ROGERS

Augen auf!

Wow! Ja, wow! Was ist in diese ROGERS gefahren? Natürlich, auch die Alben vor „Augen auf!“ hatten schon was. Aber sie hatten eben nicht dieses gewisse Etwas, das Platte Nummer drei in der Bandbiografie nun besitzt.

Wer „Augen auf!“ hört, dem öffnen sich erst jetzt, mit reichlich Verspätung. die Augen dafür, was früher nicht so geklappt hat bei Christian „Chri“ Hoffmeier (voc/gt), Nicolas „Nico“ Feelisch (gt), Artur „Art“ Freund (bs) und Dominic „Dom“ Sbarcea (dr).

Früher zum Beispiel wirkten die Texte der Band, meist geschrieben von Chri und Nico, mitunter etwas ungelenk. Sie zielten fast immer, reichlich salopp gesagt und nicht despektierlich gemeint, ab auf dieses diffus-inflationäre Denken der Art „Wir sind die besten Freunde und ziehen unser Ding durch.

Und wenn du dazugehören willst, dann lass einfach alles stehen und liegen, verabschiede dich vom Erwachsenwerden und trink dir erstmal einen“. Das war streng genommen reichlich unreif und nahe an jener Lyrik, wie man sie ja von zig anderen jungen Bands kennt, die gerade ihre vermeintliche Karriere starten und denken, die Welt liege ihnen zu Füßen.

Man merkte es nur nicht so sehr, weil die Musik, in die das alles verpackt war, so schön rasend und ohne Handbremse daherkam. Dass diese Arrangements daran krankten, sich irgendwann so ein bisschen selbst zu wiederholen, fiel gar nicht richtig auf.

ROGERS standen schließlich erst am Anfang, waren sympathische Jungs und legten einen Ehrgeiz an den Tag, den man manch etablierter Combo wünschen würde. Jetzt aber ist alles anders. Jetzt ist da plötzlich „Augen auf!“ und stellt einen Quantensprung dar.

Einen Quantensprung, dem man anhört, was für eine ungehörige Menge an Erfahrung dieses Quartett durch das stete Spielen auf Bühnen aller Art in den vergangen paar Jahren sammeln konnte. ROGERS sind zu Profis geworden.

Zu Profi-Songschreibern. Zu Profi-Musikern. Bei ihnen gibt es keine Beliebigkeit mehr. Stücke wie „Nie euer Land“, „Die Nachbarn von oben“, „Wir wollten Helden sein“, „Sie hören zu“, „Unter Tränen“ oder „Tagesschau“ erzählen richtige Geschichten, beleuchten nachvollziehbar und den Hörer mitnehmend den Alltag eines Jedermann, zeigen politisch klare Kante, enthalten nicht mal die Spur einer Unsicherheit.

Und sie bestechen mit Musik, die zwar die „alten“ ROGERS nicht unbeachtet lässt, die aber plötzlich ebenso auf den Punkt daherkracht, wie sie auch mal messerscharf bremsend das Tempo rausnimmt.

„Augen auf!“ ist eine aufrüttelnde, eine aufregende Angelegenheit, die nicht zeitgemäßer auf Punkrocklevel sein könnte, ohne dabei in Epigonentum zu verfallen und einfach die Erfolgsrezepte von BROILERS oder TURBOSTAAT nachzukochen.

Wie gesagt: Wow! Willkommen an dem Ort, an dem Musik erklingt, um zu bleiben!