RIDE

Weather Diaries

1988 gründeten Andy Bell, Mark Gardener, Laurence „Loz“ Colbert und Steve Queralt in Oxford, England RIDE. Sie wurden Teil der Shoegaze-Welle, die Anfang der Neunziger durch England schwappte, veröffentlichten mit „Nowhere“ (1990), „Going Blank Again“ (1992), „Carnival Of Light“ (1994) und „Tarantula“ (1996) vier Alben auf dem legendären Creation-Label, mit denen sie vor allem in UK zu den ganz großen Nummern wurden – vom letzten Longplayer mal abgesehen, der allgemein als missglückt angesehen wird.

Kurz darauf lösten sich RIDE auf, Bell wurde etwas später Bassist von OASIS und blieb es bis zum Schluss. Im November 2014 kam dann die Nachricht, dass RIDE in der originalen Viererbesetzung wieder zusammen sind, im April 2015 ein Auftritt beim Coachella Festival und diversen anderen, und seitdem war die Band mit der Arbeit an ihrem fünften Album beschäftigt, dem ersten seit 21 Jahren.

Anfang 2017 kam die erste Single, nun steht „Weather Diaries“ an, elf Songs stark, und der stärkste davon ist ganz klar das vorab veröffentlichte „Charm assault“: bleibt sofort hängen, wirkt wie ein alter Bekannter – und steckt doch, so ehrlich muss man sein, knietief im Shoegaze- und Britpop-Sumpf der Mittneunziger.

Wie auch das ganze Album: so vertraut und angenehm alle die samtigen, druckvollen Stücke auch klingen, sie sind doch auch recht anachronistisch – gefühlt ein ganzes Stück mehr als die des neuen THE JESUS AND MARY CHAIN-Albums.

Interessanterweise erinnern mich RIDE immer wieder an die jüngeren Aufnahmen der noch dienstälteren WIRE. „Weather Diaries“ ist ein starkes Comeback-Album – dass die Band damit so richtig an ihren einstigen Status anknüpfen kann, wage ich jedoch zu bezweifeln.

95% der Epigonen stecken sie aber locker in die Tasche.