DESCENDENTS

Hypercaffium Spazzinate

Man muss ihn schon zweimal lesen, den Titel des neuen DESCENDENTS-Albums, dem siebten insgesamt und dem ersten nach zwölf Jahren – „Cool To Be You“ ist wirklich schon so lange her. Und bevor man den Titel ausspricht, murmelt man ihn besser erst ein paar mal vor sich hin.

Was zur Hölle aber soll das sein, „Hypercaffium Spazzinate“? Milo sagt dazu: „Kaffee ist super, aber was, wenn wir die Wirkung von Koffein, die wir alle in der Band so schätzen, noch steigern könnten? Ein superpotentes Koffein also.

Und so entstand die Idee des Covers, der Kopf auf einem Reagenzglas, links ein Kolben mit Koffein, beschriftet mit der chemischen Formel dafür, und rechts einer mit Substanz X. Vielleicht gibt es ja eine Synthese, die aus zwei Substanzen eine „Bonus-Version“ von Koffein entstehen lässt.

Das Cover ist auch sowas wie der Ersatz dafür, dass wir keinen Kaffeesong für das Album geschrieben haben.“ Die Obsessionen sind also geblieben, der jugendlich-nerdige Humor, der die Kalifornier von jeher auszeichnet – und kein Scheiß, 2017 feiert die Band ihren 40.Geburtstag, soviel zum Thema „I don’t want to grow up“.

Außer Kaffee sind Blähungen immer noch ein wichtiges Thema bei der Band, wie Milo im Interview gestand – die Doku „Filmage“ von 2013 beseitigte letzte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Bemühens von Milo Aukerman, Bill Stevenson, Karl Alvarez und Stephen Egerton, die sich ihr jugendliches Gemüt auch mit über fünfzig zu bewahren versuchen.

Von einer bemühten Jugendlichkeit zu sprechen, ist allerdings verfehlt: Fast alles bei den DESCENDENTS ist „tongue-in-cheek“, mit ironischem Unterton, sich selbst bloß nicht ernst nehmen – „I look good on paper“, ein Text von Karl Alvarez, steht stellvertretend dafür.

Ein cooler Typ, auf dem Papier. Wie Milo, der einst die Band sprengte – „... goes to college“, hieß es, womit die Band 1983 erstmals Geschichte war. 1985 ging es weiter, bis 1988, dann Pause bis 1995, Aktivität bis 1997, Pause, 2002 bis 2004 aktiv, Pause.

Seit 2010 dann wieder Konzerte, und Anfang 2016 endet die Biographie von Milo Aukerman, Biochemiker, bis auf weiteres, DuPont braucht ihn nicht mehr. Und deshalb gewissermaßen der Versuch, an den Punkt in den Achtzigern zurückzukehren, als er sich gegen die Band und für den Job entschied, nur eben jetzt mit anderem Ausgang: „Ich will die Erfahrung machen, wie es ist, wenn man sich voll und ganz der Musik widmet.

Jetzt will ich wissen, wie weit ich mit der Musik komme.“ Die Basis für eine zweite Jugend ist mit „Hypercaffium Spazzinate“ gelegt: ein durch und durch klassisches DESCENDENTS-Album, mit 16 Songs, durchweg im Zwei-Minuten-Bereich, einige auch deutlich kürzer.

„On paper“ ist der Instant-Hit, echter Pop-Punk in seiner pursten Form, und mit „Beyond the music“ gibt’s zum Schluss eine Art „Band-Evangelium“.