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FINDING JOSEPH I

The HR from Bad Brains Documentary

Preisgekrönte Doku über einen der schillerndsten und widersprüchlichsten Frontmänner der Hardcore-Szene: Paul „HR“ Hudson. Die Parallelen zum Leben des legendären SNFU-Sängers Mr. Chi Pig, wie in dem Film „Open Your Mouth And Say ...“ dargestellt, sind erstaunlich.

Beide Männer waren als Teenager und junge Erwachsene nichts weniger als buchstäbliche Athleten. Im Falle von HR gab es ernsthafte Anstrengungen seitens einiger Sportlehrer, ihn ins Olympiakader zu holen.

Beide hatten wohl eine Veranlagung zur Schizophrenie. Bei Mr. Chi Pig kennt man in etwa die Trigger, die seinen Zustand verschlimmerten, eine Kopfverletzung, die nie als solche erkannt wurde, und eine schwere Drogensucht.

Bei HR streiten sich die Geister, manche schwören, er hätte nie etwas anderes als Gras geraucht, während andere behaupten, er sei schon in den Achtzigern heroinabhängig gewesen. Anders als bei der BAD BRAINS-Doku „A Band in DC“ (2012) gehören Darryl und Dr.

Know nicht zu den vielen Leuten, die für „Finding Joseph I“ befragt wurden. Dafür gibt der sympathische Earl, HRs Bruder, bereitwillig Auskunft. Hinzu kommen musikalische Weggefährten, viele jüngere und weitaus erfolgreicheren Musiker.

Thema sind auch die Perioden, in denemHR sich ganz und gar dem Reggae und seinem Glauben widmete. Mit am interessantesten sind, neben den Interviews mit Earl, einigen Produzenten, Tourmanagern und A&R-Leuten, auch die Passagen mit HRs heutiger Ehefrau.

Gut möglich, dass er ihr die Tatsache zu verdanken hat, dass er überhaupt noch lebt. Mrs. Hudson hat entweder ein Helfersyndrom allererster Güte oder die Geduld eines Engels und ein Herz so groß wie das von einen Elefanten.

Denn HRs Geisteszustand wird sich in diesem Leben nicht mehr erholen.