THRICE

To Be Everywhere Is To Be Nowhere

Es war Zeit für dieses Album! „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ ist ein Statement durch und durch. Es ist ein „Hallo, wir sind wieder da und dabei stärker als zuvor!“, aber auch der Spiegel, den eine verschwenderische und egoistische Gesellschaft vorgehalten bekommt.

Die eingelegte Ruhepause der Band war nötig für die Entwicklung der einzelnen Mitglieder und um zu erkennen, dass THRICE ihr wichtigstes musikalisches Projekt ist. Sänger und Gitarrist Dustin Kensrue hat in den letzten Jahren die eine oder andere erstaunte und vielleicht sogar zweifelnde Reaktion hervorgerufen, als er sich speziell für sein Kirchenmusikprojekt ein wenig aus der großen Öffentlichkeit zurückzog.

Die anderen Musiker haben sich in allerlei anderen künstlerischen Aktivitäten verloren oder gar ihre alten Helden auf Tour unterstützt, wie Eddie Breckenridge, der KNAPSACK als Bassist aushalf.

Die Welt schien sich also erstmal weiter zu drehen, ohne dass jemand ein neues THRICE-Album vermissen würde. In der Zwischenzeit nahm in Amerika jedoch die Polizeigewalt gegenüber Minderheiten drastisch zu, der Klimawandel hinterließ seine Spuren in Form heftiger Naturkatastrophen und auch die Folgen einer fast schon imperialistischen Außenpolitik machten sich innenpolitisch bemerkbar.

Misstrauen und Fremdenhass wurden geschürt. Die Menschen schienen all das über sich ergehen zu lassen und gingen lethargisch ihren Weg. Für Sänger Kensrue war dies sicher einer der Gründe, die selbstauferlegte Pause so schnell wieder zu beenden und an einem Album zu arbeiten, dass sich von den Texten her wie ein krasses Statement liest: Wacht endlich auf und lasst euch nicht weiter an der Nase herumführen.

So eindeutig wie in „Hurricane“, dem Opener, „Blood in the sand“, „Whistleblower“, „Death from above“ oder „Black honey“ wurde seitens der Band selten mit konkreten und aktuellen Bezügen gespielt.

Musikalisch haben sich THRICE auf jeden Fall gefunden und sind über die Zeiten elektronischer Soundtüfteleien hinweg. „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ klingt eher wie eine Mischung aus „Major/Minor“ und dem Durchbruchsalbum „The Artist In The Ambulance“ und dürfte damit jeden glücklich machen, der bis jetzt eh schon seinen Gefallen an der Band hatte.

Es ist ein Album geworden, das mehrere Durchgänge braucht, um seine ganze Intensität zu entfalten und die Vielseitigkeit deutlich werden zu lassen, die THRICE hier wieder an den Tag legen.

Jedoch ist es vor allem die Kombination aus den sehr eindeutigen Aussagen der Texte und der wahrhaftig druckvollen Musik, die „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ zu genau dem Lebenszeichen macht, das die Band gebraucht hat.

Nein, es ist genau das musikalische Lebenszeichen, das wir alle brauchen, um endlich aufzuwachen!