ANTILOPEN GANG

Anarchie und Alltag / Atombombe auf Deutschland

Sie mischen nicht nur JKP, dieses einst im Sinne des Punkrock gegründete Label aus Düsseldorf, ganz gehörig auf als erste Rap-Band unter dem Dach der DIE TOTEN HOSEN-Großfamilie. Sie mischen überhaupt die Musikszene dieses Landes auf.

Was wahrscheinlich ist: Die drei Jungs von der – nein, nicht Opel-Gang! – ANTILOPEN GANG wird „Anarchie und Alltag“ endgültig in die oberen Sphären des Popgeschäftes katapultieren. Und das nicht nur, weil sie so wunderbare Arrangements draufhaben, wie sie den Rap moderner Prägung auszeichnen – Samples, düstere Indiepop-Verschnitte, Soul-Anleihen, Oldschool-Beats –, sondern vor allem weil sie ihre wichtigen Botschaften intelligent, wahnsinnig gewitzt, mit Charme und Chuzpe vermitteln.

Sie hauen PEGIDA-Chef Lutz Bachmann in die Pfanne. Sie rasieren den ehemaligen Rap-Kollegen Deso Dogg alias Denis Cuspert, der zum Islam konvertierte und mittlerweile dem IS angehört. Sie machen sich über die Medien lustig, die in der Mehrheit unfähig sind, Probleme zu benennen und zu handlen und die schon ein paar HipHop-Dudes brauchen, um zu zeigen, was die gute Seite ist.

Und sie nehmen mittlerweile zwar Teil an Rote-Teppich-Abenden, aber dort stehen sie dann eher abseits und beobachten und lachen über all das Gehabe und Getue der Wichtigmenschen. Dazugehören wollen sie nicht.

Wer da immer noch meint, eine Band wie die ANTILOPEN GANG gehöre nicht in ein Magazin wie das Ox, der hat Sinn und Zweck von Punk nicht verstanden. Punk hat im grundsätzlichsten aller Sinne schließlich nichts mit Musik zu tun, sondern mit Haltung.

Und die Haltung Koljas, Panik Panzers und Danger Dans ist maximal punkig. Sie ist gut und richtig und wichtig. Und das Entscheidende: Diese drei halten mit ihr nicht hinterm Berg. Sie hauen sie raus und machen Sarkasmus zu ihrer Waffe.

So etwas zeichnet seit jeher relevante Künstler aus. Und dann gibt es da ja noch diese Bonus-Platte mit dem martialischen Namen „Atombombe auf Deutschland“, die gemeinsam mit dem regulären Album veröffentlicht wird.

Das klingt schon reichlich überspitzt und bewegt sich in der Tradition der guten alten „Schlachtrufe BRD“-Tage. Und tatsächlich werden die Antilopen auf dieser LP nun auch musikalisch zu Punks – mit der Hilfe von Ikonen wie Bela B., Peter Hein, Campino oder Dirk „Dicken“ Jora, die genau wissen, wie es damals, in der Anfangszeit, als das alles losbrach mit „No Future“, gelaufen ist.

Ein Dutzend ihrer eigenen Songs präsentiert die ANTILOPEN GANG hier im Kreissägen-Gewand und macht dabei einen umwerfenden Eindruck. Einen, der vermittelt, dass die drei neben einer Heidenehrfurcht vor ihren Kollaborationspartnern auch einen Heidenspaß an diesem Projekt gehabt haben.

Nein, es lässt sich nichts Schlechtes sagen über die ANTILOPEN GANG. Was sich sagen lässt, das ist: Willkommen im Club!