Foto

AMERICAN NIGHTMARE

s/t

Trump regiert und AMERICAN NIGHTMARE melden sich nach 14 Jahren ohne neue Veröffentlichung zurück. Soll das etwa ein Zufall sein? Um es kurz zu machen: Irgendwie ja. Denn AMERICAN NIGHTMARE ging es nie um große politische Themen oder ätzende Gesellschaftskritik.

Nicht mal in ihrer ersten Phase, genau zu der Zeit, als ein anderer Republikaner, George W. Bush, das Weiße Haus und schlussendlich auch die Welt unsicherer machte. Für Sänger Wesley Eisold war AMERICAN NIGHTMARE immer eine Möglichkeit, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen.

Ganz konkret brauchte er die Band, die Texte und irgendwie auch Hardcore-Shows, um seine Depressionen in Schach zu halten. Als die Band sich 2004 auflöste, war das auch ein Resultat davon, dass vor allem Eisold ausgebrannt war.

Nun sind sie also zurück. Die großen AMERICAN NIGHTMARE. Und dieses Mal sogar unter ihrem eigentlichen Namen, statt unter der sperrigen Behelfslösung GIVE UP THE GHOST. Geändert hat sich gar nichts.

Die neuen neun Songs hätten so auch 2001 auf „Background Music“ ihren Platz gefunden, was im Grunde auch Anlass zur Freude sein kann. Vor allem für die, die fast anderthalb Dekaden auf ein Comeback einer Band gewartet haben, die irgendwie noch nicht alles gesagt zu haben schien.

So spielt „American Nightmare“ also quasi in seiner eigenen Liga. Sicher, aus den Fehlern von GIVE UP THE GHOST haben andere Bands gelernt und sich gleichzeitig auch ein Beispiel daran genommen, wie guter Hardcore wirklich klingen kann.

Wenn Eisold in „Dreams“ jedoch schreit, dass er eigentlich sein ganzes Leben nur über den Tod nachdenkt, baut das eine persönliche Verbindung auf, die über den Circle Pit und ein bisschen Stagediven hinausgeht.

„American Nightmare“ ist wichtig. Vor allem für die Band, da sie endlich und unproblematisch eine Platte unter dem Namen veröffentlichen kann, der ihnen wirklich etwas bedeutet. Sie ist wichtig für eine Szene, die sich mit solchen Dingen wie Depressionen offen auseinandersetzen muss, besonders um den Betroffenen zu helfen.

Denn darum geht es doch beim Hardcore. Wie heißt es bei SICK OF IT ALL in „Us vs. them“ noch: „When it’s us versus them / You can always count on me“. AMERICAN NIGHTMARE sind mehr als nur ihr Merchandise, das auf den ersten Blick ja so politisch ist.

Wer ein Beispiel für einen guten Hardcore-Song braucht, bevor er oder sie sich „American Nightmare“ besorgt, dem sei „World is blue“, einer der im Vorfeld veröffentlichten Titel, wärmstens empfohlen.

Die Mitglieder der Band mögen vielleicht ein paar Jahre älter geworden sein, ihre Energie haben sie auf jeden Fall nicht verloren. Bleibt noch zu sagen, dass der amerikanische Alptraum wohl leider weitergeht: Für Eisold persönlich und mit Donald Trump wohl leider auch politisch.