin momentan halt nicht so reich und von daher suchen wir auch ein Label. Wenn alle Stricke reissen und wir niemanden finden, dann werde ich das wieder selbst machen. Ich glaube aber nicht daran, weil das, was wir aufnehmen werden, verdammt gut werden wird."

Ich habe im "Wild Jane"-Fanzine, Hedwigs kleinem, aber feinem Rock´n´Roll-Fanzine, gelesen, dass es eine Konzeptplatte werden soll. Und zwar?


Hedwig: "Das ist richtig. Der Untertitel dieser Platte wird "SM-Hits for MS-Kids" sein. Da werden Songs wie "Berlin is a Domina City" draufsein."

Benny: "...und "Jesus is a masochist", "Piss on your dog"..."

Frankie: "Moment mal, das Ding heisst "DON´T piss on your dog"."

Benny: "Ach ja, das war ja was ganz anderes..."

Ihr seid ja nun doch schon was länger dabei; was war denn so euer schönstes Punkrockerlebnis?

Benny: "Bei mir war das U.K. SUBS in Essen, da haben die Leute ausgesperrt, weil das da drin zu voll war. Drinnen haben die dann erzählt, das die 200 Leute, die da von aussen sich gegen die Tür quetschen, Faschos seien, und somit war dann das Chaos perfekt. Irgendwann wurden dann die Fenster eingeschlagen und die Türen zertreten, das war echt klasse. Ich stand übrigens ganz vorne bei diesen 200 Menschen."

Frankie: "Ganz klar POISON IDEA! Der erste Song war "Plastic Bomb" und schon hatte ich ein Loch im Kopf. Nach zehn Songs fängt Jerry A, der Froontmann, mit Feuerspucken an und -zack!- war meine Matte weg. Danach noch in Dortmund am Bahnhof übernachtet und später irgendwie total besoffen nach Hause gekommen."

Hedwig: "Schöne Veteranengespräche. Los Peter, du bist dran."

Peter: "Das war mein erstes Punkkonzert anno ´79. Da gab´s viele leckere Sachen zu trinken und die Leute waren nett, mit denen konnte man reden. Seitdem bin ich halt dabei."

Wolfgang: "Mein erstes Konzert war ´84 und zwar BLACK FLAG in Bochum, das war sehr lustig. Die hatten da gerade diese "My War"-Kaugummiphase und viele Leute sind da lieber nach Hause gegangen. Das schönste war wahrscheinlich so schön, das ich micht nicht mehr daran erinnern kann."

Hedwig: "Bei mir war das 999 und MITTAGSPAUSE in Wuppertal ´81. Das nächste grosse Ding war dann für mich TURBONEGRO. Das war das i-Tüpfelchen im letzten Jahrzehnt."

Ihr habt euch doch auch die offizielle Erlaubnis von TURBONEGRO geholt, "Sailorman" zu covern, oder?

Hedwig: "Das haben wir auch, allerdings haben wir das dann ein paar mal im Proberaum gespielt um dann zu merken, dass wir da nicht ans Original rankommen. Kann ja sein, dass wir damit auf den Tribut-Sampler kommen, aber ich glaube wir sind da zu klein für."

Kannst du dir eigentlich keine Texte merken oder wie darf ich die Textmappe, die du immer auf der Bühne hast, verstehen?

Hedwig: "Ja, genau. Ich bin halt schon was älter. Wenn ich die Texte selbst schreibe, habe ich die auch eher drin, aber bei den Coverversionen brauche ich immer was länger..."

Wolfgang: "Ungefähr viereinhalb Jahre."

Hedwig: "Seit ich mal BIKINI KILL gesehen habe, die die ganze Zeit aus einem Büchlien vorgesungen haben, hab´ ich da keine Skrupel mehr. Ich finde das nicht schlimm, eher witzig. Noch schlimmer finde och, wenn man auf der Bühne den Text vergisst und einfach rumlallt, bis man wieder drin ist. Obwohl das ja eh keiner merken würde."

Ihr seid auf jeden Fall die Band mit dem grössten Trommlerverschleiss weit und breit.

Hedwig: "Das stimmt. Mich haben schon viele Leute gefragt, was ich denn mit den ganzen Schlagzeugern gemacht hätte, und da hab´ ich immer gesagt, dass die bei mir im Keller rumliegen. Wir haben uns auch Schlagzeuger von anderen Bands ausgeliehen, was überhaupt nicht gut war für uns, weil die Drummer immer ihr Boygroupding laufen hatten und DEMOLITION GIRL dann zweitrangig nebenher lief. Aber jetzt haben wir ja D-13 und der kriegt auch bald eine Dreizehn auf den Rücken tätowiert, wenn er besoffen ist."

Wolfgang: "Branding! Branding!"

Hedwig: "Wir hatten echt alles an Typen was es gibt, aber jetzt sind wir zufrieden, oder Jungs?"

Alle STRAWBERRYBOYS wie auf Kommando: "Ja."

Benny: "Man darf ja auch nicht die GREAT UNWASHED-Gitarristen vergessen, die uns echt prima unterstützen. So ein Gig mit drei Gitarren ist echt knallig, knackig und..."

Wolfgang: "...breiig!"

Ihr seid ja auch eine ausgesprochene Kitsch-Band.

Hedwig: "Ja, absolut. Und ich achte auch darauf, dass es so bleibt."

Benny: "Ich hab´ mir jetzt auch überlegt, mich beim nächsten Konzert im Gesicht mit roter Fingerfarbe anzumalen und mir grüne Haare zu machen."

Hedwig: "Das ist gut. Das müsstet ihr nur einheitlich machen." (Anm.: In diesem Moment verkrampft sich Wolfgangs Gesicht ziemlich und die Chefin erntet böse Blicke)

Benny: "Ob wir die GREAT UNWASHED-Gitarristen dazu kriegen ist die andere Frage."

Hedwig: "Als nächstes Projekt nehmen wir übrigens einen Videodreh in Angriff."

Hä? Ein paar Details bitte.

Hedwig: "Wir müssen uns aber noch auf ein Stück einigen."

Benny: "Video...???"

Hedwig: "Haben wir doch gerade drüber geredet."

Benny: "Na gut, dann aber mit Anmalen. Das muss schocken."

Dein Kommentar zum Dokumentar-Film "Das goldene Seepferdchen" wo du ja nun Bestandteil von bist? (Anm.: Euer aller Lieblings-Jungunternehmerpunk Joachim übrigens auch...)

Hedwig: "Der ist halt über vier Leute, die schon über dreissig sind und Punkrock leben. Der Andreas Klemt (Anm.: Aufmerksame Ox-Leser kennen den Menschen auch als Ox-Layoutmann), der den Film gemacht hat, hat das auch auf sehr eindrucksvolle Weise dargestellt und ich bin froh, dass wir da teilnehmen durften. Andreas hat uns auch bei unseren Berlin-Gigs begleitet."

Benny: "Der hat alles aufgenommen, selbst beim Pissen war der dabei."

Hedwig: "Ich war echt angetan von dem Film, der ist über den Joachim, Adolf Abartig, Jenz Bumper und mich, und von allen wird gezeigt wie sie leben, was sie machen. Der Film zeigt, dass man mit Punkrock echt noch was bewegen kann."

Wenn eure Band ein Getränk wäre, welches wär´s dann?

Hedwig: "Pina Colada."

Benny: "Köpi oder Erdbeerbier vielleicht."

Hedwig: "Genau, bergische Erdbeerbierbowle."

Peter: "Erdbeermilchshake mit Schuss."

Frankie: "Ich trink´ nur Bier."

Wolfgang: "Tequila Sunrise."

Benny: "Auf jeden Fall was, wo man viel Kopfschmerzen von kriegt."

Hedwig: "Scheisse! Blödes Schlusswort, so finden wir niemanden, der was mit uns macht..."