DILLINGER ESCAPE PLAN

Dissociation

„Wir schreiben nicht neue Songs, damit ein Produkt dabei herauskommt. Touren, Schreiben, Touren, Schreiben – das ist nicht unser Ding. Ich finde, man muss zwischendurch auch mal leben und etwas erleben.“ DEP-Frontmann Greg Puciato ließ der 2013 im Ox-Interview getätigten Aussage nun Taten folgen und hat künftig viel Zeit zum Leben und Erleben.

„Dissociation“ ist, wie es aussieht, das letzte Album der Mathcore-Pioniere, denn Puciato stellte kürzlich klar: „We’re breaking up. We’re not going on an extended hiatus.“ Diese Platte also noch, eine Tour dazu, dann war es das, mit Ansage.

Und das Feld solch extremer, kreativer Musik wird nach dem auch kürzlich verkündeten Abgang von NOMEANSNO allein Mike Patton und Band(s) überlassen. „Dissociation“ ist ein krasser Albumtitel: „Der Begriff Dissoziation in der Psychiatrie bezeichnet das teilweise bis vollständige Auseinanderfallen von normalerweise zusammenhängenden Funktionen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Motorik.“ (Wikipedia).

Will heißen: Wer so was diagnostiziert bekommt, ist vollkommen am Arsch. Will, muss man sich einen Soundtrack dazu vorstellen? DILLINGER ESCAPE PLAN könnten ihn einmal mehr geliefert haben.

Eine Album wie eine irre Fortführung der „Bohemian Rhapsody“-Idee von QUEEN, mal hier, mal dort, nur zusammengehalten von der enorm variablen Stimme Puciatos und der grundsätzlichen Einigung auf extreme Rockmusik – obwohl, nichtmal das, wenn man sich „Fugue“ rauspickt.

Ich werde diese Extremfrickler vermissen, aber andererseits: wenn man musikalisch überall war, wo man hinwollte (und das teilweise innerhalb eines einzigen Songs), dann kann man sich auch zufrieden verabschieden.

Und sowieso: Never say never ... Roadburn 2020?