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DER KLANG DER MASCHINE

Karl Bartos

Unbestritten haben die Düsseldorfer KRAFTWERK in den Siebzigern ungemein wichtige Pionierarbeit für die Entwicklung von elektronischer Musik geleistet, um sich dann in den Weiten der Digitalisierung zu verlieren und 1986 mit „Electric Café“ ein Album zu veröffentlichten, das aktuellen Trends nur noch hinterherlief.

Kurz danach verließ Schlagzeuger Wolfgang Flür nach 15 Jahren die Firma KRAFTWERK, sein Kollege Karl Bartos hielt es noch bis 1991 aus. Während sich die eigentlichen kreativen Köpfe von KRAFTWERK, Ralf Hütter und Florian Schneider, mit einer Niederschrift ihrer Erinnerungen zurückhalten, machte Flür bereits Ende der Neunziger einen umstrittenen Versuch, seine Zeit in „Ich war ein Roboter“ aufzuarbeiten.

Seinem Beispiel folgte jetzt auch Bartos in deutlich umfangreicherer und möglicherweise auch seriöserer Form, da er gänzlich auf plumpes Nachtreten in Bezug auf seine ehemaligen Arbeitgeber verzichtet, auch wenn man beim ihm zwischen den Zeilen gut herauslesen kann, dass ihn kaum etwas mit Hütter und Schneider (Sohn des bekannten Architekten Paul Schneider-Esleben) verband, die aus wohlhabenden Elternhäusern stammten.

Umso mehr versucht sich Bartos an einer Entschlüsselung des KRAFTWERK-Codes, wodurch die Band zusehends wie eine Gruppe verrückter Wissenschaftler wirkt. Nach der lebendigen Schilderung seines beindruckenden Lebenswegs vor KRAFTWERK – Bartos ist ein klassisch ausgebildeter Musiker –, fällt die Spannungskurve des Buches leider immer mehr ab, so dass man es eigentlich aus der Hand legen kann, wenn für ihn das letzte Mal die Tür des Kling-Klang-Studios ins Schloss fällt, denn über die Band, auf der hier der Fokus liegt, erfährt man kaum noch Substanzielles.