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KRANE

Pleonexia

Sprachlosigkeit. Mit Ausnahme einiger Spoken-Word-Interludes und einem pointierten Ausschnitt aus einer Terror-und-Flucht-Rede, in der Mitgefühl zu realer Gefühl- und Gedankenlosigkeit dekonstruiert wird, ist es auf „Pleonexia“ wie kurz nach dem Aufwachen: Erstmal nicht sprechen.

Dennoch erzwingen KRANE vermittelt über Sub- und Paratext mehr gedankliche Arbeit als im Bereich Post-Metal üblich. „Pleonexia“, ein Begriff aus der „Nikomachischen Ethik“ von Aristoteles, funktioniert auf mehreren Bedeutungsebenen, verhandelt Fragen der Ungleichheit und hinterfragt die moralischen Konsequenzen.

Die Tracktitel machen es sich zwischen dem Opener „Deception“ und dem Closer „Aftermath“ in einem kriegsstrategischen Wortfeld ungemütlich. KRANE übersetzen diese Reflexion in technisch anspruchsvollen, kompakten Endzeit-Metal, der an LLNN oder LO! erinnert und dementsprechend auch dem Berliner Label Pelagic Records gut stehen würde.

Sie verzichten bewusst auf das Ausufernde, tauschen das repetitive Moment des Post-Metal ein gegen Industrial-artigen Flair und verhelfen „Pleonexia“ dadurch zu einem Mehr an manischen Ausbrüchen, zu konzentrierteren Salven von explodierenden Gitarren.