SLAUGHTER AND THE DOGS

Vicious

Mein Interesse an SLAUGHTER AND THE DOGS wurde neu entfacht durch Peter Hooks Buch „Unknown Pleasures“ über seine Zeit mit JOY DIVISION, in der er auch viel über die frühe Punk-Szene von Manchester erzählt – über die BUZZCOCKS, die damals riesig waren, und über die Lokalmatadore SLAUGHTER AND THE DOGS.

Sie waren Punks, als die meisten anderen noch keine waren. 1975 im Sozialwohnungsviertel Wytheshawe von Frontmann Wayne Barrett mit Mick Rossi (guitar), Brian „Mad Muffet“ Grantham (drums) and Howard „Zip“ Bates (bass) gegründet, gehörten sie bald zur Speerspitze der britischen Punk-Bewegung und beeindrucken auch vierzig Jahre danach noch mit Songs, die in ihrer Schärfe und Härte viele der anderen damaligen Bands übertrafen.

„Cranked Up Really High“, die Debütsingle von 1977, bringt das auch bestens auf den Punkt. Oder der Überklassiker „Where have all the boot boys gone“, „Victims of the vampire“, „Boston babies“ und all die anderen Punk-Hits, die bis heute nichts an Durchschlagkraft eingebüßt haben und mit einer Vehemenz auftreten, die man sich von so manch heutiger Band wünschen würde.

Das Debütalbum „Do It Dog Style“ folgte, wie bei vielen anderen Bands jener Ära, erst spät, 1978, als der erste Punk-Schwung schon fast vorbei war. 1979 war das Ende der ersten Inkarnation der Band gekommen, doch noch im gleichen Jahr ging es unter Barretts Führung zunächst weiter bis 1981, mit anderem Sound sowie dem auf SLAUGHTER gekürzten Namen.

Anlässlich des Holidays in the Sun-Festivals, dem Vorläufer des Rebellion, fanden Barrett und Rossi 1996 wieder zusammen und waren seitdem immer wieder live und sporadisch auch mit Studioaufnahmen aktiv.

In der Ur-Besetzung Barrett, Rossi, Bates und Grantham spielten sie im Oktober 2015 in der Ruby Lounge in Manchester ein Geburtstagskonzert zum Vierzigsten, doch das neue Album „Vicious“ entstand nur mit 50% dieses Line-ups: Barrett und Rossi holten sich für die Aufnahmen Mark Reback (drums) und Dan Graziano (bass) ins Studio – in Los Angeles, nicht in Manchester.

Nun ist man bei neuen Platten alter Helden immer misstrauisch, da zu oft enttäuscht worden und weil lahme Rock-Platten älterer Herren über sechzig kaum jemand braucht. Doch Entwarnung, das Dutzend Songs auf „Vicious“ macht rundum Spaß.

Okay, das T. REX-Cover „Get it on“ hätte nicht sein müssen, ist wohl als Verbeugung vor den Prä-Punk-Vorbildern gedacht, doch mit „Someday“, dem wundervoll balladesken „Maybe if we followed the devil“, dem lauten „Rise & fall of Babylon“ oder auch den schnell hängen bleibenden „You got class“ und „Trash talking queen“ haben SLAUGHTER AND THE DOGS 41 Jahre nach Bandgründung ein paar bestens produzierte Songs am Start, die dem Hitpotenzial ihrer Klassiker (fast) ebenbürtig sind.