PROTEX

Tightrope

Die 1978 gegründeten und aus Belfast stammenden PROTEX werden oft in einem Atemzug mit OUTCASTS, STIFF LITTLE FINGERS, RUDI und UNDERTONES genannt. Ihre Debüt-3 „Don’t Ring Me Up“ erschien 1978 auf dem legendären Good Vibrations-Label, drei weitere auf Polydor folgten, bevor die Luft raus war – noch vor Erscheinen des ersten Albums wurde die Band gedroppt und löste sich 1981 auf.

2010 erschien dieses unveröffentlichte Debüt endlich auf Sing Sing Records und die Ur-Mitglieder Aidan Murtagh und David McMaster (mittlerweile nicht mehr dabei) entschlossen sich zur Neugründung von PROTEX.

Mit „Tightrope“ erscheint nun ein neues Album auf Bachelor Records aus Österreich. Nun sind neue Platten alter Bands bekanntermaßen ein Fall von „hit or miss“, doch im Falle der Nordiren, die sich erstaunlicherweise ungestraft nach einer bekannten Kondommarke benennen konnten, ist Entwarnung angesagt.

Aidan Murtagh, Sänger, Gitarrist und Songwriter – „I was with PROTEX from 1978 and am still playing in the 2017 line up“ – hat es geschafft, mit dem ersten Album seit der durch Neuauflage des „Strange Obsessions“-Albums 2010 durch Sing Sing Records ausgelösten Reunion an alte Qualitäten anzuknüpfen.

Die freilich sind andere als bei den rauhen Punk-Smashern der OUTCASTS oder dem Middle Of The Road-Rock der STIFF LITTLE FINGERS. PROTEX sind Meister gefühlvoller, höchst melodiöser Beat-Songs, die mehr an die hymnischen Klassiker der UNDERTONES erinnern, immer mit einem melancholischen Unterton (!).

Bisweilen würde ich mir zwar etwas mehr Wumms und Schärfe wünschen, aber so, wie das in in Belfast in den Earth Music Studios aufgenommen wurde, könnte man die Nummern fast für verschollene Originale aus den späten Siebzigern halten.

Im Falle von „Without you“ trifft das sogar zu, wie Aidan erzählt: „Es sind alles neue Songs bis auf diesen. Den habe ich 1980 geschrieben [...]. Wir hatten damals ein Demo dafür aufgenommen.

Für die neue Platte habe ich ihn etwas gekürzt und auf das Gitarrensolo verzichtet. Der Rest sind neue Songs, die ich letztes Jahr geschrieben, mit der Band geprobt und aufgenommen habe. Die Themen sind immer noch typisch PROTEX – es dreht sich um Gefühle, Beziehungen, die Liebe.“ Aidan weiter: „Der Hauptunterschied bei ,Tightrope‘ ist vermutlich, dass es keinen wirklichen Produzenten gab – wir hatten die Zügel selbst in der Hand.

Ich wusste genau, welchen Sound und welche Harmonien ich haben wollte. Außerdem wollte ich es minimalistisch, kein Klavier, keine Bläser oder so was. Es ging mir nur darum, dass die neuen Sachen nach PROTEX klingen, und ich denke, das haben wir geschafft.“ In der Tat – „Tightrope“ ist ein wundervoll zeitloses Album, aber keines für Menschen, die ihren Punk wüst und rough haben müssen.

Ich jedenfalls hoffe jetzt auf weitere Konzerte in Deutschland, im Spätsommer oder Herbst könnte es klappen.