SONG OF ZARATHUSTRA

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Nietzsche-Screamo

SONG OF ZARATHUSTRA aus Minneapolis sind eine der innovativsten und wegweisendsten Bands aus der chaotischen Hardcore-Szene. Das Besondere liegt wohl in der Kirchenorgel, die eine besonders atmosphärische und zum Teil düstere Stimmung erzeugt die durch den ziemlich coolen Schreigesang wieder aufgelöst wird. Live sollte man sich diese Band auch auf gar keinen Fall entgehen lassen, da der Rumpelstielzchentanz von Travis um sein Keyboard einzigartig ist und bei einer SOZ-Show jede Menge Energie freigesetzt wird. Das Interview wurde kurz nach der zweiten Europatournee mit Sänger/Keyboarder Travis per eMail geführt.

Warum habt ihr den Bandnamen gewählt? Habt ihr alle Nietzsche gelesen, insbesondere den schwierigen „Also sprach Zarathustra„? Habt ihr die nihilistische Phase denn überwunden?


Der Bandname stammt von Richard Strauss’ Komposition „Also sprach Zarathustra„, die das zentrale musikalische Element von ‚2001: Odyssee im Weltraum’ ist. Und klar haben wir alle Nietzsche gelesen, und die nihilistische Phase haben wir auch überwunden.

Ihr habt den Bassisten ausgetauscht und eine Gitarre mehr.

Wir haben den Bassisten aus verschiedenen Gründen gewechselt. Wir sind immer noch gute Freunde von James, aber der musikalische Geschmack hat sich halt verändert. Den zweiten Gitarristen haben wir dazugenommen, weil zwei mehr sind als einer. So viel zum Nihilismus.

Die neuen Songs und auch die Liveauftritte kommen etwas relaxter rüber und nicht mehr ganz so chaotisch wie früher. Gibt es dafür Gründe?

Das war irgendwie überholt, wir versuchen einfach mehr als eine durchschnittliche Band zu sein. Aber wenn du die Platte hörst, merkst du, dass das Schlagzeug intensiver rüberkommt und auch die Gitarren kraftvoller sind.

Viele Leute waren sauer, weil die halbe A-Seite der neuen 7“ nur aus Krach bzw. elektronischen Störgeräuschen besteht. Habt ihr das so beabsichtigt?

Haha, das ist ziemlich cool, sie waren sauer?! Das ist ziemlich merkwürdig, aber auch komisch. Okay, die Absicht war wirklich, die Hörer zu ärgern – das hat dann wohl hingehauen.

Habt ihr ansonsten Interesse an Literatur?

Ich habe ziemlich lange kein Buch mehr gelesen. Das Letzte war wohl die Geschichte über MÖTLEY CRUE ‚The Dirt’, welches mich von Anfang an gefesselt hat. Unser Gitarrist Marc liest ziemlich viel, aber ich hab keine Ahnung, was er zuletzt gelesen hat.

Was denkst du über die momentane Musikszene? Besonders über die BLOOD BROTHERS, die gerade in einem deutschen Alternativ-Mag als die neuen AT THE DRIVE-IN abgefeiert werden.

Die BLOOD BROTHERS sind eine ziemlich große Band hier in den Staaten. Sie sind natürlich absolut nicht die neuen AT THE DRIVE-IN, aber im Moment gibt es schon ganz schön viele Bands, die von deren Erfolg profitieren. Wie zum Beispiel auch THE LOCUST – aber die waren vorher auch schon groß –, LIARS, YEAH YEAH YEAHS, PRETTY GIRLS MAKE GRAVES, INTERPOL usw. Ich finde das cool, ich meine, ich würde lieber diese Musik im Radio hören oder im Fernseher sehen, als LINKIN PARK und LIMP BIZKIT. Musik gewinnt wieder an Bedeutung. Zu den Eintrittspreisen habe ich keine Meinung. Es ist nicht meine Aufgabe, die BLOOD BROTHERS, die Freunde von mir sind, oder irgendeine andere Band wegen dieser Sache zu kritisieren. Wir tun das, was wir machen, weil es uns Spaß macht und nicht, um andere Bands zu dissen. Auf der anderen Seite mögen die Leute zum Beispiel FUGAZI schon seit Jahren, und die sind halt ziemlich bekannt. Deshalb müssen die natürlich auch in größeren Räumen spielen. Die spielen dann zwar für 5 bis 6 Dollar, aber nicht jede Band ist FUGAZI und kann für diese Eintrittspreise touren. Aber das ist eine Sache, die mich nichts angeht.

Was hört ihr denn im Moment für Musik, und wo kommen eure Inspirationen her?


Unsere Motivation Musik zu machen, ist, weil es einfach unser Leben ist. Wir atmen, essen und rocken. Das machen und lieben wir seit der Grundschulzeit. Das und dazu noch richtig schlechte Bands motivieren uns, immer weiter zu machen. Außerdem bekommt man die Gelegenheit, andere Städte und vor allem andere Länder zu sehen. An Bands hören wir ziemlich unterschiedliche Sachen wie CCR, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, THE JESUS LIZARD, BIRTHDAY PARTY, NICK CAVE, DRIVE LIKE JEHU, SLAYER...

Was macht ihr so im normalen Leben?

Wir arbeiten alle von Montag bis Freitag. Wir gehen zu Konzerten, spielen Konzerte oder gehen in die Kneipe. Außerdem schaue ich gerne Filme, wenn ich die Zeit habe. Nächstes Jahr wollen wir wieder auf Tour nach Europa kommen. Wir versuchen gerade das auszuarbeiten und zu buchen.

Warum haben Totenköpfe so eine große Bedeutung im Punk/Hardcore-Bereich? Auf der Picture-10„ „Blood Of The Young„ habt ihr ja auch Totenköpfe.

Wir hatten Totenköpfe auf unseren älteren Sachen ab 1997, haben sie aber seit 2000 nicht mehr benutzt. Es wird irgendwie langweilig. Aber wir haben immer Totenköpfe gemocht. Seit ich mit 11 oder 12 Jahren Metal gehört habe, mag ich sie als eine Art Kunst. Wenn manche Leute meinen, es sei im Moment hip, dann ist das natürlich ziemlich arm. Schon die alten Punk-Platten hatten Totenköpfe auf den Covern, wie du ja sicher weißt. Aber Totenköpfe sind mittlerweile nichts besonders mehr, ganz schön schade.

Gibt es noch Zukunftspläne, ein Schlusswort oder eine Lebensphilosophie?

Hmm, vielleicht dir selbst gegenüber ehrlich sein und dich nie geringer zu schätzen, als du wirklich bist, in jeder Hinsicht. Ich weiß, das hört sich vielleicht etwas bescheuert an, aber viele Leute die ich kenne, kriegen das halt einfach nicht auf die Reihe.