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LITTLE BIG MAN

Der 2010 verstorbene amerikanische Regisseur Arthur Penn war einer der bedeutendsten Vertreter des New Hollywood in den Sechzigern und Siebzigern, der das traditionelle Hollywood-Kino formal und inhaltlich zu modernisieren versuchte und bewusst gegen Genre-Konventionen verstieß.

In dieser Hinsicht steht Penns „Bonnie und Clyde“ von 1967 auf derselben Stufe wie Mike Nichols „Die Reifeprüfung“ aus demselben Jahr, der Dustin Hoffman zum Hollywood-Star gemacht hatte.

Beide zeigen ein großes Interesse für Gegenentwürfe zu bürgerlichen Existenzformen, was bei Penns „Bonnie und Clyde“ deutlich schockierender und tabubrechender ausfiel, da er sein Gangsterpärchen im Kugelhagel der Polizei sterben lässt.

Sam Peckinpah trieb in „The Wild Bunch“ zwei Jahre später diese damals ungewohnte Darstellung exzessiver Gewalt noch auf die Spitze, um, wie er sagte, Amerika die Augen zu öffnen. Das könnte auch das Motto von Penns erfolgreichstem, auf dem Roman von Thomas Berger basierenden Film „Little Big Man“ sein, der jetzt das erste Mal auf Blu-ray erschien, in sehr guter Qualität, ergänzt um zwei Penn-Dokumentation und eine über Dustin Hoffman.

Hoffman spielt darin auf fast schon chamäleonhafte Art den inzwischen 121 Jahren alten Jack Crabb – der einzige weiße Überlebende der Schlacht am Little Big Horn –, der in einem Altenheim im Rahmen eines Interviews sein Leben Revue passieren lässt.

Denn seit seinem zehnten Lebensjahr wurde Crabb zwischen den Kulturen der Indianer und der weißen Kolonisten hin- und hergerissen. Penn gelang dabei ein tragikomischer und epischer Anti-Western, der zur Entmythologisierung der Pionierzeit in den USA beitrug und zeigte, wie die Realität Träume und Ideale korrumpiert.

Ebenfalls wurde in dieser grandiosen Münchhausiade auf allegorische Art das Thema Vietnamkrieg kritisch verarbeitet.