BLONDES

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Deaf, dumb and blond

Sie sind fleißig, die BLONDES: Mit Summer Strut brachten sie innerhalb weniger Monate nach dem Debüt schon ihr zweites Album raus, auch wieder auf Middle Class Pig, und wer Album sagt, muss auch Band auf Tour sagen, und so wagten die Südkalifornier mit ihrem wunderbaren Power-Pop-Punk im Gepäck im kalten deutschen Herbst auch ihre zweite Tour. Vor dem Auftritt im Kölner Sonic Ballroom saß ich mit den Jungs, die da schon etwas von aufziehender Erkältung ermattet waren, zusammen und fragte, was zu fragen war. Die BLONDES waren auf dieser Tour Billy Dusha (Gesang, Gitarre), Adam Siegel (Gesang, Gitarre), Victor (Bass), Byron Maiden (Drums) und Ward Dotson (Keyboards).


Und, habt ihr euch schon akklimatisiert?

Billy:
Klar, wir haben uns schon mit Döner Kebab vollgestopft. Das gibts bei uns in Los Angeles nicht, da gibts höchstens armenisches Essen und natürlich mexikanisches.

Sonstige Vorzüge von Deutschland?

Byron:
Die Frauen hier sind unglaublich hübsch, das ist echt krank.

Hier sagt man das über die California Girls...

Byron:
Zu viel Make-Up für unseren Geschmack. Mit Make-Up kannst du ne Menge verstecken...

Ich habe mich ja bei euch von Anfang an gefragt, wie ihr zu einem großartig simplen Namen wie THE BLONDES gekommen seid. War der noch nicht vergeben?

Billy:
Ich habe vorab natürlich im Internet recherchiert und es gab bzw. gibt Bands mit diesem Namen, unter anderem in Polen, Lichtenstein, New Zealand und so weiter, also kann es schon sein, dass es irgendwann mal eine Battle Of The Blondes geben wird, haha. Adam und ich sind eigentlich blond, daher kommt der Name. Zuerst hießen wir ja EAGLE, aber dann kamen die Anwälte der EAGLES und wir mussten den Namen aufgeben und dann trafen wir Erik Bauer von Middle Class Pig Records und das veränderte unser Leben. Außerdem ist Erik auch blond.

Wo??? (Erik steht neben mir, mit Glatze...) Okay, lassen wir das. Aber angesichts eures sehr poppigen Sounds könnte man natürlich auch eine Verbindung zu BLONDIE ziehen.

Billy:
Könnte man, aber so, wie wir bei EAGLE nicht an die EAGLES gedacht haben, haben wir bei THE BLONDES auch nicht an BLONDIE gedacht. Aber mit Bandnamen ist das eh so ein Problem: entweder du suchst dir einen ganz eigenwilligen wie EINSTEIN KINDERGARTEN oder SHITFUCKERS DICK & THE BURNING ASSHOLES aus, oder du läufst Gefahr, dass es schon eine andere Band mit dem Namen gibt. Das ist dann eben Schicksal.

Ihr spielt auch auf eurer neuen Platte wieder perfekte Pop-Musik mit so einer gewissen Punk-Kante. Wie seht ihr selbst eure Musik?

Billy:
Wir sind Punker, die Pop-Musik spielen, würde ich sagen. Und wir mögen eigentlich jede Art von Rockmusik, solange sie gut ist. Und zum Glück gibt es eigentlich in jedem Genre ein paar Bands, die richtig gut sind. Wir bedienen uns bei all diesen Bands, stopfen sie in den Mixer und das Ergebnis ist unsere Musik.

Habt ihr was mit der Power-Pop-Szene zu tun?

Billy:
Nein, haben wir nicht. Manchmal kommt es mir so vor, als existiere unsere Band in einem Vakuum. Wir sind nicht Teil einer Szene, wir machen einfach unser Ding.
Adam: Es ist auch nicht einfach für uns, mit anderen Bands zusammen zu spielen: entweder sind die zu groß, oder sie sind kein Stück poppig.

Kennt ihr die EXCESSORIES? Die kommen auch aus L.A. und erzählten das Gleiche.

Billy:
Klar, ich kenne Rich Coffee. Man kennt sich, einer von uns hat mit deren Drummer mal zusammen in einer Band gespielt, aber in L.A. gibts eben keine Szene, die man teilen könnte. Es gibt eine Menge Bands, und jede macht ihr eigenes Ding, man trifft sich kaum mal irgendwo. Und in L.A. kannst du eben nur alle drei Monate irgendwo spielen, und dann gibts 100 Dollar Gage oder so.
Byron: In L.A. hast du manchmal das Gefühl, als gebe es dort mehr Bands als Menschen.

Und seid ihr selbst daran auch beteiligt, spielt ihr derzeit noch in anderen Bands?

Billy:
Nein, nicht fest. Man hilft mal Freunden aus, aber für mehr haben wir auch gar keine Zeit.

Wie und wo kam dann Erik ins Spiel?

Billy:
Erik hat unsere Band gerettet, ehrlich. Wir waren drauf und dran uns aufzulösen, weil diese EAGLE/EAGLES-Sache schon ziemlich genervt hat. Wir hatten da eben unsere erste Platte raus und mussten die in der ersten Woche wieder aus den Läden nehmen, das war richtig Scheiße. Jimmy James von den MASONS war damals auch der Basser von EAGLE, und der brachte dann den Kontakt zu Erik. Er gab Erik eine CD, Erik war begeistert, schickte seine A&R-Leute und Anwälte los und nahm uns unter Vertrag. Oder so ähnlich. Und so ging das los. Ein paar Tage später hielten wir den ersten Scheck in den Händen, eine Limousine holte uns ab, brachte uns zum Flughafen, wo ein Learjet auf uns wartete, und ab ging es. Und hier sind wir.

Alberne und alte Frage, aber trotzdem: Wie habt ihr euch gefunden?

Billy:
Eine Freundin namens Amy kannte auch Adam, und die kam eines Tages an und meinte, sie kenne da einen Typen, der sei genau wie ich, den müsse ich treffen: Ihr spielt beide Gitarre und seid blond, ihr passt perfekt zueinander, ihr müsst eine Band zusammen machen. Dann ging sie zu Adam, brachte den gleichen Spruch, und wir ließen uns darauf ein, uns zu treffen. Tja, und so haben wir uns getroffen und eine Band gegründet.

Ihr habt alle vor den BLONDES schon in anderen Bands gespielt. Erzählt doch mal.

Adam:
Ich habe schon in vielen Bands gespielt, wobei die EELS die bekannteste sind.
Byron: Ich war früher bei POSSUM DIXON.
Ward: Und ich habe mal bei GUN CLUB gespielt.
Victor: Ich war unterem anderen bei den ZEROS.
Billy: Und ich unter anderem bei den SACRED HEARTS, zusammen mit Javier Escovedo von den ZEROS.

Das sind alles Bands, die musikalisch doch was anderes machten als die BLONDES. Wie kams zu eurem Sound?

Byron:
Wir hatten alle die verschiedensten Erfahrungen mit dem Rock-Business gemacht und wollen einfach nur machen, was wir wollen. Gerade mit POSSUM DIXON war das zum Schluss kein Spaß mehr, da wurde uns klar gesagt, wie die Platte zu klingen habe. Das war richtig übel, da ging es nicht mehr um die Musik, sondern nur darum, wie viele Platten verkauft werden. Und dagegen ist diese Band einfach klasse, es macht verdammt viel Spaß.
Billy: Es ist derzeit keine gute Zeit für RocknRoll in L.A., und niemand hat auf deine Band gewartet, keiner signt neue Bands.
Byron: Wenn du wirklich Erfolg haben willst mit deiner Band, musst du dich und und die Band aggressiv verkaufen, wie ein Autoverkäufer seine Autos verkauft. Wenn du darauf keine Lust hast, ist es verdammt schwer.
Ward: Ich schätze an dieser Band, dass sie sehr songorientiert ist, das macht Spaß und ist für mich was anderes. Außerdem kommen wir untereinander gut klar, streiten uns nicht, und das ist sehr angenehm.

Ist die Platte in den USA auch erschienen oder seid ihr, hehe, weltweit auf Middle Class Pig?

Byron:
Nein, die gibts nur auf MCP. Und das ist schon mehr, als wir je erwartet hätten. Wir nehmen es, wie es kommt, und wenn anderen Leuten die Platte auch gefällt, schön, wenn nicht, auch kein Problem. Und wir sind ja schon zufrieden, wenn wir die Miete für den Proberaum bezahlen können.