DIGGER

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Wein, Schlüsselstaaten und Frauengeschichten

DIGGER aus Pennsylvania, USA, sind wohl eine der dienstältesten New School-Punkrockbands: Sänger Chris Benner spielte bereits 1990 bei WESTON und rief später, 1995, dann DIGGER ins Leben. Seitdem tourt die Hopeless-Band mit Beständigkeit und stellte kürzlich ihr neues Album “Keystone” live vor. Diese Gelegenheit nahm ich wahr, um Chris zu Ruhm, dem aktuellen Longplayer und seinen Frauengeschichten zu befragen. Dabei entstand ein nicht unironisches Gespräch und ich kam zur Einsicht, dass jemand, der sich einen Döner Kebab auf den Unterarm tätowieren lassen möchte, trotz allem ein angenehmer Gesprächspartner sein kann.


Könntest du mal zurückblicken und kurz was über die Bandgeschichte erzählen?


Angefangen haben wir 1995 und hatten seit dem einige Besetzungswechsel, so wie bei fast jeder Band. 1996 haben wir einen Vertrag bei Hopeless bekommen. Dann kam das erste Album und seitdem alle zwei Jahre ein neues. Inzwischen haben wir vier Stück und eine EP veröffentlicht, und haben uns überall den Arsch abgetourt.

Ihr tourt sehr viel, macht aber auch ständig Alben. Seid ihr eher eine Studio- oder eine Liveband, was bevorzugst du?

Ich bevorzuge beides.

Du kannst nicht beides bevorzugen.

Na gut, dann sage ich, dass DIGGER eine Liveband ist, obwohl ich gerne ins Studio gehe. Das ist wie in der Schule, jedes Mal lerne ich was dazu. Vielleicht wird DIGGER ja in der Zukunft verstärkt eine Studioband.

Hat sich deine Herangehensweise an die Songs verändert?

Ich bin besser geworden, was das Songwriting betrifft. Ich mache das ja jetzt seit 1990. Sicher hast du schon mal was von WESTON gehört. Ich war da Gitarrist und wir haben 1990 angefangen. Wir klangen so wie DIGGER auf dem ersten Album ‚Powerbait’, aber über die Jahre ist mein Songwriting besser geworden. Ich sehe das jedenfalls so...

Im Internet habe ich Reviews gelesen und man vergleicht euch immer mit BLINK 182, wie kommt das?

Das sagen die immer. Versteh mich jetzt nicht falsch, ich mag BLINK 182 und NEW FOUND GLORY auch, aber wir haben das schon alles gemacht, bevor es die überhaupt gab.

Nervt das nicht?

Nein, unsere Band hat mir so viel ermöglicht. Ich reise um die Welt, treffe jeden Abend nette Leute. Es geht nicht immer ums Geld, aber es ist schon nett, Geld zu haben – das ist wohl der springende Punkt.

Kannst du mit DIGGER deinen Lebensunterhalt bestreiten?

Gerade habe ich keinen Job, weil ich immer toure, und das Touren finanziert sich gerade so selbst. Hoffentlich kann ich mal davon leben und mein Appartment bezahlen, das ich eigentlich gar nicht bewohne, weil ich ja ständig auf Tour bin, haha.

Auf der Seite Moonslush.com gibt es ein Feature zu euch, erzähl mal was dazu.

Das ist eine Seite für junge Mädels. Sie verkaufen da Kosmetikartikel und haben mir eine Mail geschickt und gefragt, ob sie unsere Band featuren können. Ich habe natürlich zugestimmt und Shirts und CDs für eine Verlosung geschickt.

Habt ihr kein negatives Feedback deswegen bekommen?

Nein! Denkst du, dass das nicht mehr Punkrock ist?!

Für mich ist das in Ordnung und außerdem bin ich nicht Mr. Scene Police. Mal was anderes, ich habe mich gefragt, was das Konzept von “Keystone” ist?

Pennsylvania, wo wir herkommen, hat den Beinamen ‚Keystone State’ und ich habe mich sehr stark darauf bezogen. Weil wir den Staat sehr lieben, haben wir das Album danach benannt. Der Song ‚Stars Over Boulder’ erwähnt ja ‚Centennials’, was den Staat Colorado symbolisiert. Aber eigentlich geht es mehr um ein Mädchen und einen Typen.

Welche Rolle spielt denn Dana bei DIGGER, ist er nur euer Produzent oder schrieb er zusammen mit euch die Songs?

Beides. Dana war 1997 auch unser Gitarrist und auf ‚Trainwreck’ hat er ‚Shoelaces’ geschrieben. Er hat auf ‚Train-wreck’ auch Schlagzeug gespielt, weil wir zu der Zeit keinen Schlagzeuger hatten. Für die letzte Platte bin ich dann zu ihm nach Texas gefahren, wo er den Gesang produziert hat. Er ist echt gut, wir haben den gleichen Geschmack und wir arbeiten auch schon lange zusammen. Er ist so was wie ein ‚geheimes’ Mitglied.

In “Security Envelopes” singst du ja über Wein. Sammelst du eigentlich wirklich Weinetiketten? Hast du ein Buch dafür?

Ja, ich sammle die, ich habe da ein Heft dafür und auf dieser Tour habe ich auch ein Tagebuch, da schreibe ich alles mögliche rein.

Nach welcher Strategie gehst du vor, suchst du guten Wein oder hübsche Labels?

Manchmal kaufe ich mir einen Wein allein aus dem Grund, weil mir das Label gefällt. Manchmal bleibt man auf beschissenen Weinen sitzen, hin und wieder sind aber doch gute dabei. Aber für mich ist jeder Wein irgendwie guter Wein.

Bist du schon mal bei einer Weinprobe gewesen?

Ja, das ist echt cool, es macht Spaß: Versuch mal den, und jetzt den... Ich trinke alle!

Bist du da auch mit dem nötigen Ernst bei der Sache, so mit Mund ausspülen und Brot essen?

Manchmal mache ich das echt professionell, dann gibt es aber auch wieder Tage, wo ich den Wein nur runterkippe.

Wer in der Band hat denn das größte Ego?

Ich denke, das habe ich, weil ich länger als die Anderen in der Band bin. Wir sind aber alle sehr einfache Leute, wir haben kein Wahnsinnsego, außer, wenn wir Wein trinken.

Was sind denn deine Lieblingsbands?

Ich liebe die PIXIES, SLAYER, Frank Sinatra, ich höre auch viel Rap, zum Beispiel WU-TANG CLAN.

Welche Alben hast du dir in letzter Zeit gekauft?

Das ist schwer, ich kann mich nicht mehr richtig erinnern. Ich weiß, dass ich mir eigentlich die neue JETS TO BRAZIL kaufen wollte. Aber an die Gekauften kann ich mich nicht erinnern. Too much pot, haha.